ADAC attestiert dem Verkehrssektor Rückschritt bei der Nachhaltigkeit

ADAC attestiert dem Verkehrssektor Rückschritt bei der Nachhaltigkeit
Foto: Autoren-Union Mobilität/ADAC

Dem Verkehrssektor in Deutschland gelingt es nach der Corona-Pandemie nicht, die Nachhaltigkeit zu stärken. Das ist das Ergebnis des ADAC Mobilitätsindex, der den Sektor unter den Aspekten Klima- und Umweltschutz, Verkehrssicherheit, Bezahlbarkeit, Zuverlässigkeit sowie Verfügbarkeit von Mobilität betrachtet. Daraus ergibt sich der Indexwert im Sinne eines Gesamtbildes. Für das Berichtsjahr 2022 sank der Mobilitätsindex von 113 auf 111 Punkte. Er ist damit zum zweiten Mal in Folge rückläufig.


Damit wird offensichtlich, dass die zuletzt während der Pandemie erzielte Verbesserungen überwiegend auf Einschränkungen der Mobilität zurückzuführen waren. Strukturelle Verbesserungen fehlen weitgehend. Doch immerhin haben sich die Werte beim Klima- und Umweltschutz trotz einer gestiegenen Verkehrsleistung nicht verschlechtert. Bei der Verkehrssicherheit und der Bezahlbarkeit sehen die Experten dagegen eine deutlich negative Entwicklung, die zu einem schlechteren Gesamtindex führen.

Von allen fünf Bewertungsdimensionen ergibt sich bei Klima und Umwelt der höchste Index-Wert. Trotz des Anstiegs der Verkehrsleistung im Straßenverehr hielt sich der Wert bei 120. Der höhere Energieverbrauch, der sich durch den Anstieg der Verkehrsleistungen ergab, konnte durch Verbesserungen bei den Emissionen von Luftschadstoffen kompensiert werden, die sich wiederum auf die immer saubereren Verbrennungsmotoren zurückführen lassen.

Die Verkehrssicherheit hat sich im Vergleich zum Vorjahr bei gestiegenen Fahrleistungen drastisch um elf auf 107 Punkte verschlechtert. Der negative Trend war bei Personenschäden, Sachschäden und dem Unfallgeschehen zu verzeichnen. So gab es mehr Unfälle im Radverkehr, denn bei zunehmender Radverkehrsleistung kam es häufiger zu Konflikten zwischen dem Rad- und Kfz-Verkehr.

Auch der Rückgang der Bewertungsdimension „Bezahlbarkeit“ auf 103 Punkte ließ den Gesamtindex sinken. Hier wird unter Berücksichtigung der Entwicklung des Einkommens analysiert, inwieweit es den Menschen möglich ist, ihre Mobilitätsbedürfnisse zu finanzieren. Vor allem die Energiekrise wirkte sich negativ auf den motorisierten Individualverkehr aus. Zudem blieb die Wirkung des Tankrabatts begrenzt. Immerhin trugen moderate Preise im öffentlichen Verkehr durch staatliche Unterstützung wie etwa das 9-Euro-Ticket zu einer Linderung des Preisdrucks bei.

Die Bewertungsdimension „Verfügbarkeit“ stieg nur leicht auf 102 Punkte. Ein Grund für die Verbesserung liegt in der Erholung im Fernbus- und Luftverkehr, wodurch sich das Angebot im öffentlichen Verkehr insgesamt verbessert hat. Trotzdem liegt der Index immer noch unter dem Wert von 2019.

Gestiegen ist der Index auch bei der Zuverlässigkeit im Verkehr. Er rangiert im Jahr 2022 bei 117. Der Anstieg ist mutmaßlich auf weniger Staus im Straßenverkehr zurückzuführen, wie die ADAC Staubilanz 2022 zeigt. Dadurch konnte die Straße die zunehmenden Verspätungen im Schienenverkehr mehr als kompensieren.

Erstmals hat der ADAC im Rahmen des diesjährigen Mobilitätsindex die Entwicklungen bestimmter Indikatoren in den Bundesländern ausgewertet und ergänzt damit die Länderreports. Themen, auf die die Länder unmittelbar Einfluss nehmen können, sind etwa die Verbesserung der Verkehrssicherheit sowie der Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Die Zahl schwerer Personenschäden ist seit 2015 bis 2023 zwar in allen Bundesländern zurückgegangen, es gibt jedoch große Unterschiede. So reicht die Spanne von einer Reduzierung der Personenschäden um knapp 38 Prozent in Baden-Württemberg bis um rund acht Prozent in Berlin. Ähnlich sind die Unterschiede beim Ausbau der Ladeinfrastruktur: Die Bandbreite reicht von einem Plus an öffentlichen Ladepunkten von 2019 bis 2023 in Hamburg von 126 Prozent bis hin zu Brandenburg mit einem Zuwachs von 425 Prozent. (aum)

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