Mit Walter Röhrl im Panamera in Spielberg - ,,Ich weiß immer, was das Auto gerade macht"

Seit 13 Jahren baut Porsche den Panamera und er war bei der Entwicklung von Anfang an dabei. Walter Röhrl, zweifacher Rallyeweltmeister, überprüfte als offizieller Versuchsfahrer die Arbeit der Porsche-Ingenieure. Jetzt kehrte er mit einem Hauch Nostalgie auf eines seiner früheren Testareale zurück.

5Mit Walter Röhrl im Panamera in Spielberg - ,,Ich weiß immer, was das Auto gerade macht
Als Hochgeschwindigkeitskurs gilt die 4,3 Kilometer lange ,,Red Bull Ring"- Piste mit ihren 10 Kurven auch heute noch Foto: Porsche

Den alten Spruch ,,je oller, je doller", lässt der schlaksige 1,96- Meter-Mann für sich nicht gelten. ,,Ich bin nicht risikofreudig, ich weiß immer, was das Auto gerade macht, wo die Grenzen der Physik sind", sagt Walter Röhrl und lenkt dabei den Porsche Panamera in einer engen Rechtskurve mit beiden seitlichen Rädern über die holprigen rot-weißen Bordsteine der Streckenbegrenzung, in der Vollgas-Branche ,,Curbs" genannt. ,,Der kürzeste Weg ist fast immer auch der Schnellste", erklärt er und hat dabei schon die folgende Gerade im Blick.

Wir sind auf dem Österreich-Ring, der Formel-1-Strecke, die inzwischen ,,Red Bull Ring" heißt, da sie von Dietrich Mateschitz, dem kürzlich verstorbenen Chef des Getränkeherstellers, gekauft und wieder aufgebaut wurde. 2014 kehrte die Königsklasse auf die einst schnellste Strecke der Welt in die Steiermark zurück. Als Hochgeschwindigkeitskurs gilt die 4,3 Kilometer Piste mit ihren 10 Kurven auch heute noch. Und das gilt auch für ein fast fünf Meter langes Luxusmobil wie den Panamera. ,,Natürlich weiß ich, dass nicht viele Besitzer mit ihrem Auto auf eine Rennstrecke gehen", erklärt Walter Röhrl. ,,Aber vieles von dem, was hier wichtig ist, bringt im Alltagsverkehr dem ganz normalen Autofahrer ein Plus an Sicherheit." Er spricht von den Bremsen, die sich nicht nur vor Kurven auf abgesperrtem Geläuf bewähren, sondern auch in Notfallsituationen draußen im echten Leben.

Stand der heute 75jährige den Segnungen der modernen Elektronik anfangs eher skeptisch gegenüber, hat er inzwischen mit all den Assistenzsystem seinen Frieden gemacht. ,,Ist doch logisch", schmunzelt der Rallye-Virtuose, ,,dass ESP und all die anderen Systeme vieles von dem verhindern, was wir so lieben." Als Beispiel nennt er den gezielten Drift auf den vereisten Prüfungen der Rallye Monte Carlo, die er viermal gewinnen konnte. ,,Das aber möchte man im Straßenverkehr natürlich nicht erleben. Gut, dass wir solche Hilfsmittel heute haben." Mittlerweile räumt er sogar ein, dass das automatische Schalten der Doppelkupplung wie im Panamera den Fähigkeiten eines Profis in einem Sportwagen mit Schaltgetriebe kaum noch nachsteht. ,,Schließlich war der Rennsport ein Vorreiter bei der Entwicklung von zunächst halbautomatischen Getrieben in leistungsstarken Autos, in denen keine Kupplung mehr getreten werden musste und die Gänge mit Paddels am Lenkrad gewechselt wurden."

Im sogenannten Paddock, wie das Fahrerlager einer Rennstrecke in Anlehnung an den Pferdesport genannt wird, stehen jede Menge Porsche-Sportwagen, deren Fahrer hier lernen, wie sie möglichst schnell und trotzdem sicher mit ihrem 911 oder dem inzwischen als 718 Boxster titulierten Mittelmotor-Zweisitzer gegen eine vierstellige Teilnahmegebühr umgehen sollten. Noch teurer wird es, wenn Porsche das Unterrichtsgerät zur Verfügung stellt. Einmal entdeckt, muss Walter Röhrl ständig für Selfies herhalten, die Fans kennen ihn eben immer noch, obwohl er seit gut 28 Jahren seine Rennhandschuhe nur noch bei Oldtimer-Rallyes überstreift.

Verlernt hat er nichts. Auf dem Red Bull Ring war er im fast 2,1 Tonnen schweren Panamera im Serienzustand mit 353 kW/480 PS und Allradantrieb in unter zwei Minuten pro Runde deutlich schneller als die Schar der Schüler in den flachen Sportwagen. ,,Aber mehr als 50 Sekunden langsamer als der Streckenrekord in der Formel 1", lacht er und beweist damit seine sprichwörtliche Bescheidenheit, da ein aktueller Rennwagen von Verstappen und Co. rund 950 PS und ein Mindestgewicht von rund 800 Kilogramm hat. Immer wieder gönnte sich der Regensburger Rallyeprofi in seiner Laufbahn auch Ausflüge auf die asphaltierten Pisten einer Rundstrecke, gewann auf Porsche 935 einen Lauf zur Sportwagen-WM in Silverstone oder in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft im viertürigen Audi V8 ein Rennen auf dem Nürburgring.

Heute nutzt er Erfahrung und Wissen bei der Entwicklung neuer Serienmodelle aus Zuffenhausen, wie eben den Panamera. ,,Die Entwicklungsschritte zwischen den Fahrzeuggenerationen werden immer größer", erklärt er und erinnert an den ersten Panamera, der 2009 erschien. ,,Den gab es damals noch nicht mit Allradantrieb. Bei Schnee hatte ich bei der Auffahrt zu meiner Garage keine Chance." Erst 2016 war die edle Limousine dann damit ausgestattet.

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