mid-Kommentar: Umwelthilfe ohne Rücksicht auf soziale Härten

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert eine Mindestgebühr von 360 Euro pro Jahr fürs Anwohnerparken. Dies würde die Mobilitätswende deutlich beschleunigen. Soziale und wirtschaftliche Fragen stellen sich die Umweltschützer allerdings nicht.

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mid Groß-Gerau - Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert eine deutliche Verteuerung des Anwohnerparkens. Arcaion / pixabay.com


Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert eine Mindestgebühr von 360 Euro pro Jahr fürs Anwohnerparken. Dies würde die Mobilitätswende deutlich beschleunigen. Soziale und wirtschaftliche Fragen stellen sich die Umweltschützer allerdings nicht. Im Sinne einer intelligent organisierten Verkehrswende stellt die DUH an dieser Stelle eine nicht zielführende Forderung.

Denn für das Klima ist es irrelevant, ob ein Auto nicht gefahren wird oder gar nicht existiert. Wer sein Auto stehen lässt und Fahrrad oder Bahn fährt, tut auch etwas fürs Klima. Doch das Fahrzeug löst sich dabei nicht in Luft auf, sondern muss irgendwo stehen. Aber die Umweltschützer drängen auf die Reduzierung des Autobestands und nehmen dabei keine Rücksicht auf soziale Härten. Denn die Gebühr würde diejenigen treffen, denen keine eigene Garage zur Verfügung steht, also Autofahrerinnen und Autofahrer mit meist schmalem Portemonnaie.

Die Reduzierung oder Verteuerung von Parkraum hat zudem keine stark steuernde Wirkung auf das Mobilitätsverhalten. Diejenigen, die auf den privaten Pkw oder das kleine Nutzfahrzeug angewiesen sind, werden einfach nur in den sauren Apfel beißen müssen. Die DUH unternimmt einen Fehlschluss, wenn sie annimmt, dass durch die künstliche Verschlechterung der Automobilität der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) verbessert wird.

Gewiss ist es richtig, den ÖPNV attraktiver und preiswerter zu gestalten - was die DUH ja ebenfalls fordert. Doch die einseitige Einschränkung oder Verteuerung des Autofahrens hat große wirtschaftliche und soziale Nachteile. Wenn bestimmte Strecken mit anderen Verkehrsmitteln als dem Auto einer Odyssee gleichen, richtet ein autoritäres politisches Eingreifen, wie es der DUH offenbar begrüßen würde, gesamtgesellschaftlichen Schaden an. Unser volkswirtschaftlicher Wohlstand basiert nun mal auf Arbeitsteilung, in der Mobilität - auch Automobilität - ein wesentlicher Faktor ist. Beim Begreifen solcher Zusammenhänge haben die Klimaschützer aber offensichtlich noch großen Nachholbedarf.

Lars Wallerang / mid

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