Eicma-Neuheiten: Aprilia bis Voge - Klassische Formen, moderne Antriebe

Die chinesischen Hersteller glänzen auf der Eicma. Aber auch aus Italien, Frankreich und den USA gibt es Neuheiten. Mal abseits des Mainstreams, mal mittendrin.

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Aprilia, Mitglied der Piaggio-Gruppe, präsentiert mit der RS 660 Extrema in Mailand ein sportliches und leichtes Modell Foto: Aprilia

Die Mailänder Motorradmesse Eicma glänzt mit einer ganzen Reihe von Zweirad-Premieren. Vor allem die beiden Marken Benelli und Voge - Benelli hat seinen Sitz in Italien, gehört aber einem chinesischen Konzern, Voge ist durch und durch chinesisch - präsentierten zahlreiche Neuheiten. Aber auch vom Piaggio-Konzern gibt es Neues. Der Reihe nach.

Aprilia, Mitglied der Piaggio-Gruppe, präsentiert mit der RS 660 Extrema in Mailand ein sportliches und leichtes Modell. Das 100 PS-Bike bringt fahrfertig nur 166 Kilogramm auf die Waage. Erreicht wird dies durch die Ausrüstung mit diversen Karbonteilen sowie einem Karbon-Sportauspuff. Zudem stellt Aprilia auf der Eicma den jüngsten Stand seines E-Projekts Electrica vor. Es wird für die Leichtkraftradklasse entwickelt.

Wie schon auf der Kölner Intermot, zelebriert Benelli auch in Mailand den großen Auftritt: Die italienische Marke im Besitz des chinesischen QJ-Konzerns beeindruckt nicht nur mit einem sehr repräsentativen Stand, sondern auch mit mehreren Neuheiten. Dazu gehören das filigrane Leichtkraftrad BKX 125 S, die dieser sehr ähnliche BKX 250 S und die nackte 500er Tornado TNT 500. Sie wird vom bekannten Zweizylinder-Reihenmotor mit 35 kW/48 PS angetrieben und wiegt 199 Kilogramm.

Vollkommen neu ist, dass Benelli seine TRK-Baureihe mit 500 und (seit Köln) 800 Kubikzentimeter-Zweizylindermotoren um eine Motorisierung mit 700 Kubik erweitert; die Leistung des Reihentwin beträgt in der TRK 702 56 kW/76 PS, das Gewicht der straßenorientierten Basisversion liegt bei 235 Kilogramm. Zusätzlich wird das Triebwerk in die auch für den Offroadeinsatz gedachte TRK 702 X installiert. Beim X-Modell steigt die Sitzhöhe von 79 auf 83,5 Zentimeter. Die Tanks beider Modelle sind mit jeweils 20 Litern beachtlich groß.

Die noch sehr junge österreichische Motorradmarke Brixton zeigt in Mailand kein neues Serienmodell, sondern beschränkt sich auf zwei Konzeptbikes. Die ,,Storr" ist mit dem bekannten 500er Zweizylinder ausgerüstet und versteht sich als Adventure-Bike; das knorrige Design ist eine Entwicklung des Salzburger Designstudios R!de. Das zweite Konzeptbike heißt ,,Layback" und ist das erste E-Projekt von Brixton; es handelt sich um ein lässiges Kurzstreckenfahrzeug. Der Akkupack wird von zwei massiven Stahlrohren getragen und ist so tief wie möglich installiert.

Brough Superior, Motorrad-Edelmarke aus Südfrankreich, setzt sich mit einem neuen Modell namens ,,Dagger" glanzvoll in Szene. Dabei handelt es sich um einen Roadster, der in höchst spezieller Brough-Manier gezeichnet ist. Angetrieben wird die Dagger vom auf Euro5 gebrachten Einliter-V2 Aggregat mit einer Leistung von 75 kW/102 PS. Der Rahmen besteht aus geschmiedetem Titan, die 17 Zoll-Räder sind aus geschmiedetem Aluminium. Die Dagger ist als Einsitzer mit Cockpit-Verkleidung konzipiert.

Indian glänzt mit Ausnahme eines limitierten Challenger-Sondermodells ("Elite") für 2023 mit Detailverbesserungen. Viel Zuwendung wurde der FTR-Modellreihe zuteil: Die Frontbremse wurde überarbeitet, die Kupplung ersetzt, der Tacho zugunsten besserer Ablesbarkeit höher platziert und der Schalldämpfer durch einen serienmäßigen Sportauspuff ersetzt. Darüber hinaus rüsten die Amerikaner alle Modelle mit dem Thunderstroke- und dem PowerPlus-Motor mit einer neuen Antihopping-Kupplung aus.

