Ausprobiert: Michelin Road 6/GT - Neuer Sporttourer-Reifen auch für Reiseenduros

Verbindlicher Grip auch bei Nässe, hohe Laufleistung und ein paar smarte Lösungen - das sind die Eigenschaften des neuen Road 6, der nun auch in der Version GT für den Einsatz an Reisenduros ausgelegt wurde.

4Ausprobiert: Michelin Road 6/GT - Neuer Sporttourer-Reifen auch für Reiseenduros
Den neuen Road 6 bietet Michelin nun auch in einer GT-Version an, die speziell für die Montage an Reiseenduros optimiert wurde Foto: Michelin

In 20 Jahren und fünf Generationen hat sich Michelins 2002 eingeführter Pilot Road zum Klassiker und Verkaufsschlager Motorradreifen-Markt gemausert. Zur Saison 2022 haben die Franzosen ihren Klassiker ein weiteres Mal modernisiert. Die Neuauflage hört auf den schlichten Namen Road 6. Auf einer Testfahrt entlang der spanischen Costa Brava mit einer BMW R 1250 GS konnte der in mehreren Punkten optimierte Allrounder mit Grip, neutralem Verhalten und einigen Innovationen beeindrucken. Genaugenommen war unser Testbike mit der neuen Variante GT besohlt. Während sich der Road 6 vom kleinen Roadster über Sport- und Touren-Motorräder bis hinauf zu schweren Sporttourern empfiehlt, wurde der GT speziell für große Reiseenduros entwickelt. Der Nutzer muss bei diesem zwar auf ein Stollenprofil verzichten - was der Offroad-Performance abträglich ist - im Gegenzug bekommt man jedoch beeindruckend gute Asphalt-Leistungen.

Bereits beim ersten Anblick weckt der Road 6 das Gefühl, dass etwas neu sein muss. Verantwortlich für diesen Eindruck ist ein modifiziertes Design mit neuen Profilrillen. Diese sorgen für einen Negativprofilanteil von nun 14 Prozent. Damit will Michelin ein besonders ausgewogenes Verhältnis von Rillen zur Gummioberfläche gefunden haben, das auf gerader wie kurviger Strecke sowie bei trockenen wie nassen Straßen ein stets hohes Maß an Grip verspricht. Im abwechslungsreichen Kurvengeläuf im katalonischen Hinterland war Haftung selbst bei reichlich Schräglage jedenfalls kein Problem. Die Straßen waren trocken, der Asphalt an etlichen Stellen jedoch mitgenommen. Gestört hat letzteres nicht. Angesichts des souveränen Trockengrips und seinem angenehm neutralen Verhalten scheint der Road 6 GT für eine große Reiseenduro eine interessante Alternative zu sein.

Der für das optische Erscheinungsbild des Reifens verantwortliche Grafik-Designer Djabur Walid erläutert bei der Fahrvorstellung ein wichtiges Feature beim Road 6: Dank einer speziellen 3D-Lamellenstruktur soll der Reifen bis zum Ende seiner Nutzung die gleichen verbindlichen Nassfahreigenschaften wie zu Beginn bieten. Der Trick: Mit zunehmendem Verschleiß werden die Lamellen zwar flacher, was deren Wasseraufnahmefähigkeit verringert, doch mit dem Abrieb verbreitern sich die Einschnitte, weshalb das Nassverhalten über den gesamten Lebenszyklus konstant bleiben soll. Für zusätzlichen Grip bei feuchten Straßen sowie kühlen Temperaturen soll außerdem eine Gummimischung mit Silica-Verstärkung sorgen. Darüber hinaus stecken zwei unterschiedliche Mischungen im Gummi der Lauffläche. Wie schon bei früheren Generationen der Reifen-Reihe gibt es in der Mitte eine verschleißfestere und außen eine weichere für mehr Nass- und Trockengrip in Kurven. Speziell beim Road 6 wurde die äußere zusätzlich mit der härteren Mischung unterbaut, um die Kurvenstabilität beim Hinterreifen sowie die Bremsstabilität beim Vorderreifen weiter zu erhöhen.

Der Road 6 empfiehlt sich zwar in erster Linie als Straßenreifen mit ausgewogenen Allrounder-Eigenschaften und Alltagsnutzung, doch soll er außerdem auch Performance-Ansprüchen gerecht werden. Zwar handelt es sich nicht um einen dezidierten Sportreifen, doch Walid berichtet, dass Michelin-Testfahrer mit ihm bestückte Motorräder auf dem Track sehr weit an Limits führen. Er selbst fährt den Reifen auf Rennstrecken, obwohl das nicht das Ziel in der Entwicklung war. Wichtiger war es hingegen, den Reifen für den Alltagseinsatz sowie seine Langlebigkeit zu optimieren. Letzteres macht den Road 6 auch auf langen Reisen zu einem interessanten Reifen. Gegenüber dem Road 5 soll der Road 6 bis zu 10 Prozent länger halten. Dazu, wie viele Kilometer ein Hinterreifen schafft, macht Michelin allerdings keine Angaben.

Michelin positioniert den Road 6 als Premium-Reifen, was eine optisch edel wirkende Mikrogeometrie in den Seitenwänden unterstreichen soll. Die per Laser eingebrachte Oberflächenstruktur zeichnet sich durch eine spezielle Textur aus, die das Licht bricht und sich so der Marken- und Modellname des Reifens prägnant abheben können. Auch haptisch verwöhnt die Oberfläche mit einem für Reifen verblüffend edlem Finish.

Den Road 6 gibt es für 17-, 18- und 19-Zoll-Felgen in insgesamt 14 verschiedenen Größen. Der Road 6 GT wird in einer Vorder- sowie drei Hinterradgrößen angeboten.

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