Der Opel Corsa fährt weiter an der Spitze
Jedes achte in Deutschland verkaufte Auto war im vergangenen Monat ein Kleinwagen. Die meisten Neuzulassungen entfielen
Ford plant eine komplette Neuausrichtung seiner Modell-Palette. Man will zeigen, woher man kommt: aus Amerika. Abenteuer, Outdoor und ein bisschen Verwegenheit stehen im Vordergrund, klassische Volumenmodelle sterben.
Manch einem mag die Strategie, die Ford für Europa plant, einer Rosskur ähneln. Besonders betroffen davon ist die Pkw-Modellpalette. Die Produktionen der Vans Galaxy und S-Max sowie der Mittelklasselimousine Mondeo wurden bereits eingestellt. Im Sommer läuft - zur Überraschung vieler - der letzte Fiesta vom Band. Zudem hat Ford kürzlich angekündigt, 2025 auch den Focus einzustellen - ohne Aussicht auf einen Nachfolger.
Die recht rigorosen Maßnahmen liegen hauptsächlich in den sinkenden Absatzzahlen begründet, die Ford in Europa mehr und mehr in die zweite Liga abrutschen lässt. Der Anteil am europäischen Pkw-Markt beträgt nur noch sechs Prozent. Zum Vergleich: Stellantis kommt auf über 20, VW sogar auf 25 Prozent, mit dem Vorteil, günstigere Einkaufspreise und damit höhere Margen zu realisieren. Ford kann da auf Dauer nicht mithalten, zumal die Modelle auch noch unterhalb der Konkurrenz eingepreist werden müssen. Die Konsequenz: Die Kölner verabschieden sich aus dem klassischen Volumensegment. ,,Wir ergreifen jetzt die Chance, uns völlig neu zu positionieren", sagt Christian Weingärtner, Managing Direktor Ford Deutschland.
Ford ist in Europa der größte noch verbliebene amerikanische Autohersteller. Auf diese DNA will man sich konzentrieren. Die Marke soll künftig stärker mit Freiheit, Abenteuer und Outdoor-Lifestyle assoziiert werden. Einen passenden Marketing-Slogan liefert Weingärtner gleich mit: ,,Adventurous Spirit". Vermittelt werden soll in erster Linie das amerikanische Lebensgefühl. ,,Wir wollen keine verwechselbaren Produkte mehr bauen und nicht mehr langweilig sein", so ,Weingärtner. Den Auftakt bildet der Allrad-Pick-up Ranger, der seit Kurzem ausgeliefert wird. Ende 2023 folgt der Bronco. Das SUV ist eine Hommage an den Ur-Bronco Ende der 60er-Jahre. Dessen kantiger und robuster Auftritt ließ ihn damals schnell zum Kultgefährt werden, vergleichbar mit den Geländewagen-Klassikern Jeep Wrangler, Land Rover Defender und Mercedes G-Klasse. Beide, Raptor und Bronco, gehören zur Kategorie ,,Ultimate Outdoor".
Am anderen Ende der insgesamt vier Modell-Säulen steht die Gruppe ,,Wild Performance". Hierzu zählen Mustang und Mustang Mach-E. Von beiden Gruppen versprechen sich die Kölner mehr Imagegewinn als großen Stückzahlen. Volumen sollen eher mit den Modellfamilien ,,Urban Escape" (Puma, Kuga) und ,,Active Adventure" (Explorer) gemacht werden.
Auf die beiden letzteren wird Ford seine nächsten Elektromodelle verteilen. Einige sind jedoch keine vollständigen Eigengewächse, sondern basieren auf der von Volkswagen entwickelten MEB-Architektur. Noch in diesem Jahr soll der erste Ford-MEB-Stromer zu den Kunden rollen. Aller Voraussicht nach handelt es sich um ein kompaktes SUV. Auch einen Modellnamen verrät Ford noch nicht. Zu hören ist aber, dass es einer aus der Historie der Marke sein soll. Taunus, Orion oder Granada dürften da wohl nicht genommen werden. Eher passen würde Cougar. Gebaut wird das Elektromodell im neuen Cologne Electrification Center (CEC) in Köln-Niehl.
Läuft alles nach Plan, folgt im nächsten Jahr ein sportlich gestylter Mid-Size-E-Crossover, unter dem ebenfalls die MEB-Plattform steckt. 2024 will Ford auch sein Erfolgs- und künftiges Einstiegsmodell Puma in einer vollelektrischen Variante anbieten. Sie wird allerdings nicht im Kölner CEC, sondern im rumänischen Werk Craiova vom Band laufen.
2025 schließlich steht ein viertes elektrisches Modell auf dem Programm, vermutlich ein weiteres Crossover-Fahrzeug. Es soll den Kuga ersetzen, der Name könnte beibehalten werden. Insgesamt hätte Ford dann fünf Elektroautos in seinen vier Modell-Familien.
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