5x: Rollertypen - Klein oder groß, elektrisch oder bärenstark

Es ist nur wenige Jahrzehnte her, da war die Rollerwelt ziemlich einfach und überschaubar. Mittlerweile ist die Vielfalt an Typen, Modellen und Antriebsarten enorm.

25x: Rollertypen - Klein oder groß, elektrisch oder bärenstark
Honda ist in fast allen Roller-Segmenten vertreten. Allerdings fehlen den Japanern in Deutschland ein E-Roller und ein 50er-Roller Foto: Honda

Trotz oder wegen Corona war 2020 für motorisierte Zweiräder und im Besonderen für Roller ein Boomjahr. In einigen Segmenten haben sich die Absatzzahlen mehr als verdoppelt. Wichtigster Grund für das sprunghafte Wachstum war wohl die neue B196-Führerscheinregelung, die Inhabern einer Pkw-Fahrerlaubnis auf vereinfachten Weg zum Führen von Leichtkrafträdern berechtigt.

Darüber hinaus bleiben Roller eine spannende Mobilitätsalternative zu Auto, Motorrad, öffentlichen Verkehrsmittel oder Fahrrad. Sie sind praktisch, einfach zu fahren, meist günstig in der Anschaffung und im Unterhalt. Viele Modelle fahren mittlerweile emissionsfrei, Neufahrzeuge mit Verbrenner müssen zudem seit diesem Jahr die strenge Euro-5-Norm erfüllen. Die Zeiten lauter und stinkender Zweitakter gehören jedenfalls der Vergangenheit an. Doch Roller ist nicht gleich Roller. Es gibt mittlerweile enorm viele Typen für fast jeden Einsatzzweck sowie viele Antriebsarten und Leistungsklassen. Grob lassen sie sich in fünf Kategorien einteilen:

Stadtroller (45 km/h)
Der klassische Roller - der für die Stadt mit engen Gassen und für kleines Geld - ist der Kleinkraftroller, der nicht mehr als 50 Kubikzentimeter Hubraum und 4 kW/5,4 PS Leistung haben und nicht schneller als 45 km/h fahren darf. Die Vielfalt an Typen mit mal klassischer, mal futuristischer und mal sportlicher Optik ist riesig. Meist stehen sie auf 10 bis 14 Zoll großen Rädern. Alle Modelle setzen auf eine Triebsatzschwinge, die Motor und Automatikgetriebe sowie die Hinterradführung vereint. Die Klasse ist vor allem bei Jugendlichen beliebt, denn fahren darf man sie mit dem Führerschein AM, welchen man abhängig vom Bundesland mit 15 oder 16 Jahren erwerben kann. Die finanzielle Einstiegshürde ist mit einer Preisspanne von 1.000 bis 3.000 Euro ebenfalls niedrig. Einzig Piaggio verlangt für den Klassiker Vespa mit Preisen ab 3.750 Euro deutlich mehr.

E-Roller
Derzeit stark im Kommen sind elektrisch angetriebene Roller. Vor allem Umweltbewegte können mit den leisen, emissionsfreien und das Klima schonenden Einspurstromern ihr Gewissen entlasten. Alle Elektro-Scooter eint ein E-Motor sowie eine größere Traktionsbatterie. Die größte Auswahl an E-Rollern findet man im Bereich der Kleinkrafträder, die maximal 45 km/h erreichen. Die Spannbreite des Angebots reicht von einfachen Modellen für teilweise unter 1.000 Euro bis zu Design-Rollern wie der e-Schwalbe oder Vespa Elettrica, für die Preise um 6.000 Euro aufgerufen werden. Bei vielen vor allem günstigen Rollern sind die Reichweiten bescheiden, was bei täglicher Nutzung meist auch tägliches Aufladen nötig macht; einige wenige Exemplare können bis zu 200 Kilometer weit stromern. Eigentlich würden die maximal 45 km/h für die Stadt reichen, wenn da nicht die oft genervten Autofahrer wären, die gerne auch mal riskant überholen. Auch deshalb ist seit einiger Zeit das Interesse und Angebot an schnelleren E-Varianten gestiegen, die zum Teil 60, 70 oder gar 90 km/h schaffen. Oftmals kosten diese jenseits der 4.000 Euro oder deutlich darüber. Niu hat mit dem MQi GT frisch einen 70-km/h-Roller für nur 3.400 Euro auf den Markt gebracht.

