Ratgeber: Motorradfahren im Herbst - Extreme Schieflage meiden

Rutschige Straßen gibt es nicht nur im Winter. Schon im Herbst sollten Motorradfahrer mit schwierigem Untergrund rechnen.

Ratgeber: Motorradfahren im Herbst - Extreme Schieflage meiden
Auch im Herbst kann Motorradfahren sehr reizvoll sein Foto: fbn/SP-X

Motorradfahren ist im Herbst besonders riskant. Nasse Straßen, herabfallende Blätter und viel Nieselregen erschweren die Fahrt. Ein Ratgeber durch die nasskalte Jahreszeit. Mit ein paar Regeln lassen sich die späten Ausfahrten aber sicher genießen.

Grundsätzlich ermöglichen die schon kurzen Tage weitaus weniger Fahrstunden als im Juni oder Juli; die Strecken sollten deshalb kürzer bemessen werden. Kann man im Sommer leicht zwölf Stunden unterwegs sein, schrumpft diese Zeitspanne im Herbst auf maximal neun Stunden. Meist ist aus Temperaturgründen ein Start vor 9 Uhr weder möglich noch angeraten, und dann ist um 18 Uhr ja auch schon wieder Schluss. Zudem steigt im Herbst die Zahl der Stopps, weil man in Abhängigkeit von der Veränderung der Temperatur häufiger Teile der Unterbekleidung ausziehen beziehungsweise wieder anziehen muss.

Das Motorrad muss natürlich auch auf den letzten Fahrten des Jahres in einem einwandfreien technischen Zustand sein. Das gilt besonders für die Beleuchtungsanlage, die Bremsen und die Reifen. Die Scheiben dürfen keine tiefen Riefen aufweisen und die Beläge müssen ausreichend dick sein. Die Bremsflüssigkeit sollte spätestens alle zwei Jahre getauscht werden, um einen stabilen Bremsdruck zu sichern. Auch die Profiltiefe und der Druck der Reifen sollten vor der Fahrt untersucht werden. So sind zwar laut Gesetzgeber mindestens 1,6 Millimeter vorgeschrieben, mehr Profil lässt aber auch weniger Aquaplaning zu und erhöht die Sicherheitsreserven.

Der Fahrstil wird der Jahreszeit angepasst. Vorausschauende Fahrweise ist noch wichtiger als im Sommer, da besondere Gefahren drohen. Durch die tiefstehende Sonne ändern sich die Sicht- und Lichtverhältnisse, viele Verkehrsteilnehmer werden dadurch geblendet und erkennen Biker zu spät. Das Abblendlicht gehört bei der Fahrt daher immer eingeschaltet. Zudem empfiehlt sich das Tragen einer Signalweste über der Motorradjacke. Gegen Streulicht hilft ein sauberes und kratzfreies Visier. Getönte Schilder sollten deshalb im Herbst gegen klare ausgetauscht werden. Wärmende Unterwäsche und gefütterte Handschuhe schützen vor einem kalten Körper und steifen Fingern. Praktisch in dieser Jahreszeit sind eine beheizbare Sitzbank und wärmende Griffe. Die oft niedrigen Temperaturen am Morgen wie am späten Nachmittag führen in Kombination mit dem Fahrtwind oft zu kalten Händen. Das gefühlvolle Betätigen der Frontbremse leidet darunter.

Generell sollte im Herbst auf extreme Schräglage sowie aggressives Beschleunigen und Bremsen verzichtet werden. Besonders bei der Fahrt über Landstraßen, durch Wälder oder auf Alleen kann es durch nasses Laub extrem rutschig werden. Gefahr droht vor allem, wenn es beispielsweise in der Nacht zuvor stark geregnet oder gar gestürmt hat. Dann liegen meist auch kleine Zweige und Nadeln auf der Fahrbahn. Erhöhte Vorsicht ist dort ebenso geboten wie in ländlichen Gegenden mit Äckern und erhöhtem landwirtschaftlichen Verkehr. Verschmutzte und rutschige Straßen erhöhen die Sturzgefahr.

Gefährlich sind aber nicht nur Sturm und Regen. Auch die Kombination aus langen, niederschlagsarmen Zeiten und permanent geringen Temperaturen in dauerschattigen Lagen birgt Risiken. An solchen Stellen trocknet die Straßenoberfläche oftmals überhaupt nicht mehr ab, es bildet sich ein teils extremer Schmierfilm, der selbst bei deutlichen Plusgraden wie Glatteis wirkt. Wer auf eine schattige Kurvenpassage zufährt, sollte daher stets das Gas zugemacht haben und bereit sein, im Falle eines beginnenden Rutschers sofort auszukuppeln, um den Kraftschluss zum Hinterrad zu unterbrechen.

Zu gefährlich oder gar unverantwortlichen ist das Motorradfahren im Herbst natürlich nicht. Hilfreich ist es aber, das Schauen und Staunen über schöne herbstliche Landschaftsbilder vom Fahren zu trennen. Lieber genießt man die Herbstfarben im Stehen.

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