Autokauf: Gebrauchtwagen richtig unter die Lupe nehmen

Die Antwort liegt in einer gründlichen und systematischen Untersuchung des Fahrzeugs. Nur wer weiß, worauf zu achten ist, kann böse Überraschungen vermeiden und ein zuverlässiges Auto erwerben.

Eine umfassende Inspektion beginnt bereits mit dem ersten Eindruck. Lassen Sie sich nicht von einem glänzenden Lack und einem blitzsauberen Innenraum blenden. Oftmals verbergen sich gerade hinter einer makellosen Fassade die wahren Probleme. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Begutachtung und gehen Sie dabei Schritt für Schritt vor. Eine Checkliste kann helfen, nichts Wichtiges zu übersehen.

Motor und Antrieb: Zuverlässigkeit hat oberste Priorität

Das Herz jedes Fahrzeugs ist der Motor. Umso wichtiger ist es, diesen genauestens unter die Lupe zu nehmen. Starten Sie den Motor im kalten Zustand und horchen Sie auf ungewöhnliche Geräusche. Klopfen, Rasseln oder Pfeifen können auf Verschleiß oder Defekte hindeuten. Auch während der Probefahrt sollten Sie die Ohren spitzen. Unrunder Lauf, Leistungsverlust oder blaue Abgaswolken sind Warnsignale, die Sie ernst nehmen sollten.

Neben der Laufruhe sind auch der Ölstand und die Ölqualität von Bedeutung. Prüfen Sie den Ölstand mithilfe des Peilstabs und achten Sie auf die Farbe und Konsistenz des Öls. Schwarzes, verbranntes Öl deutet auf mangelnde Pflege hin, während Schaumbildung auf Kühlmittelverlust schließen lässt. Lassen Sie sich die Wartungsunterlagen zeigen, um nachzuvollziehen, ob Ölwechsel und Inspektionen regelmäßig durchgeführt wurden.

Auch das Getriebe verdient besondere Aufmerksamkeit. Schalten Sie bei Schaltgetrieben alle Gänge durch und achten Sie auf Hakeln oder Geräusche. Automatikgetriebe sollten sanft und ruckfrei schalten. Lassen Sie den Wagen bei laufendem Motor stehen und lauschen Sie, ob aus dem Getriebe seltsame Geräusche dringen. Im Zweifelsfall kann ein Unfallgutachter Klarheit schaffen, ob es sich um unbedenkliche Alterserscheinungen oder gravierende Mängel handelt.

Karosserie und Lack: auf Unfallspuren und Rost prüfen

Die Karosserie ist das Gesicht eines Autos und verrät viel über dessen Vergangenheit. Nehmen Sie sich Zeit für eine ausgiebige Sichtprüfung und inspizieren Sie den Lack aus verschiedenen Blickwinkeln. Achten Sie auf Farbunterschiede, Dellen und Kratzer, die auf Unfallschäden oder unsachgemäße Reparaturen hinweisen können. Auch unterschiedliche Spaltmaße zwischen Türen und Kotflügeln können ein Indiz für eine Vorschädigung sein.

Ein Blick unter das Fahrzeug ist ebenfalls unverzichtbar. Prüfen Sie Unterboden, Schweller und Radläufe sorgfältig auf Rost. Insbesondere an Hohlräumen und schwer einsehbaren Stellen kann sich Rost unbemerkt ausbreiten und die Substanz des Fahrzeugs angreifen. Auch hier gilt: Lassen Sie sich im Zweifelsfall von einem erfahrenen Gutachter beraten, der versteckte Schäden aufspüren kann.

Innenraum und Ausstattung: Zustand und Funktionalität bewerten

Der Innenraum eines Gebrauchten sollte ebenso gründlich inspiziert werden wie das Exterieur. Achten Sie auf Verschleißerscheinungen an Sitzen, Polstern und Verkleidungen. Übermäßige Abnutzung, Risse oder Flecken können auf eine intensive Nutzung oder unsachgemäße Behandlung hindeuten. Testen Sie alle elektrischen Funktionen wie Fensterheber, Sitzverstellung und Klimaanlage. Defekte können auf eine mangelnde Wartung oder einen Unfall zurückzuführen sein.

Auch Gerüche sollten Sie wahrnehmen. Riecht es im Innenraum muffig oder nach Zigarettenrauch, kann dies auf Feuchteschäden oder eine Rauchervergangenheit hinweisen. Beides kann die Substanz des Fahrzeugs beeinträchtigen und die Wiederverkaufschancen mindern.

Prüfen Sie zudem, ob alle Schlüssel und Borddokumente vorhanden sind. Fehlende Unterlagen oder Zweitschlüssel können auf einen Diebstahl oder einen Unfallwagen hindeuten. Scheuen Sie sich nicht, in solchen Fällen kritisch nachzufragen und sich die Historie des Fahrzeugs genau erläutern zu lassen.

Elektronik und Fahrwerk: Sicherheit hat Vorrang

Zu guter Letzt gilt es, die sicherheitsrelevanten Komponenten des Fahrzeugs zu überprüfen. Allem voran stehen dabei Bremsen, Lenkung und Beleuchtung. Testen Sie die Bremsen sowohl bei langsamer Fahrt als auch bei einer Vollbremsung. Die Bremswirkung muss gleichmäßig und ohne Fading einsetzen. Auch die Lenkung sollte präzise und ohne Spiel ansprechen. Achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche oder ein Flattern des Lenkrads, was auf einen Defekt hindeuten kann.

Kontrollieren Sie die Funktion sämtlicher Leuchten und Blinker. Fehlerhafte Beleuchtung ist nicht nur ein Sicherheitsrisiko, sondern kann auch teure Mängel bei der Hauptuntersuchung sein. Prüfen Sie zudem, ob alle elektronischen Helferlein wie ABS, ESP und Airbags fehlerfrei arbeiten. Defekte Kontrollleuchten oder Fehlermeldungen im Bordcomputer sollten Sie hellhörig werden lassen.

Zu einer umfassenden Begutachtung gehört auch ein prüfender Blick auf das Fahrwerk. Achten Sie auf Rost und Verschleiß an Federn, Dämpfern und Spurstangen. Abgefahrene oder einseitig verschlissene Reifen können ein Indiz für einen Achsschaden oder eine falsche Spur sein. Lassen Sie den Wagen auch hier im Zweifelsfall von einem Fachmann begutachten, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Mit einer sorgfältigen und systematischen Untersuchung lassen sich viele Mängel an einem Gebrauchtwagen frühzeitig erkennen. Scheuen Sie sich nicht, auch unangenehme Fragen zu stellen und auf Ungereimtheiten zu pochen. Je gründlicher Sie den Wagen unter die Lupe nehmen, desto geringer ist das Risiko, sich ein überteuertes Montagsauto anzuschaffen. Mit der nötigen Sorgfalt und etwas Sachverstand steht einem zufriedenen Gebrauchtwagenkauf nichts im Wege.