Kastenwagen

Partner mit Power

Auch der urbane Liefer- und Handwerkerverkehr könnte maßgeblich zur CO2-Reduktion beitragen. Vorausgesetzt es gibt praxistaugliche und erschwingliche, rein elektrische Kleinlieferwagen. Mit dem Peugeot e-Partner und seinem französischen Bruder, dem ebenfalls auf der EMP2-Plattform aufbauenden Citroen e-Berlingo macht Stellantis jetzt ein passendes Angebot. Der Motor-Informations-Dienst (mid) ist den 'kleinen Kraftprotz' mit dem Löwen-Logo gefahren.

11Partner mit Power
mid Paris - Der neue Peugeot e-Partner kostet ab 28.990 Euro netto. Sein Triebwerk leistet maximal 100 kW/136 PS. Das maximale Drehmoment von 260 Nm liegt vom Start weg an. Christoph Reifenrath / mid


Auch der urbane Liefer- und Handwerkerverkehr könnte maßgeblich zur CO2-Reduktion beitragen. Vorausgesetzt es gibt praxistaugliche und erschwingliche, rein elektrische Kleinlieferwagen. Mit dem Peugeot e-Partner und seinem französischen Bruder, dem ebenfalls auf der EMP2-Plattform aufbauenden Citroen e-Berlingo macht Stellantis jetzt ein passendes Angebot. Der Motor-Informations-Dienst (mid) ist den "kleinen Kraftprotz" mit dem Löwen-Logo gefahren.

Holla, der geht aber ab. Wenn der Peugeot e-Partner - im Power-Modus - an der Ampel loslegt, dann wirken die umstehenden Pkw zunächst wie festgetackert und werden im elektronischen Rückspiegel im Zeitraffer kleiner. Eigentlich kein Wunder, denn der auf ersten Blick eher unscheinbare Kasten hat bei Bedarf mächtig Kraft. 260 Nm Drehmoment stehen in der höchsten Leistungsstufe, und das macht den entscheidenden Unterschied vom Start weg an.

Per Knopfdruck sind außerdem Reichweitenfördernde 190 Nm/60 kW (Eco) oder 210 Nm/80 kW (Normal) anwählbar. Mit kurzfristig maximal 100 kW/136 PS hängt der e-Partner seine konventionellen Brüder in Sachen Leistung ohnehin ab. Unbeladen und auf feuchter Straße stößt da selbst die optionale 215/65 R16 Bereifung von Michelin an der angetriebenen Vorderachse schon mal an ihre Haftgrenze.

Klar, Kastenwagen sind keine Drag-Racer, wir haben den furiosen Ampelsprint deshalb auch nur einmal ausprobiert. Entscheidend ist etwas anderes: Der potente e-Partner macht den Alltag hinterm Steuer gleich in mehrfacher Hinsicht angenehmer. Kein Kuppeln, kein Schalten, kaum noch Fahrgeräusche und dabei so viel Muskeln, dass man auch mit maximaler Zuladung an Bord nie zum rollenden Verkehrshindernis wird. Das ist - die kompakten Kisten sind nun mal in erster Linie Arbeitsinstrumente - besonders in dichtem Verkehr oder beim Stopp und Go-Einsatz schlicht Stressabbau pur.

Brächte aber alles wenig, wenn stattdessen künftig die "Reichweitenangst" im Nacken säße. Zumindest bei den E-Transportern der ersten Generation war sie ja durchaus begründet. Im neuen e-Partner und seinen Konzernbrüdern sind dank der 50 kWh-Batterie nun aber laut WLTP bis zu 278 Kilometer ohne "Tankpause" drin. 80 Prozent der Nutzer solcher Fahrzeuge, sagt die Statistik, legen täglich nicht mehr als 200 Kilometer zurück. Auch bei hoher Last (sogar 750 Kilogramm-Anhänger dürfen mit) und/oder an kalten Tagen sollte in der Praxis also oft genug "Reserve" bleiben.

Schnell mal Nachladen geht nun auch: An der öffentlichen Schnellladesäule mit bis zu 100 kW, am Arbeitsplatz über den serienmäßigen Bordlader bis zu 11 kW (3phasig).
Bleibt noch die für viele Betriebe am Ende entscheidenden Preisfrage. Den neuen e-Partner gibt es in der kurzen Basisversion Pro, L1 ab 28.900 Euro netto (34.498 Euro brutto). Auf den ersten Blick viel Geld, schließlich steht der günstigste Benziner mit 110 PS und Sechsgang-Schaltgetriebe mit nur 17.750 Euro (netto) in der Preisliste. Macht 11.150 Euro Preisdifferenz.

