Elektroauto

Rolls-Royce wird elektrisch

Rolls-Royce steht traditionell für zwölf Zylinder und ziemlich viel Benzin. Doch auch in Goodwood arbeitet man an der Elektrifizierung. Noch in diesem Jahrzehnt will die englische Luxusmarke einen vollelektrischen Rolls-Royce auf den Markt bringen.

2Rolls-Royce wird elektrisch
mid Groß-Gerau - Bereits im Jahr 2011 baute Rolls-Royce den Phantom Experimental Electric (EE) mit dem Codenamen 102EX. Er ging nie in Serie. Rolls-Royce


Rolls-Royce steht traditionell für zwölf Zylinder und ziemlich viel Benzin. Doch auch in Goodwood arbeitet man an der Elektrifizierung. Noch in diesem Jahrzehnt will die englische Luxusmarke einen vollelektrischen Rolls-Royce auf den Markt bringen. Das mag auf den ersten Blick spät erscheinen. Doch eigentlich hat Rolls-Royce schon früh mit der Entwicklung von E-Motoren begonnen.

"Im April 1900 machte unser Gründungsvater Charles Rolls eine wegweisende Prophezeiung über die Elektrifizierung des Automobils", sagt Torsten Müller-Ötvös, CEO Rolls-Royce Motor Cars. "Gut 120 Jahre später versprach ich öffentlich, noch innerhalb dieses Jahrzehnts den ersten vollelektrischen Rolls-Royce auf den Markt zu bringen." Das werde schneller passieren, als viele es für möglich gehalten hätten - dank der Fähigkeiten, des Fachwissens, der Vision und des Engagements der Mitarbeiter von Rolls-Royce. Bei dem Unterfangen greife man auf ein Erbe zurück, das in unserer Branche einzigartig sei: "Unsere Gründer und ihre Mitarbeiter der Anfangsjahre waren Pioniere der Elektrizität und die führenden Automobilexperten ihrer Epoche."

Henry Royce (geb. 1863) war einer der ersten Elektroingenieure der Welt. 1881 trat er in die Electric Light & Power Generating Company (EL&PG) in Southwark ein. Während dieser Zeit besuchte er Abendkurse für Elektrik am City & Guilds of London Institute, nachdem er als Kind nur ein Jahr Schulbildung erhalten hatte. Ein Jahr später, im Alter von nur 19 Jahren, wechselte er als leitender Elektriker zur neuen Tochtergesellschaft, der Lancashire Maxim-Weston Electric Co. Ltd. Hier versorgte er die Stadt Liverpool mit Straßen- und Theaterbeleuchtung. Bereits zwei Jahre später machte sich Royce selbstständig.

Sein neues Unternehmen F H Royce & Co stellte zunächst elektrische Kleingeräte wie Türklingeln, Lampen, Sicherungen und Schalter her. Das Geschäft florierte und produzierte bald größere und komplexere Geräte wie Dynamos, Elektromotoren und Winden. 1902 lieferte Royce Elektromotoren für Pritchett & Gold. Der in London ansässige Batteriehersteller hatte sich auf den Bau von Elektroautos spezialisiert. Royce selbst entwickelte zwar nie ein eigenes Elektroauto, doch dafür Verbrennungsmotoren mit dem Fahrerlebnis, das man heute mit dem Elektroantrieb verbindet: müheloses Drehmoment, leiser Lauf und das Gefühl eines durchgängigen, kraftvollen Vortriebs.

Auch Charles Rolls war ein begabter Ingenieur. Seine Begeisterung für Elektrizität begann sogar noch früher im Leben. Als er erst neun Jahre alt war, baute er eine elektrische Klingel zwischen seinem Schlafzimmer und den Ställen des Stammsitzes der Familie. Er plante und überwachte zudem die Elektroinstallation in den Dienstbotenquartieren. Im Alter von 18 Jahren kaufte er 1896 sein erstes Auto. Zwei Jahre später erwarb er als Student ein Elektrofahrzeug - einen in den USA hergestellten The Columbia Electric Carriage, der von Paris Singer nach Großbritannien importiert und dort als "City & Suburban" vermarktet wurde.

In einem im April 1900 im The Motor-Car Journal veröffentlichten Interview beschrieb Rolls den elektrischen Antrieb mit Begriffen, die über ein Jahrhundert später wie eine vorausschauende Prophezeiungen klingen: "Ein Elektroauto ist absolut geräuschlos und sauber. Es gibt keine Gerüche oder Vibrationen und es sollte funktionieren, sofern es feste Ladestationen gibt. Aber im Moment gehe ich nicht davon aus, dass es praktikabel ist - zumindest nicht für eine lange Zeit."

Vor zehn Jahren baute Rolls-Royce erstmals einen Luxus-Stromer, den Phantom Experimental Electric (EE) mit dem Codenamen 102EX. Er war eine voll funktionsfähige und für den Straßenverkehr zugelassene batterieelektrische Version des Spitzenprodukts. Der Phantom EE sollte nie in Serie gehen, sondern diente Kunden, VIPs, Medien und Enthusiasten als funktionierende Testumgebung, um den elektrischen Antrieb zu erleben und ihre Erfahrungen, Gedanken und Bedenken direkt mit Rolls-Royce-Entwicklern zu teilen.

Das Fahrzeug besitzt neben Lithium-Ionen-Akkus zwei Elektromotoren, die mit einem Eingang-Getriebe mit integriertem Differenzial verbunden sind. Das System liefert eine maximale Leistung von 290 kW/394 PS und ein Drehmoment von 800 Newtonmetern. Im Jahr 2016 wurde dann das Konzeptfahrzeug "Vision Next 100" (Codenamen 103EX) vorgestellt. Es war ebenfalls nie dazu bestimmt, in Serienproduktion zu gehen. Der erste Serien-Stromer soll erst dann auf den Markt gebracht, wenn die Zeit reif ist und jedes Element den technischen, ästhetischen und Performance-Standards von Rolls-Royce entspricht, teilt Rolls-Royce mit. Eine öffentliche Online-Präsentation soll schon sehr bald folgen.

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