Transporter

Arrival: Mehr als nur ein neuer Lastenesel

Das englische Unternehmen Arrival hat sich der nachhaltigen und bezahlbaren Lösung von Transportaufgaben verschrieben und stellt als erstes einen elektrischen 'Lastenesel' für den Zustelldienst vor.

6Arrival: Mehr als nur ein neuer Lastenesel
mid München - Elektrofrachter: Die Knopfaugen und der mächtige Scheibenwischer kennzeichnen die Vorderfront des Arrival H3. Arrival


Das englische Unternehmen Arrival hat sich der nachhaltigen und bezahlbaren Lösung von Transportaufgaben verschrieben und stellt als erstes einen elektrischen "Lastenesel" für den Zustelldienst vor.

Arrival - der Name klingt wie ein Gag. Denn der Arrival hat den Hopser über den Kanal geschafft, der England vom europäischen Kontinent trennt, und ist soeben hier angekommen. Jedenfalls ein Exemplar, denn den Arrival gibt es derzeit nur in Protypenform.

Aber schon dieser Vorserien-Arrival hat es faustdick hinter seinen Außenspiegel-Ohren: Hinter dem Fahrzeug steckt ein umfangreiches Programm. Es geht schließlich darum, dass sich Arrival als Unternehmen dem Ziel verschrieben hat, Transportaufgaben und damit zusammenhängende Dienstleistungen in allen Varianten nachhaltig zu gestalten. Zu einem akzeptablen Preis.

Beim Automobilbau umfasst der erste Wurf ein Gebinde von drei Elektro-Transportern, die in ihren Außenmaßen genau auf die Klientel abzielen, die ihre Flotten im Paket- und Lieferdienst unterhalb der LKW-Kategorie auf die Straßen schickt. Im späteren Ausbau kommt auch ein ausgewachsener Omnibus für den Personen-Transport hinzu.

Beim allerersten statischen Kontakt in der Nähe von München stellt Arrival den Fachjournalisten den H3 vor, der im Trio genau in der Mitte positioniert ist. Er misst in der Länge 5,92 Meter, ist mit Außenspiegeln 2,35 Meter breit und ragt in seiner begehbaren Hochdachvariante (speziell für den Paketdienst) 2,73 Meter vom Boden auf.

Stolz verkündet Arrival, dass UPS (United Parcel Service), der als Paketzusteller perfekt in das Beuteschema des Marketing-Ansatzes passt, von dieser Variante bereits 10.000 Einheiten geordert hat. Das Ladevolumen des 3,45 Meter langen Frachtbereiches wird mit stattlichen 13,5 Kubikmetern angegeben. Das Leergewicht (je nach Batterie-Ausstattung) liegt zwischen 2.595 und 2.835 Kilogramm, die Nutzlast zwischen 1.415 und 1.655 Kilogramm.

Da die Entwickler nicht unter dem Zwang antreten mussten, ein bestehendes Transporterkonzept auf Elektroantrieb umzustellen, konnten sie bei der Konzeption mit einem leeren Blatt Papier anfangen. Ihr Ziel: Das Auto sollte trotz der gewichtigen Batterien an Bord nicht mehr auf die Waage bringen als ein vergleichbarer konventioneller "Paketbomber" mit Dieselmotor.

Mit Erfolg umgesetzt wurde dieser Plan durch einen leichten Aluminium-Rahmen, der mit einer Fiberglas-Polypropylen-Außenhaut beplankt ist. Je nach Batterie-Konfiguration (67, 89 oder 111 kWh) soll der leichte Brite bis zu 290 Kilometer weit kommen (nach WLTP-Messmethode).

Um die Akkus wieder mit Energie zu versorgen, kann sich der Arrival an eine Schnell-Ladestation mit 120 kW Gleichstrom oder an einen Anschluss mit 11 kW Wechselstrom andocken. Für den urbanen Einsatz eher unbedeutend ist die Angabe, dass die Maximal-Geschwindigkeit bei 120 km/h erreicht ist.

Zu den Ausstattungsmerkmalen, die dem Fahrer seinen Job erleichtern sollen, zählen die heute gängigen Assistenten wie Notbremssystem, Totwinkelüberwachung, Spurhalteassistent und adaptive Geschwindigkeitsregelung. Aber auch andere Helfer wie digitale E-Spiegel, Verkehrszeichenerkennung und eine 360-Grad-Rundumsicht sind möglich.

Das 2005 gegründete Unternehmen, das eine strategische Partnerschaft zum koreanischen Hyundai-Konzern unterhält, will seine Transporter in überschaubaren Mini-Fabriken fertigen, die sich durch kurze Wege in der Produktion und zu den Märkten auszeichnen. Da die meisten Teile in Eigenregie gebaut werden, sind diese Fertigungsstätten nicht auf die Standortnähe von Zulieferern angewiesen.

Den größten Teil der derzeit rund 2.000 Mitarbeiter stellen die Software-Ingenieure, die sich nicht nur um das Auto, sondern ganz speziell um effiziente Produktionsmethoden kümmern. Momentan werden die Transporter in England mit UPS-Fahrern erprobt, um die Praxistauglichkeit auszuloten und Unstimmigkeiten bis zum Anlauf der Serienproduktion abzustellen.

Ab dem dritten Quartal 2022 sollen die fahrenden Transportboxen zu den Kunden rollen. Bis dahin ist das Vertriebsnetz auf dem Kontinent auch in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Schweiz, Norwegen, Niederlande und Schweden voll funktionsfähig. Dann werden auch auf dem Kontinent die ersten Exemplare des Arrival passend zu ihrem Namen auf den Straßen angekommen sein.

Klaus Brieter / mid

auch in NEW MOBILITY

Anzeige

Videos