Ratgeber: Frühjahrscheck für Motorrad - Erst prüfen, dann starten

Reifendruck, Motoröl, Kettenspannung: Das Motorrad kann zum Saisonstart einen kleinen Technik-Check vertragen. Auf folgende Punkte sollte der Biker dabei achten.

Ratgeber: Frühjahrscheck für Motorrad - Erst prüfen, dann starten
Beim Frühjahrs-Check empfiehlt sich vor allem auch ein kritischer Blick auf den Zustand der Bremsanlage Foto: KÜS

Die neue Bike-Saison naht mit schnellen Schritten. Doch vor der ersten größeren Tour nach langer Pause sollte das Motorrad noch einer technischen Prüfung unterzogen werden.

Zunächst empfiehlt sich dazu eine optische Kontrolle. Haben sich Teile gelöst? Sind Spiegel und Anbauteile unversehrt? Wichtig ist zudem ein Blick auf die Reifen. An diesen dürfen sich keine Beschädigungen, Risse oder andere Blessuren zeigen. Anschließend wird der Luftdruck kontrolliert. Der für das Motorrad vorgeschriebene Wert steht in der Betriebsanleitung, bei zehn Jahre alten oder älteren Bikes sollte man gegebenenfalls beim Reifenhersteller nachfragen, ob die Empfehlung noch aktuell ist.

Wichtig ist zudem ein Blick auf die Profiltiefe. Der Gesetzgeber verlangt mindestens 1,6 Millimeter, Experten wie die Sachverständigen-Organisation KÜS empfehlen hingegen mindestens 3 Millimeter. Auch wenn die Reifen optisch überzeugen: Sind sie älter als sechs Jahre, ist ein Austausch empfehlenswert. Allerdings kann dies jeder Besitzer nach eigenem Ermessen entscheiden, denn gesetzlich verbindliche Regeln wie bei der Profiltiefe gibt es in Hinblick auf das Reifenalter nicht. Mit den Jahren wird die Gummimischung spröder und der Reifen selbst somit härter, was sich negativ auf die Fahreigenschaften auswirkt. In der sogenannten DOT-Nummer geben die letzten vier Ziffern Auskunft über Produktionswoche und -jahr: ,,2215" steht für die 22. Woche 2015.

Beim Kauf neuer Pneus ist darauf zu achten, dass diese den Vorgaben in den Fahrzeugpapieren entsprechen. Andere Fabrikate bedürfen der Freigabe durch den Hersteller. Wer andere als die genehmigten Größen wünscht, braucht entweder ein Teilegutachten oder eine Einzelbegutachtung.

Beim Blick auf die Reifen sollte parallel die Felgen kritisch beäugt werden, denn Beschädigungen an diesen können Unwuchten und damit gefährliches Fahrverhalten provozieren. Auch der fürs Fahrverhalten wichtige Rahmen sollte keine Blessuren aufweisen. Beim Bewegen des Lenkers von Endanschlag zu Endanschlag lassen sich Mängel im Lenkverhalten, wie Rastpunkte oder unterschiedliche Einschlagwinkel, erkennen.

Außerdem empfiehlt sich ein Blick auf die Bremsen. Ist das Bike aufgebockt, lassen sie sich leicht auf Rost oder Schäden untersuchen. Mit Unterstützung einer Taschenlampe werden zudem die Verschleißmarken der Bremsbelege überprüft. Sind diese Marken nahezu verschwunden, sollten die Belege zeitnah getauscht werden. Die Belege, die sich gut sichtbar von der Trägerplatte abheben, sollten noch mindestens einen Millimeter dick sein. Pro Rad werden alle Belege gewechselt. Der Bremsencheck sollte auch die Kontrolle der Bremsflüssigkeit umfassen. Ein Austausch ist spätestens dann nötig, wenn die Flüssigkeit nicht mehr gelb, sondern braun wirkt.

Für das aus dem Winterschlaf geholte Motorrad empfiehlt sich außerdem die Kontrolle des Motoröls. Die mit Öl gefüllten Dämpfer müssen dicht sein, um einwandfrei arbeiten zu können. Ein kritischer Blick auf Gelenke und Seilzüge kann ebenfalls nicht schaden. Diese sollten freigängig und gut gefettet sein. Während Winterpausen kann es hier gelegentlich zu Verharzungen kommen.

Eine gut gereinigte und gefettete Kette mit einem Spiel von zwei Fingerbreit - wenn der Fahrer auf dem Motorrad sitzt - kann möglicherweise viel Ärger während der Saison ersparen.

Vor dem Start des Motors sollte noch einmal die Batterie geladen werden. Anschließend wird der Säurestand in den Zellen geprüft und gegebenenfalls destilliertes Wasser nachgefüllt, sofern es sich nicht um eine wartungsfreie Batterie handelt. Vor dem Anklemmen empfiehlt sich noch eine Reinigung der Batterie-Pole sowie der Kontaktklemmen. Wurde während der Winterpause nicht geladen, könnte die Tiefenentladung den vorzeitigen Batterietod verursacht haben. Wirkt der Akku beim Startversuch schlapp und zeigt sich beim Startversuch Scheinwerferflackern, sollte ihr Zustand gemessen werden. Entsprechende Geräte sind im Zubehörhandel und online erhältlich. Zum Prüfen des Zustands bleiben die Kabel an den Batteriepolen angeschlossen. Wer sich eine Einschätzung nicht zutraut, kann zu einer Werkstatt oder einer Prüfstelle gehen. Schließlich müssen Beleuchtung und Hupe funktionieren, ebenso die elektrische Anlage, etwa Kupplungs- und Seitenständerschalter.

Hat das Motorrad den Fitness-Check bestanden, sollte man an sich selbst denken. Die richtige, unbeschädigte Schutzkleidung ist besonders wichtig. Passt diese noch, sollte man es nach der Winterpause erst einmal langsam angehen lassen. Nach der kurzen Kontrollfahrt kann dann der große Ausritt folgen.

auch in MOTORRAD

Anzeige

Videos