Test: Gazelle Ultimate C5 - Eine Klasse für sich

Gazelle hat sein Alltags-Pedelec Ultimate in vielen Details aufgepeppt. Herausgekommen ist ein topmodernes E-Bike, das seine Sache erfreulich gut macht, solange man elektrisch fährt.

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Das Ultimate C5 von Gazelle überzeugt mit Qualität und guten Allrounder-Eigenschaften Foto: SP-X/Mario Hommen

Der Fahrradhersteller Gazelle kann auf eine über 130 Jahre währende Geschichte und fast ebenso lange Tradition im Zweiradbau zurückblicken. Die Marke ist vorallem für Hollandräder ist bekannt und konzentriert sich mittlerweile stark auf das Pedelec-Business. Mehrere E-Bike-Modelle hat Gazelle am Start. Bei der zur Saison 2023 auf den neuesten Technikstand gebrachten Ultimate zeigt sich in, wie sehr sich E-Bikes in ihrer noch jungen Evolution vom klassischen Fahrrad emanzipiert haben und eine fast eigenständige Fahrzeuggattung bildet.

Mit Diamantrahmen, Speichenrädern und Pedalantrieb wirkt das Ultimate natürlich in erster Linie wie ein Fahrrad. Allerdings fällt es stattlich aus. Einige Details, etwa die Reifen oder das dicke Unterrohr, sind üppiger dimensioniert als bei Fahrrädern üblich. Dem Trend zu schlanken E-Bikes erteilt das Ultimate damit eine klare Absage. Schön gemacht ist es dennoch. Rahmen, Lackierung sowie eigentlich alle Anbauteile zeichnen sich durch ein wertiges Finish aus. Grate? Ungleichmäßige Spalte? Klappergeräusche? Fehlanzeige. Beim Ultimate passt alles formschlüssig zueinander. Leitungen und Kabel verlaufen ab dem Steuerrohr durchs Rahmeninnere. Im Wortsinn ein Highlight ist der homogen leuchtende LED-Rücklichtstreifen, der im MIK-Gepäckträger formschön integriert ist.

Bei einem rund 4.000 Euro teuren Bike darf man solche Qualitäten durchaus erwarten, selbstverständlich sind sie allerdings nicht. In all der Harmonie fällt allerdings ein etwas unschönes Detail ins Auge: Die Halterung für das Farbdisplay in der Cockpitmitte greift leicht angewinkelt um den sich konisch verjüngenden Lenker, weshalb der schicke Kiox-Computer nicht perfekt rechtwinklig im Zentrum des Geschehens steht. Praktisch hat das freilich keine Nachteile, doch weil man oft auf den feinauflösenden Bildschirm schaut, fällt die dezente Schieflage auf. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau.

Kiox ist das Stichwort zur Antriebstechnik: Im Zentrum des Geschehens steht der Performance-Line-Mittelmotor von Bosch. Der arbeitet leise, gleichmäßig und kraftvoll. Im Turbomodus macht er das 25 Kilogramm schwere Bike erfreulich leicht und spritzig. In unserem Fall bringt die kleine E-Maschine die strammen 75 Newtonmeter Drehmoment per Riemenantrieb und 5-Gang-Nabengetriebe auf die Straße. Fünf Gänge? Angesichts der E-Unterstützung sind das selbst in hügeligen Gegenden mehr als ausreichend Übersetzungsalternativen. Steigungen lassen sich auf Wunsch auch mit 25 km/h erstürmen. Auf ebener Fläche sind laut Tacho gelegentlich auch 1 oder 2 km/h mehr drin. Viele E-Bikes lassen sich allein mit Muskelkraft auch schneller fahren, das Ultimate verleitet hingegen nicht zum Temporausch jenseits der Motorunterstützung. Ohne Elektroschub ist das Pedelec zwar fahrbar, doch das wird schnell anstrengend. Angesichts breiter Reifen, Riemenantrieb und einem stolzen Eigengewicht möchte man eigentlich nicht auf E-Unterstützung verzichten. Muss man auch nicht, denn der einfach herausnehmbare 625-Wh-Akku hat uns im verbrauchsintensiven Turbomodus mit einer Ladung fast 80 Kilometer weit getragen.

Das Bosch-Antriebssystem ist auch im Zusammenspiel von Flow-App und Kiox-Display eine gute Wahl. Dank dieser Technik bietet das Ultimate zum Beispiel eine Keyless-go-Diebstahlsicherung. Außerdem lassen sich Richtungshinweise der auf dem Smartphone laufenden Navisoftware im Bordcomputerdisplay anzeigen. Zusätzlich zum kleinen Bildschirm gibt es noch die Remote-Bedieneinheit am linken Lenkergriff, die dank farblich variabler Leuchttechnik alle für den Elektroantrieb wichtigen Informationen mitteilt und dank ihrer ergonomischen Tasten eine einfache Bedienung von Antrieb und Bordcomputeranzeige erlaubt.

Dank der Antriebstechnik qualifiziert sich das Ultimate als alltagstaugliches und spritziges Allround-E-Bike. Mögen muss man die erhöhte, Hollandfahrrad-typisch aufrechte Sitzposition, mit der das Ultimate an die Gazelle-Tradition anknüpft, diese zugleich allerdings eine Spur sportlicher auslegt. Alles ist ergonomisch angenehm eingerichtet. Der gekröpfte Lenker kommt den Händen entgegen, der verstellbare Vorbau erlaubt eine Feinjustierung der Lenkerposition. Die voluminösen Reifen und eine Zentralfederung für die Vordergabel sorgen für eine komfortable Note. Als sanfter Gleiter oder Offroader wie ein vollgefedertes E-SUV taugt das Ultimate hingegen nicht. Dafür fährt es sich angenehm stabil, präzise und wendig. Zielsicher und mit ordentlich Schräglage kann man mit ihm um Ecken fegen. In Kurven darf man ruhig weiter strampeln, da die Pedale selbst am unteren Tiefpunkt nicht drohen, über den Asphalt zu schubbern. Die hydraulischen Scheibenbremsen von Magura packen ordentlich zu. Angesichts dieser Fahreigenschaften überrascht es wenig, dass die Baureihe auch als 45 km/h schnelles S-Pedelec zu haben ist.

Dank breiter Schutzbleche und Riemenantrieb macht das Ultimate C5 außerdem im Regen eine gute Figur. Es handelt sich also um ein Fahrrad, mit dem man jeden Tag und außerdem auch gerne längere Strecken ohne besonderen Wartungsaufwand abspulen kann. Angesichts des Gebotenen scheinen die rund 4.000 Euro für die von uns getestete C5-Variante gut investiert. Zumal die Ausstattung Lichtanlage, einen stabilen Seitenständer, ein Speichenschloss, einen belastbaren Gepäckträger und ergonomische Ledergriffe am Lenker beinhaltet. Das Gazelle Ultimate bietet ein Rund-um-glücklich-Paket für Aufrecht- und Vielfahrer ohne Offroad-Ambitionen, die nicht mehr klassisch mit Muskelkraft biken wollen.

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