125er-Roller
Ebenfalls groß ist das Angebot an Rollern in der 125er-Klasse. Auch sie dürfen ab 16 Jahren gefahren werden, sofern der schon etwas kostspieligere Führerschein der Klasse A1 erworben wurde. Inhaber eines Pkw-Führerscheins können mit weniger zeitlichem und finanziellem Aufwand auch die Führerschein-Variante B196 erwerben, die ebenfalls zum Führen von Leichtkrafträdern qualifiziert. Der große Vorteil gegenüber Kleinkrafträdern: Die 125er bieten bis zu 11 kW/15 PS Leistung, was es erlaubt, in der Stadt und auch über Land mit Autos mitzuhalten. In einigen Fällen sind auch über 100 km/h möglich. Neben kleinen und wendigen und sehr der 50er-Klasse ähnelnden Typen gibt es 125er, die erwachsen wirken und zudem dank riesiger Sitzbank, Windschild und großen Staufächern gehobenen Komfort offerieren. Im Vergleich zu den 50ern ebenfalls gehoben ist das Preisniveau. Leistungsschwache 125er-Roller gibt es schon für rund 2.000 Euro. Teuerster Vertreter dieser Klasse ist der Honda Forza 125 für rund 5.700 Euro, der neben maximaler PS-Zahl auch hohes Komfort- und Technikniveau bietet. Dazu gehört auch ABS, was in dieser Klasse immer noch nicht zum Standard gehört.

Großroller
Große und komfortable Roller wie den Forza 125 werden in größerer Zahl auch mit deutlich mehr Leistung angeboten. Bereits vor gut 20 Jahren kam diese damals neue Gattung der Großroller in Mode. Vorreiter war etwa der Suzuki Burgman, der 1998 als 250er, danach als 400er und ab 2002 auch als 650er angeboten wurde. Mit diesen hubraum- und leistungsstarken Varianten ging das Einsatzspektrum deutlich über das urbane Umfeld hinaus. Mittlerweile gibt es viele große Roller in vielen Hubraumklassen, die schnell und langstreckentauglich sind und sich hinsichtlich ihrer Leistung auf dem Niveau von Einstiegs- und Mittelklasse-Motorrädern bewegen. Auch technisch haben diese viele im Motorradbereich übliche Techniken übernommen. Mit teilweise sogar deutlich über 250 Kilogramm überflügeln sie beim Gewicht sogar manches große Motorrad. Das triff auch auf die Preise zu, die in vielen Fällen hohes vierstelliges und sogar fünfstelliges Niveau erreichen. Außerdem braucht man für diese Klasse einen teuren Motorradführerschein, außer man entscheidet sich für einen dreirädrigen Vertreter wie den Piaggio MP3 oder Peugeot Metropolis. Diese Typen bieten typisches Rollerfahrgefühl, dürfen jedoch mit Pkw-Führerschein gefahren werden.

Motorrad-Roller
Die Großroller kommen den Motorrädern in vielen Punkten bereits recht nah, doch bieten sie meist noch viele Details aus der klassischen Rollerwelt. Mittlerweile finden sich allerdings auch Exemplare, wo die Abgrenzung zum Motorrad schwieriger geworden ist. Ein solches Modell ist der Honda Forza 750. Er bietet eine für Roller untypische Konstruktion mit mittiger Lage des Motors in einem Brückenrahmen, während das 17 Zoll große Vorderrad zwischen den Holmen einer Upside-down-Gabel steckt. Außerdem wird das Hinterrad per Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein geführt. Auch der 750er-Twin mit fast 60 PS sorgt für motorradähnliche Fahrleistungen. Nochmals näher am Motorrad, genauer gesagt an eine Reiseenduro reicht der Honda X-ADV heran, der eigentlich wie eine Africa Twin daherkommt und deshalb auch SUV-Scooter bezeichnet wird. Noch sind die Honda-Riesen Ausnahmeerscheinungen, doch möglicherweise werden sie einen Trend wie vor über 20 Jahren Suzuki mit dem Burgman auslösen.

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