Sonst noch was?

Sonst noch was? - Angebot und Nachfrage

Wir finden Marktwirtschaft grundsätzlich gut, sind aber mitunter verwirrt, wie Marktteilnehmer reagieren, wenn der Markt funktioniert.  

Sonst noch was?  - Angebot und Nachfrage
Sonst noch was? Foto: SP-X

Der freie Markt funktioniert in der Regel meistens gut. Manchmal braucht er ein paar Eingriffe, das Prinzip der Preisfindung aus Angebot und Nachfrage ist im Normalfall selbstregulierend. Was weniger gut funktioniert ist mitunter der Erkenntnisgewinn von Markteilnehmern, was wir aktuell an etlichen Beispielen sehen können.

Nehmen wir mal an, eine Branche kommt durch eigentlich missliche äußere Umstände plötzlich in die Situation, dass just ihr Angebot stark nachgefragt wird. Was passiert? Man verkauft, was man hat, und produziert nach Kräften weiter, um die Nachfrage zu befriedigen. Vielleicht erhöht man auch die Preise. Trotzdem kann man gar nicht so viel liefern, wie gerade nachgefragt wird.

Was macht der schlaue CEO? Er erweitert die Produktion, die Nachfrage will ja bedient werden. Genauso so reagieren auch andere Unternehmen der Branche, die jetzt insgesamt viel mehr herstellt. Viel mehr jedenfalls, als der Markt normalerweise aufnehmen kann.

In der Folge normalisiert sich die erwähnte missliche Eingangssituation, die Nachfrage normalisiert sich ebenfalls, die CEOs stellen verblüfft fest, dass viele Nachfrager, die das Produkt haben wollten und eines besitzen. Vorbei der Boom. Jetzt fängt das Gejammer an, weil man beim Planen den Boom in alle Ewigkeit fortgeschrieben und zu hohe Produktionskapazitäten aufgebaut hat.  

Zudem wurde den Aktionären natürlich das Blaue vom Himmel versprochen, respektive satte Dividenden und steigende Kurse, was sich ja auch positiv auf Portemonnaie des Vorstands auswirkt. Die Aktionäre sind jetzt sauer, weil das schöne schnelle Geld wieder weg ist - mancher CEO übrigens auch - auf das der nächste wieder einen schönen Wachstumsplan vorlegt.  

Das hätte man eigentlich als hochbezahlter Manager voraussehen können. Denn die Geschichte wiederholt sich ja ständig. Nicht nur bei Reisemobilen, sondern auch bei Motorrädern. Da sogar besonders, weil speziell in den sogenannten entwickelten Märkten die Kundschaft recht alt geworden ist und wenig nachkommt. Das spricht sich gerade sogar in Österreich rum. Wobei böse Zungen behaupten, dort wäre es brausegedopten potenziellen Investoren ganz recht, dass sich der Aktienkurs des bis eben noch größten Motorradherstellers Europas im Sinkflug befinde. Man darf gespannt sein.

Derweil reagiert VW auch auf den Markt, hier aber wohl vor allem auf Auflagen und Dauerkritik, und verkauft sein Werk in Xinjiang, also das, wo dem Vernehmen nach Uiguren zumindest im Umfeld und nicht besonders freiwillig arbeiten müssen. An dieser Stelle wirkt der Markteingriff mit dem Lieferkettengesetz der EU, könnte man jedenfalls meinen. Und da quasi alle Hersteller neuerdings ethische, nachhaltige und datensichernde Maßnahmen als eigenes Gesetz postulieren und von ihren Lieferanten dokumentiert bekommen wollen, ist es schwierig, selbst angreifbar zu sein.  

Dieser Tage jährt sich übrigens ein historischer und nachhaltiger Eingriff in den Markt. Die Chickentax feiert ihren 60. Geburtstag. Damit reagierte Europa in den 1960er-Jahren zu Gunsten der eigenen Landwirte auf eine drohende Schwemme billiger Hühnchen aus den USA. Die USA revanchierten sich mit Zöllen auf kleine Nutzfahrzeuge, was sich noch immer zu Gunsten der dicken US-Pickups auf dem dortigen Markt auswirkt. Gewissermaßen sind die Lieferanten des Wienerwald-Hendls die Väter des Erfolgs des Ford F150 Pickups und seiner beiden stetigen Mitbewerber.

Der Erkenntnisgewinn über die Wirksamkeit von Zöllen dürfte unterschiedlich ausfallen, je nachdem ob man in den USA, in China oder eben in der EU agiert. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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