Jahrespressekonferenz

Kfz-Gewerbe: Gebrauchtwagen mildern den Umsatzrückgang ab

3Kfz-Gewerbe: Gebrauchtwagen mildern den Umsatzrückgang ab
Die Jahrespressekonferenz des ZDK fand in diesem Jahr digital statt. Foto: Auto-Medienportal.Net/Pro Motor

Geht vom Besuch in einem Autohaus eine größere Corona-Gefahr aus als beim Einkauf im Baumarkt oder dem Gang zum Friseur? Jürgen Kaprinski, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), hat heute vom Bund-Länder-Gipfel am 3. März klare Worte zur Wiederöffnung der Autohäuser gefordert, die derzeit lediglich in Thüringen nicht geschlossen sind. Wenig Publikumsverkehr und meist große Räume sowie leicht umzusetzende Hygienemaßnahmen böten ausreichend Schutz. Dass in einem Betrieb mit zweierlei Maß gemessen werde und der Verkaufsraum geschlossen ist, während die angrenzende Werkstatt für Kunden geöffnet sei, mache die Absurdität der aktuellen Beschränkungen deutlich. Karpinksi sprach sich für ,,vertretbare Lockerungen" aus und erwartet von der Ministerrunde Mitte nächster Woche ,,ein klares Datum" und eine bundeseinheitliche Regelung.

Der ZDK-Präsident beklagt, dass der nun zweite Lockdown innerhalb eines Jahres an die Substanz des Automobilhandels gehe und selbst finanzkräftige Betriebe an ihre Grenzen stießen. Die Stellflächen seien voll mit Leasingrückläufern, Vorführwagen und im Jahr 2020 bestellten Lagerfahrzeugen, die nicht verkauft werden können. ,,Da liegen Millionenbeträge brach." Zudem sei es derzeit so gut wie unmöglich, die notwendigen Bestellungen für das normalerweise wichtige Frühjahrsgeschäft einzuschätzen. Der verstärkte Versuch des Online-Fahrzeugverkaufs, so Kaprinski, habe keine signifikanten Auswirkungen gehabt. Der Neuwagenkauf finde immer noch vorzugsweise im Autohaus statt.

Zwar ist der Umsatz im Neuwagenhandel im vergangenen Jahr coronabedingt um 14,4 Prozent auf 62,86 Milliarden Euro zurückgegangen, der Gesamtumsatz verringerte sich aber nur um 0,7 Prozent auf 184,79 Milliarden Euro. Die fabrikatsgebundenen Händler verkauften über ein Fünftel weniger Autos und auch der Gebrauchtwagenhandel ging leicht zurück (minus 2,4 Prozent), dafür stieg aber der durchschnittliche Verkaufspreis für einen Gebrauchten im Markenhandel um 2100 Euro auf 18.570 Euro. Der Umsatz kletterte hier um 14,8 Prozent auf rund 62,58 Milliarden Euro. Im freien Kfz-Handel stieg der Gebrauchtwagen-Umsatz sogar um 32,8 Prozent auf rund 19,62 Milliarden Euro, weil die Durchschnittspreise sich von knapp 9800 Euro auf über 13.300 Euro erhöhten. Der Grund für die Entwicklung: Viele Wunsch-Neufahrzeuge waren wegen Fabrikschließungen im Frühjahr und nicht verfügbarer Teile nicht lieferbar.

In den Bereichen Service und Reparatur ging der Umsatz nach Angaben von Bundesinnungsmeister und ZDK-Vize Wilhelm Hülsdonk im vergangenen Jahr um 8,7 Prozent auf rund 27,54 Milliarden Euro zurück. Vor allem im Frühjahr des vergangenen Jahres seien nicht notwendige Aufträge verschoben oder storniert worden. Dass trotz geöffneter Werkstätten der Lockdown dort seine Spuren hinterlasse, zeige auch eine Umfrage nach der die Auftragseingänge zu Beginn dieses Jahres um über ein Drittel hinten dem Vorjahreswert zurückgeblieben sind.

Die Zahl der Beschäftigten in den insgesamt 36.580 gemeldeten Betriebe ging im Corona-Jahr 2020 nur leicht um 2800 auf 436.200 (minus 0,6 Prozent) zurück. Zudem wurden im vergangenen Jahr 2350 weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen, wobei derzeit immer noch über 90.000 junge Menschen eine Ausbildung im Kraftfahrzeugewerbe machen.

Jürgen Kaprinski machte bei der Vorstellung der Jahreszahlen heute auch noch einmal deutlich, dass das Kfz-Gewerbe nach wie vor absolut technologieoffen sei. Ein moderner Diesel müsse sich heute nicht hinter einem Elektroauto verstecken, so der ZDK-Präsident. Am Ende entscheide der Kunde, welche Antriebsart er bevorzuge. Nach wie vor nicht zufrieden ist er hingegen mit der seit Jahren ,,extrem niedrigen Rendite" von 1,2 Prozent in den Autohäusern. (ampnet/jri)

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