News

Gesundheit: Auto vs Fahrrad

Fahrradpendler sind körperlich aktiver als Autofahrer. Eine Studie hat nun untersucht, ob dies tatsächlich Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebenserwartung hat.

Gesundheit: Auto vs Fahrrad
@ Joenomias (CC0-Lizenz)/ pixabay.com

Es ist bekannt, dass viele Menschen viel Zeit im Sitzen verbringen, entweder um sich zu Hause einen Film oder ein Fußballspiel anzusehen oder um Online Roulette zu spielen.

Das Pendeln per Fahrrad statt mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln soll sich positiv auf die Fitness und die Gesundheit auswirken. Ein Nachweis dieser Annahme ist aber nur schwer möglich, weil eventuell vorliegende positive Effekte des Fahrradpendelns erst nach langer Zeit zu sichtbar werden.  

Ein Team aus Wissenschaftlern des Imperial College London und der University of Cambridge hat deshalb Zensusdaten von 300.000 Personen aus Wales und England analysiert, die zwischen den Jahren 1991 und 2016 aufgezeichnet wurden. Neben dem Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit enthalten die Zensusdaten auch Informationen über schwere Krankheiten und einen frühen Tod.

Autopendler leben ungesund

Die Analyse zeigt, dass Autofahren die ungesündeste Art des Pendelns ist. Im Vergleich zu Autopendler haben Menschen, die mit Fahrrad zur Arbeit gelangen ein 20 Prozent geringeres Risiko frühzeitig zu sterben. Bei Bahnfahrern ist das Risiko um zehn Prozent geringer.

Die positiven Auswirkungen des Fahrradfahrens auf die Gesundheit wird ebenfalls bei der Wahrscheinlichkeit durch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben deutlich, die bei Radpendler gegenüber Autofahrern um 24 Prozent sinkt. Bei Bahnfahrern sind es 20 Prozent. Auch bei anderen ernsten Krankheiten wurden ähnliche Zusammenhänge ermittelt. Demnach haben Radfahrer ein 11 Prozent geringeres Risiko an Krebs zu sterben als Autopendler.

Als Grund dafür sehen die Studienautoren laut ihrer Publikation im Fachmagazin The Lancet Planetary Health die zusätzliche körperliche Aktivität, die gegenüber Autofahrern sowohl bei Fahrradpendler auch als bei Menschen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, vorliegt.

Studie aus den Niederlanden bestätigt

Die britische Metastudie bestätigt somit Ergebnisse einer Studie der Universität Utrecht aus dem Jahr 2015, laut der die Lebenserwartung durch das häufige Radfahren in den Niederlanden im Mittel um sechs Monate steigt. Die niederländischen Wissenschaftler kamen überdies zu dem Ergebnis, dass das Radfahren statisch betrachtet 6.500 Todesfälle pro Jahr verhindert.

Ob das Fahrradpendeln sich auch auf das allgemeine Wohlbefinden oder vorübergehende Krankheiten auswirkt, haben die Studien nicht untersucht. Auch weitere Einflussfaktoren wie Rauchen, Bewegungsgewohnheiten abseits des Pendelns und Übergewicht wurden nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen dennoch, dass zwischen einem aktiven Lebensstil und dem Risiko an einer schweren Krankheit zu versterben oder einen anderweitig frühzeitigen Tod zu erleiden ein Zusammenhang besteht.

Verkehrssystem für Fahrräder optimieren

Als Reaktion die Studienergebnisse sprechen sich die Wissenschaftler für einen Umbau des Verkehrssystemes aus, um bessere Bedingungen für Fahrradfahrer und Fußgänger zu schaffen.

Dr. Richard Patterson, University of Cambridge: „Nach der Covid-19-Sperre, wenn eine große Zahl von Menschen beginnt, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, wäre es ein guter Zeitpunkt für uns alle, die Wahl des Verkehrsmittels zu überdenken. Da die Kapazität der öffentlichen Verkehrsmittel wahrscheinlich stark und über längere Zeiträume reduziert wird, wäre der Umstieg auf das private Auto katastrophal für unsere Gesundheit und die Umwelt. Wenn mehr Menschen dazu ermutigt werden, zu Fuß zu gehen und Rad zu fahren, wird dies dazu beitragen, die längerfristigen Folgen der Pandemie zu begrenzen.“

Das Auto steht für Fahrspaß und Emotion, nicht umsonst wird es als „des Deutschen liebstes Kind“ bezeichnet: 58,2 Millionen KFZ sind hierzulande aktuell zugelassen, Tendenz steigend. Die Schattenseite: Nahezu 30 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in der EU werden allein durch den Straßenverkehr verursacht. Angesichts solcher Zahlen, schwindender Rohstoffe und steigender Umweltbelastung scheint sich das Fahrrad als umweltfreundliche Alternative nahezu aufzudrängen – aber kann es das Auto wirklich komplett ersetzen?

Wer sich als Pendler mit einem einfachen Arbeitsweg von 5 Kilometern dafür entscheidet, Fahrrad statt Auto zu fahren (angenommen wird ein Verbrauch von 7 Litern Benzin / 100 Kilometer), stößt bei 210 Arbeitstagen im Jahr 340 Kilogramm weniger an CO2 aus – eine stolze Zahl. Bei einem Dieselfahrzeug beläuft sich die CO2-Ersparnis sogar auf über 385 Kilogramm! In puncto Umweltverträglichkeit liegt das Fahrrad also ganz klar vorne.

Fahrrad statt Auto: Das sollten Sie beim Umstieg beachten

Wer viel Fahrrad fährt, sollte auf jeden Fall sicherstellen, dass sein Bike auch verkehrssicher (Link Fahrrad-Sicherheitscheck) und gut in Schuss ist. Und wenn Sie ungerne nass werden oder frieren, während Sie Rad oder E-Bike statt Auto fahren, macht es Sinn, in Regenschutz und wärmende Winterbekleidung zu investieren. Natürlich sollen Sie zudem auch immer eine Auswahl an Fahrradwerkzeug dabei haben, mit der Sie kleinere Pannen schnell selbst beheben können.

Radfahren macht viel Spaß und ist herausragend umweltfreundlich, aber gerade anfangs kann es schwerfallen, ganz auf den PKW zu verzichten und gewohnte Abläufe anders zu planen. Vielleicht probieren Sie erst einmal aus, die eine oder andere regelmäßige Fahrt mit Fahrrad statt mit Auto zu tätigen? Wenn manche Strecken zu anstrengend sind, gibt es immer die Möglichkeit, das Auto durch ein E-Bike zu ersetzen.

auch in FAHRRAD

Anzeige

Videos