Fahrbericht: Maeving RM1 S - Elektrischer Flaneur

Das englische E-Motorrad Maeving RM1 S gibt sich anders als alle anderen E-Bikes. Es kombiniert fixes Vorwärtskommen in der Stadt mit Stil zum gediegenen Flanieren.

5Fahrbericht: Maeving RM1 S - Elektrischer Flaneur
Markantes Kennzeichen des neuen E-Motorrads Maeving RM1 S ist das sehr stylische Retro-Outfit Foto: Denan Loginov

Im noch sehr überschaubaren Markt der E-Motorräder tritt eine neue Marke auf den Plan. Sie heißt Maeving und ist in Coventry angesiedelt. Den Durchbruch soll das Modell RM1 S bringen, das mit einer Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h immerhin das Temperaments- und Geschwindigkeitslevel eines herkömmlichen Leichtkraftrades erreicht. Markantes Kennzeichen des neuen E-Motorrads ist das sehr stylische Retro-Outfit. Die Preise beginnen bei 9.000 Euro. Dabei ist stets ein pfiffiges ,,Tank"-Staufach mit großem Deckel. ,,Ohne Stauraum geht es im urbanen Bereich nicht", sagt Co-Firmenchef Sebastian Inglis-Jones. Recht hat er.

Die sehr ,,leicht" aussehende Maeving RM1 S ist puristisch konzipiert: Nur das fürs Fahren unbedingt Nötige wurde zu einem ansehnlichen Zweirad komponiert. Wesentliche Komponenten sind der Radnabenmotor - eine Eigenentwicklung - mit einer Dauerleistung von 7 kW/9,5 PS und einer Spitzenleistung von 10,5 kW/14 PS. Damit genügt fürs Fahren der Führerschein A1 oder die B-196-Erweiterung der B-Lizenz. Die zwei je 16,4 Kilogramm schweren Batterien finden liegend in einem verschlossenen Behältnis zwischen den Rädern Platz. Sie sind bei Bedarf leicht herausnehmbar und können damit alternativ auch in der Wohnung geladen werden; von 20 auf 80 Prozent vergehen zweieinhalb Stunden, von 0 bis 100 % sollen knapp sechs Stunden reichen. Die Kapazität des Dual-Batterie-Packs beträgt 5,46 kWh, was eine Reichweite von 130 Kilometern möglich machen soll. Das fahrfertige Gewicht der mit drei Fahrmodi aufwartenden RM1 S liegt bei 133 Kilogramm, die Zuladung bei 127 Kilo.

Die Maeving ist als Einsitzer ausgelegt, wobei der Sitz - Höhe 78,5 Zentimeter - gesteppt ist. Der Rahmen besteht aus Chrom-Molybdän-Stahl, die Teleskopgabel weist einen Federweg von 11 Zentimetern auf. Hinten sind zwei Federbeine mit 8 Zentimetern Federweg montiert; ihre Vorspannung ist verstellbar. Die vordere Einscheibenbremse misst im Durchmesser 24 Zentimeter, die hintere (18 Zentimeter) ist als Kombibremse ausgelegt und verzögert damit an beiden Rädern. Die aktuellen Zulassungsvorschriften werden damit auch ohne ABS erfüllt.

Das Fahrverhalten - die erste Ausfahrt führte durch Münchens Innenstadt und in südliche Vororte - erscheint unproblematisch, wobei die Federung ihre zur Konzeption passende Grundhärte nicht verbirgt. Das Temperament reicht für den großstädtischen Verkehr absolut aus, die Wendigkeit des kleinen Motorrads ist hervorragend. Eine Vespa kann's nicht besser, obwohl sie deutlich kleinere Räder hat. Der Fahrer sitzt ausgezeichnet, die Hebel und Schalter sind gut erreichbar. Die Lenkerendenspiegel bieten neben der stylischen Optik auch einen guten Rückblick.

Apropos blicken: Wer möchte, kann seine RM1 S zu einem absoluten Hingucker machen. Für einen Aufpreis von 600 Euro wird das E-Bike im ,,Vincent"-Design - schwarz mit goldener Linierung - geliefert, die ,,Gilbert"-Lackierung des Testbikes kostet 800 Euro. Für weitere 600 Euro werden Kotflügel in Echt-Karbon montiert; die ebenfalls am Testbike montierten, dreifach einstellbaren K-Tech Razor-Lite-Federbeine verlangen eine Zuzahlung von 850 Euro. Kein schlecht angelegtes Geld, sofern man seine Maeving regelmäßig nutzt und schlechten Straßenoberflächen nicht ausweichen kann. Ebenfalls im Zubehörangebot findet sich eine Seitentasche (320 Euro).

Die Auslieferung der Maeving RM1 S in Deutschland und Österreich soll im August beginnen. Alle Kunden erhalten ihr Fahrzeug nach Hause geliefert; für nötige Service-Arbeiten soll es eine mobile Werkstatt geben, die alle anfallenden Arbeiten ,,vor der Haustür" erledigt. Wobei die Ansprüche des kleinen E-Bikes bescheiden sind: Angesichts des verwendeten Radnabenmotors ist noch nicht einmal eine Kette zu spannen oder zu reinigen.

Bereits ausgeliefert wird das optisch sehr ähnliche Modell RM1; es ist weniger aufwändig gestaltet und zudem auf 70 km/h begrenzt. Für 6.300 Euro erhalten Kunden einem Einzel-Akku mit bis zu 65 Kilometer Reichweite; mit einem zweiten Akku verdoppelt sich die Reichweite, der Preis steigt auf 7.500 Euro.



Technische Daten Maeving RM1 S

Motor: E-Maschine mit 7 kW/9,2 Dauerleistung bzw. 10,5 kW/14 PS Spitzenleistung, in der Hinterradnabe installiert

Elektrisches System: Traktionsbatterie als Dual-Batteriepack mit LG M50LT-Zellen; Kapazität 2x 2,73 kWh, Gewicht pro Akku 16,4 kg. Integriertes Ladegerät 1200 W, Eingangsspannung 230 V. Wechselstrom-Hilfsbatterie: 12 V/7 Ah

Ladezeit: an der Haushalts-Steckdose von 20 auf 80 % in 2,5 Stunden, von 0 auf 100 % in unter 6 Stunden.

Fahrwerk und Bremsen: Chrom-Molybdänstahl-Rahmen; Teleskopgabel mit 11 cm Federweg, hinten Stahl-Zweiarmschwinge mit zwei Federbeinen, 8 cm Federweg, Vorspannung einstellbar. Speichenräder mit Dunlop K70-Reifen. Vorne Einscheibenbremse 24 cm, hinten Einscheibenbremse 18 cm.

Assistenzsysteme: Kombibremssystem (Hinterradbremshebel), 40 % vorne, 60 % hinten

Gewicht: 133 kg; Zuladung 127 kg

Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 110 km/h; Reichweite bis zu 130 km

Führerscheinanforderungen: A1 oder B196-Erweiterung (oder höher [A2, A])

Preis: ab 8.995 Euro

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