Unfallzahlen fast so hoch wie vor der Pandemie

Corona hatte nur einen kurzfristigen positiven Effekt, denn die Unfallzahlen des ersten Halbjahres 2022 sind gegenüber den zwei Vorjahreszeiträumen wieder deutlich angestiegen. Sie nähern sich dem Vor-Pandemie-Niveau an.

Unfallzahlen fast so hoch wie vor der Pandemie
mid Groß-Gerau - Die Zahl der Verkehrsunfälle zieht wieder an. blende12 / Pixabay.com


Corona hatte nur einen kurzfristigen positiven Effekt, denn die Unfallzahlen des ersten Halbjahres 2022 sind gegenüber den zwei Vorjahreszeiträumen wieder deutlich angestiegen. Sie nähern sich dem Vor-Pandemie-Niveau an.

Das hat eine Auswertung der Verkehrsunfallzahlen für Januar bis Juni 2022 durch das Statistische Bundesamt ergeben. Nach den vorläufigen Ergebnissen sind in Deutschland im ersten Halbjahr 2022 insgesamt 1.238 Menschen bei Straßenverkehrsunfällen ums Leben gekommen und 163.800 verletzt worden.

"Das Unfallgeschehen war 2020 und 2021 stark durch Corona geprägt. Historisch niedrige Unfallzahlen waren einer der wenigen positiven Nebeneffekte der Pandemie. Die heute veröffentlichten Zahlen zeigen damit deutlich, dass die Pandemie lediglich einen kurzfristigen Einfluss auf das Unfallgeschehen in Deutschland hatte und in den vergangenen zehn Jahren kein erheblicher Rückgang der Verkehrsunfälle stattgefunden hat", sagte Marc-Philipp Waschke, Referent Verkehrssicherheit, Fahrerlaubnis und Fahreignung beim TÜV-Verband.

Es gelte jetzt, nachhaltige Maßnahmen anzustoßen, um insbesondere schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Radfahrer zu schützen, fordert Waschke. "Der Ausbau einer Infrastruktur, die folgenschwere Kollisionen verhindert beispielsweise durch gefahrlose Querungsmöglichkeiten und durchgängige Radwege, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten muss konsequent vorangetrieben werden. Ebenso müssen Gefahrenräume auf Landstraßen, wie zum Beispiel scharfe Kurvenlagen und Baumgesäumte, schnellbefahrene Alleen entschärft werden."

Gleichzeitig müsse die Unfallprävention stärker in den Blick genommen werden. Menschliches Versagen und Fehlverhalten seien Hauptursachen für Verkehrsunfälle, sagt Waschke, der auf die Punkte der Autofahrer in Flensburg verweist. "Mehr als 10 Millionen Personen haben einen oder mehr Punkte im Fahreignungsregister. Rund 35.000 Fahrer haben mehr als fünf Punkte. Riskantes Fahrverhalten gefährdet die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer", so Waschke.

Die Forderungen des TÜV-Verbandes: die verpflichtende Teilnahme an Fahreignungsseminaren für Fahrer mit mehr als fünf Punkten. Ebenso sollten Alkohol- und Drogenfahrten stärker verhindert werden. Fahrer müssen derzeit in der Regel erst ab einem Blutalkoholwert von 1,6 Promille ihre Fahreignung im Rahmen einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) überprüfen lassen. Diese Grenze solle auf 1,1 Promille gesenkt werden, meint der Experte.

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