Dank diverser Förderprogramme (bis zu 11.000 Euro können erstattet werden) lässt sich dieses vermeintliche Manko jedoch auf nahezu Null reduzieren. Für den elektrischen Partner sprechen - neben dem bereits beschriebenen Komfortgewinn - außerdem die in der Regel deutlich geringeren Betriebskosten.

Was ist sonst noch wichtig? Den neuen e-Partner gibt es grundsätzlich in den von den Verbrennern bekannten Karosserievarianten (die Langversion L2 kostet 1.100 Euro Aufpreis, die Doppelkabine L2 gibt es ab 31.540 Euro netto). Laderaumabmessungen und die Zuladung entsprechen ebenfalls den konventionellen Versionen. Auch das noch einmal erweiterte, umfangreiche Angebot an Sicherheits- und Komfortausstattungen ist für den Löwen-Elektriker nahezu uneingeschränkt verfügbar.

Typisch für Peugeot-Pkw und jetzt auch im e-Partner serienmäßig ist das sogenannte i-Cockpit. Der Fahrer schaut hier über das tiefliegende Lenkrad auf die Instrumente, die gegen 200 Euro Aufpreis (nur Premium) digital anzeigen. Nicht verschwiegen sei: Die Höchstgeschwindigkeit der neuen e-Variante ist generell auf 135 km/h begrenzt, alle Verbrenner könn(t)en zumindest auf der Autobahn deutlich schneller.

Kritikpunkte: Der elektronische Innen-Rückspiegel (verfügbar im Easy Paket für 1.100 Euro in Verbindung mit Einparkhilfe und Totwinkel-Assistent) ist gerade bei geschlossenen Kastenwagen grundsätzlich eine prima Idee. Die Umsetzung erinnert mit unscharfem Bild und eingeschränktem Sichtfeld allerdings eher an eine 1990er Jahre-Spielekonsole.

Unverständlich auch: Ausgerechnet für den e-Partner gibt es keinen adaptiven Tempomaten, dabei würde der in Verbindung mit einer Tempolimit-Erkennung mutmaßlich sowohl die Reichweite als auch die Sicherheit im urbanen Raum erhöhen.
Last but not least: Die aufgeblähte Preisliste. Mit ihren insgesamt vier Ausstattungsniveaus, von denen allerdings zwei für nur eine Dieselversion verfügbar sind, verstehen wohl nur Marketingleute.

Fazit dennoch: Mit realen Reichweiten von plus 200 Kilometern erfüllen der Peugeot e-Partner und seine Konzern-Brüder ab sofort eine Kern-Anforderung an praxistaugliche, elektrische Kleinlieferwagen. Auch finanziell kann der Umstieg jetzt Sinn machen. Und ein bisschen Fahrspaß, vor allem aber das beträchtliche Entspannungs-Potential sind schließlich auch nicht zu verachten.

Zu guter Letzt: Wem der batteriebetriebene e-Partner noch nicht Zukunft genug ist, für den soll es demnächst auch eine Brennstoffzellen-Version mit rund 400 Kilometern Reichweite geben.

Christoph Reifenrath / mid

Technische Daten Peugeot e-Partner (L1 mit erhöhter Nutzlast):

- Max. Leistung: 100 kW/136 PS

- 30-Minuten-Leistung: 57 kW/77 PS

- Maximales Drehmoment: 260 Nm

- Getriebe: Einstufig

- Beschleunigung von 0-100 km/h: 11,2 sec.

- Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h

- Batterietyp / Kapazität (kWh): Lithium-Ionen/50

- On Board Charger 11 kW 3-phasig

- Stromverbrauch (WLTP, kombiniert) in kWh/100 km) 20,0-22,0

- Max. Elektrische Reichweite in km (WLTP) 278-254

- Ladedauer AC, 7,4-kW-Wallbox, 1-phasig (0-100 Prozent) 7 Std. 35 Min.
- Ladedauer AC, 11-kW-Wallbox, 3-phasig (0-100 Prozent) 5 Std. 5 Min.
- Ladedauer DC, 100-kW-öffentlich, (0-80 Prozent) 30 Min.

- Länge/Breite/Höhe: 4.403/1.921/1.825 mm / L2: 4.753/1.921/1.820 mm

- Leergewicht max. inkl. Fahrer: 1.848 kg

- Nutzlast: max. 720 kg

- Zulässiges Gesamtgewicht: 2.390 kg

- Anhängelast: ungebremst 750 kg

- Laderaumvolumen in Kubikmeter: 3,3, L2: 3,9

- Laderaumlänge: 1.817 mm, L2: 2.167 mm

- Reifengrößen 205/65 R 16 und 215/65 R16 (Premium)

auch in NEW MOBILITY

Anzeige

Videos