Als erste Marke hat Kawasaki zu einem Technologie-Sprung bei der Beleuchtung angesetzt: Die 2023er Version der erst zur Kölner Intermot in überarbeiteter Form vorgestellte H2 SX SE erhält ein automatisch regelndes Fernlicht. Dabei wird über einen Kamerasensor die Leuchtkraft von anderen Fahrzeugen und der Straßenbeleuchtung gemessen und das LED-Fernlicht automatisch aus- oder eingeschaltet. Das AHB genannte System (Auto High Beam) wird sowohl in die Basisversion des 200 PS starken Kompressor-Sporttourers H2 SX (ab 26.245 Euro) wie auch in die mit semiaktivem Fahrwerk und einigen weiteren Finessen ausgerüstete Special Edition SE (ab 29.445 Euro) eingebaut.

Keine Zukunftsmusik mehr ist bei Kawasaki die Elektromobilität auf zwei Rädern: Zusätzlich zu einigen Prototypen wurde ein serienreifes Modell im Ninja-Stil gezeigt; die technische Basis entspricht jenem Fahrzeug der Leichtkraftradklasse, das auf der Kölner Intermot zu sehen war. Es kann mit dem Führerschein A1 gefahren werden und verfügt auch über die gleiche Doppelakku-Versorgung mit 3 kWh. Der Verkauf der Ninja EV wird im kommenden Jahr beginnen.

Der taiwanesische Zweiradhersteller Kymco, bislang auf Roller spezialisiert, erweitert seine Produktpalette demnächst um E-Motorräder. Das lassen die beiden Konzeptbikes erwarten, die auf der Eicma zu sehen sind. Angaben über die Motorisierung und weitere technische Details gibt Kymco noch nicht heraus. Als Neuheit im Scooter-Bereich fungiert die nächste Generation des Maxirollers Downtown 350 GT. Der Vierventil-Einzylinder hat einen Hubraum von 320 Kubikzentimetern und eine Leistung von 21 kW/28 PS. Das Leergewicht wird um die 200 Kilogramm betragen.

Moto Guzzi hat für das bekannte Modelle V9 Bobber eine Special Edition entwickelt: Im Customstil nahm man sich insbesondere der schwarzen Lackierung an, dazu kommen Lenkerendenspiegel und ein Spezialauspuff. Auch von der Guzzi V7 Stone, dem bislang beliebtesten Modell der Italiener, gibt es eine Special Edition. Sie wurde auf ein sportlicheres Erscheinungsbild getrimmt, erhält einen speziellen Sattel und ebenfalls Lenkerendenspiegel sowie einen Arrows-Sportauspuff. Messbarer Lohn ist ein Leistungsplus um 1 kW auf 49 kW/66,5 PS.

MV Agusta verzichtet auf der Eicma auf die Vorstellung neuentwickelter Modelle; stattdessen setzt man auf eine Verfeinerung des bestehenden Modellprogramms. So werden alle Dreizylindermodelle (Brutale, Dragster, F3 und Turismo Veloce) als Basis künftig in einer R-Version ausgeliefert. Das Ride-by-Wire Drosselklappensteuerungssystem wurde gründlich überarbeitet, zudem gibt es bei einigen Modellen neu gestaltete Sitze, das TFT-Display erhält erweiterte Konnektivität. Auch die Vierzylindermodelle erhalten analog die genannten grundlegenden Überarbeitungen.

Außer der kürzlich präsentierten neuen Generation der Vespa GTS sind auf der Eicma weitere Neuheiten der Kultmarke zu sehen: Auf Basis der GTS wurde die Gtv entwickelt; sichtbare Merkmale sind ihre Einsitzigkeit mit Höcker im Racingstil und der auf dem Frontkotflügel montierte Schweinwerfer.

Extrem ins Zeug gelegt hat man sich bei der chinesischen Firma Loncin, die für ihre Marke Voge gleich ein halbes Dutzend Neuheiten entwickelt hat. Der chinesische Kooperationspartner von BMW rüstet die Reiseenduro Voge Valico 900DS mit einem neuentwickelten Zweizylinder-Reihenmotor aus. Der weist einen Hubraum von 895 Kubikzentimetern auf und leistet 72 kW/96,5 PS bei 8.250 U/min; das maximale Drehmoment erreicht 91 Nm. Das Leergewicht von 220 Kilogramm deutet auf gute Agilität des 200 km/h schnellen China-Express.

Ebenfalls die Modellbezeichnung Valico trägt die neue 525DSX; sie wird vom bereits bekannten 500-Kubik-Zweizylinder mit 35 kW/48 PS angetrieben. Die kleinere Reiseenduro wiegt 190 Kilogramm, die Sitzhöhe ist zwischen 81 und 83 Zentimetern wählbar.

Trofeo heißt die neue Nakedbike-Baureihe von Voge. Zu Anfang gibt es eine Trofeo 525 AC, dazu die Trofeo 525ACX und die Trofeo 300 ACX Scrambler. Zudem wagt Voge den ersten Schritt in den Markt der Leichtkrafträder: Dazu hat man die Brivido 125R entwickelt; mit 10,5 kW/14 PS schöpft man das zulässige Limit allerdings nicht vollständig aus. Das Gewicht des jugendlich-dynamisch wirkenden Klein-Motorrads wird mit 128 Kilogramm angegeben, die Auspuffanlage ist betont kompakt gehalten.

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