Test: Triumph Street Triple RS - Nahe an der Perfektion

Triumph hat die Street Triple RS in vielen Punkten überarbeitet, doch ihre Identität gewahrt.

9Test: Triumph Street Triple RS - Nahe an der Perfektion
In Zusammenspiel mit der vorbildlichen Rückmeldung von vorn lässt sich die Triumph Street Triple sicher durch die Kurven werfen Foto: Triumph

Das Bessere ist der Feind des Guten, heißt es im Volksmund. Das gilt für praktisch immer und somit natürlich auch für Motorräder, selbst wenn ein gewisser Grad an Perfektion bereits erreicht ist. Wie im Falle der Triumph Street Triple. Als die kecke Britin auf den Markt kam machte sie gleich Eindruck. So leicht, so spielerisch und doch so stabil und zielgenau hatte sich noch kein Motorrad dieser Liga fahren lassen. Im Verbund mit dem lebhaften und charakterstarken Dreizylinder wurde die Mittelklasse quasi neu begründet. Über die Jahre rollten Faceliftings und Neuauflagen vom Band, doch eines hat die Street Triple nie verloren: ihre Identität.

Und so waren wir auf die aktualisierte 2023er-Version gespannt, deren vor einigen Jahren auf 765 Kubikzentimeter aufgepumpter Triple nun - in der RS-Version - statt 123 glatte 130 PS bei 12.000 Umdrehungen an das Hinterrad schickt. Zudem hat man die Übersetzung ein wenig verkürzt und nutzt hinten ein 48er-Kettenblatt und vorne ein Ritzel mit 15 statt 16 Zähnen. Das kostet zwar eine Spur an Endgeschwindigkeit, was aber für die Gänge 2 bis 6 weitgehend durch das geänderte Getriebe egalisiert wird.

Bei den Bremsen setzt Triumph nunmehr auf noch feinere Ware. Zum Einsatz kommen Stylema-Bremsen mit vier Kolben von Brembo, die ihre Aufgaben im Landstraßenbetrieb mit Bravour meistern. Beim Fahrwerk hingegen setzt man auf eine Hersteller-Mixtur. Hinten kommt ein Öhlins STX40-Dämpfer zum Einsatz, vorne baut man auf eine voll einstellbare Showa-Gabel mit 41 Millimeter Durchmesser. Merke: Die Streety eignet sich damit hervorragend für Rennstreckeneinsätze, ein Vergnügen, in dessen Genuss wir leider nicht kamen.

Denn der Motor dreht, wie von den Vorgängermodellen gewohnt, mit einer wunderbaren Leichtigkeit hoch in Richtung roter Bereich, der bei 13.000 Umdrehungen beginnt. Dabei begleitet ihn noch immer das typische Pfeifen, wenn auch - so kam es uns vor - nicht mehr ganz so jubilierend. Wundern muss man sich über die Performance nicht: Mit nun 188 Kilogramm vollgetankt hat sie erneut ein wenig abgespeckt, was die Handlichkeit weiter verbessert. Die Sitzposition hat sich nicht wesentlich verändert; durch den etwas kürzeren Tank bekommt man noch eine Spur mehr Gefühl für das Vorderrad, und groß Gewachsene können ein wenig weiter nach hinten rutschen, da das Heck ein wenig länger ausfällt. Die Sitzhöhe hat sich mit 83,6 Zentimetern nicht verändert. Dahinter findet sich ein Notplatz für Beifahrer.

Die Elektronik liefert fünf Fahrmodi von Regen bis Rennstrecke, die man auch während der Fahrt ändern kann, sowie eine Traktionskontrolle. Allerdings kommt nun auch eine IMU-Einheit (Inertial Measurement Unit) zum Einsatz, die ABS und TC schräglagenabhängig steuert. Das alles lässt sich jederzeit gut ablesen auf einem 5 Zoll großen TFT-Display und steuern über einen kleinen Joystick am linken Griff sowie über einige wenige Tasten.

Die für die normale Tour am meisten genutzten Fahrmodi Road und Sport bieten ein gutes Gefühl für die Gasannahme, die bei Sport ein wenig abrupter ausfällt. In Zusammenspiel mit der vorbildlichen Rückmeldung von vorn lässt sie sich sicher durch die Kurven werfen; die weichen Pneus (Pirelli Diablo Supercorsa SP) kleben sie zuverlässig auf den Asphalt. Hier macht sich letztlich das geringe Gewicht bemerkbar, denn spielerischer dürfte kaum ein anderes Bike einzulenken sein - typisch Streety. Klar gibt es kräftigere Bikes, die auf der Geraden an ihr vorbeiziehen, doch im Kurvengeschlängel liegt die Britin wieder vorne.

Und so fällt es uns schwer, etwas zu finden, an dem man wirklich herummäkeln könnte. Denn auf dem nicht allzu harten Sitzpad lassen sich auch längere Tagestouren gut aushalten, allein größere Piloten leiden ein wenig unter den sportlich hoch angebrachten Fußrasten. Apropos: Mit einem Standgeräusch von 95 dba ist die 23er Streety im Gegensatz zur Vorgängerin Tirol-tauglich.

Der Verbrauch pendelte sich bei unseren Fahrten über Autobahn und Landstraße bei 5,8 Liter je 100 Kilometer ein, wobei sich Etappen von rund 200 Kilometer errechnen, da der Tank nun statt 17,5 nur noch 15 Liter fasst. An der Preisschraube hat Triumph nicht gedreht: Die Neue ist als RS ab 12.295 Euro zu haben - und damit zum gleichen Preis wie die Vorgängerin. Die ,,R" mit 120 PS kostet 10.195 Euro. Wer eine andere Farbe als grau möchte, muss noch 200 Euro drauflegen. Hier könnte man einen Schwachpunkt der Streety RS ausmachen: Sie ist sicherlich kein Schnäppchen.



Triumph Street Triple RS - Technische Daten:

Motor: Flüssigkeitsgekühlter Dreizylinder-Reihenmotor, 765 ccm Hubraum, vier Ventile pro Zylinder, 96 kW/130 PS bei 12.000 U/min, maximales Drehmoment: 80 Nm bei 9.500 U/min; 6 Gänge mit Quickshifter und Blipper, Kette

Fahrwerk: Aluminiumverbund-Brückenrahmen, USD-Telegabel ø 41 cm vorne, voll einstellbar, 11,5 cm Federweg; Zweiarmschwinge, Zentralfederbein, voll einstellbar, 13,1 cm Federweg; Reifen 120/70 R 17 (vorne) und 180/55 R 17 (hinten), 310 mm Doppelscheibenbremse schwimmend gelagert vorne, 220 mm Einscheibenbremse mit Einkolben-Schwimmsattel hinten.

Radstand: 1,40 Meter, Sitzhöhe: 83,6 Zentimeter, Gewicht (vollgetankt): 188 kg, Tankinhalt: 15 Liter, Testverbrauch: 5,8 Liter/100 Kilometer

Preis: ab 12.295 Euro

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