Louis Hamilton

Formel-1-Weltmeister Hamilton: Eine Ikone mit vielen Ambitionen

Lewis Hamilton (35) hat viele Träume. Irgendwann will er klimaneutral leben. Das ist leichter gesagt als getan für einen Mann, der um die Welt jettet, um auf Rennstrecken so schnell zu fahren wie kein anderer. Beim Großen Preis der Türkei hat sich der Brite einen ganz anderen Traum erfüllt: Mit einem Sieg unter widrigen Wetterbedingungen ist er heute zum siebten Mal Formel-1-Weltmeister geworden, und sein Auftritt war - wie könnte es anders sein - wieder einmal mehr perfekt.

Seine Botschaft nach dem Sieg an die Kids: ,,Ihr könnt alles schaffen, wenn ihr es nur wollt. Zweifelt nie an Euch selbst." Hamilton weiß, wovon er spricht. Die Ikone, die im ländlichen Stevenage (England) geboren worden und dort in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen ist, hat viele Gesichter. Hamilton lebt vegan. Er kritisiert auf seinem Instagram-Kanal Noch-US-Präsident Donald Trump, greift die Verhältnisse auf Kuba an, setzt sich für ein besseres Klima ein und überzeugt den Formel 1-Zirkus, mit ,,We race at one" vor Millionen Fernsehzuschauern gegen Rassismus Stellung zu beziehen.

Einen besseren Markenbotschafter könnte sich Daimler kaum vorstellen. Nicht nur, weil der Brite, der in Monte Carlo lebt und sich trotz Trump oft in den USA aufhält, für Mercedes den sechsten Marken-Weltmeisterschaftstitel der Neuzeit gesichert hat, sondern auch, weil er keine Gelegenheit auslässt, seinen Erfolg mit denen zu teilen, die ihm die große Show ermöglichen: sein Team, das Top-Management der deutschen Premium-Marke, seine Familie, die Fans und andere mehr.

So auch gestern. ,,Ich danke allen, die mir geholfen haben, zum siebten Mal Formel 1-Fahrerweltmeister zu werden und damit zu Rekordhalter Michael Schumacher aufzuschließen", sagte er noch vor der offiziellen Siegerehrung.
Hamilton hat nie an sich gezweifelt. Nach den ersten Fahrversuchen im Kart sowie dem Gewinn der Britischen Formel Renault-Meisterschaft, der Formel 3-Euroseries und dem GP2-Championat baggerte er bei der ersten besten Gelegenheit McLaren-Boss Ron Dennis an. ,,Ich will für Euch fahren und mit Euch Weltmeister werden", soll der Jung-Spunt damals gesagt haben. Hamilton belohnte das Vertrauen, das Dennis in ihn gesetzt hatte, 2008 mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft.

Ebenso wie der McLaren-Teamchef war auch Niki Lauda von Hamiltons Ausnahmetalent überzeugt, als er ihn 2013 ins Mercedes-Team holte. ,,Louis überlässt nichts dem Zufall. Durchhänger kennt er nicht", schwärmte der Österreicher.

Das stimmt und gilt nicht nur für seine beruflichen Ambitionen. Hamilton hat sich längst zur Marke stilisiert. Dazu gehören sein Outfit und seine politischen Botschaften. Seinen Charakter bestimmt eine außergewöhnliche Melange aus Professionalität, Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Arroganz, Bescheidenheit und Demut. Ob antrainiert oder nicht: So ist Hamilton. Das Time Magazin hat ihn auf die Liste der 100 einflussreichten Menschen 2020 gesetzt.

Der siebenfache Formel-1-Weltmeister ist ledig, managt sich selbst und ist stolz darauf, erster Schwarzer in der Formel 1 zu sein. Seine Beziehungen zu Freundinnen wie Popstar Nicole Scherzinger oder Model Cindy Kimberly stellt er hinten an, wenn es um für ihn vermeintlich wichtigere Ziele geht. Seinen Vater hat er in die Wüste geschickt, als er ihm als sein Förderer und Manager zu sehr auf die Pelle gerückt war. Heute ist Louis mit seinem Vater Anthony wieder ein Topf und ein Deckel. Seine Familie geht ihm über alles.

Hamilton hat einen behinderten Bruder und zwei Schwestern. Seine Stiefmutter Linda sei die wichtigste Frau an seiner Seite, sagt er. Gleich danach kommt wohl seine Physiotherapeutin Angela Culleen, die für seine Fitness und mentale Stärke als Rennfahrer zuständig ist.

Hamilton liebt Parties und die High Society. Er genießt Scheinwerferlicht, Blitzlichtgewitter, Kameras und ein Star zu sein. Er musiziert, ist Arsenal London-Fan und unterhält sein eigenes Modelabel. Im kommenden Jahr steigt er wohl als Team-Chef in die neue Elektrorennserie Extreme E ein.
Ob er 2021 mit Mercedes seinen achten Formel 1-Titel anstreben und den Deutschen das Konstrukteurschampionat zum siebten Mal bescheren wird, ist sehr wahrscheinlich, aber nicht sicher. Noch hat Hamilton seinen Vertrag bei Mercedes nicht unterschrieben. Vielleicht, weil er ein Mann mit vielen Träumen ist. (rs/amp)

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