Test: Michelin Anakee Road - Kurven-Grip statt Schotter-Biss

Reiseenduros und artverwandte Typen setzen immer stärker auf Asphalt-Performance. Ein neuer Reifen von Michelin will diesem Wandel Rechnung tragen.

8Test: Michelin Anakee Road - Kurven-Grip statt Schotter-Biss
Die Vollbremsung mit Tempo 70 auf nassem Asphalt meistert die mit dem Michelin Anakee Road bestückte Honda Africa Twin recht unspektakulär Foto: Michelin

Reiseenduros locken mit dem Versprechen, ihren Fahrer auch abseits befestigter Straßen zu entlegenen Abenteuerzielen zu bringen. In der Praxis machen die für schwungvolle Asphaltsausen optimierten Dickschiffe jedoch einen weiten und oft mit viel Schräglage gefahrenen Bogen um staubige Pisten. Warum also nicht einen Reifen anbieten, der dieser De-facto-Nutzung Rechnung trägt? Das dachte sich wohl auch der Reifenhersteller Michelin und erweiterte die Offroad-Reifenfamilie Anakee um die Version Road. Diese ist in erster Linie ein Sportreifen und kein griffiger Schotterbeißer und fährt sich auch so, wie Testfahrten im spanischen Andalusien zeigten.

Die Bandbreite der Reiseenduros, die für den Praxistest zur Verfügung stehen, ist groß. Es gibt schlanke Typen wie die Yamaha Tenere 700 oder Brummer wie die BMW R 1300 GS. Für dieses breite Spektrum bietet Michelin seinen neuen Reifen an. Mit dabei sind kernige Typen wie die KTM 890 Adventure, ein Komfort-Cruiser wie die Triumph Tiger 1200 oder die agile Ducati Multistrada. Für das Vorderrad bietet der französische Reifenhersteller 19- oder 21-Zöllerin den Breiten 90, 110 und 120 an. Hinten sind es 17 oder 18 Zoll in den Breiten 150 und 170. Der Geschwindigkeitsindex reicht bis W und damit bis 270 km/h.

Die Testfahrt beginnt mit einem Besuch auf einem Handlingkurs mit einer 1100er Honda Africa Twin. Slalomstrecke, Gokart-Track, 270-Grad-Kurven und ein nasser Bereich für Vollbremsmanöver stehen auf dem Programm. Ohne besondere Vorkommnisse oder kritische Situationen absolvieren wir die Passagen. Die größte Herausforderung ist die Vollbremsung auf der nassen Betonfläche. Mit 70 km/h wird angefahren, ausgekuppelt und nur mit der Hand und maximaler Kraft gebremst. Sicher und schnell kommt das Motorrad zum Stehen. Für Stabilität und Vertrauen bei diesem eigentlich kritischen Manöver sorgt in erster Linie das ABS, aber gleichzeitig kann der Reifen in dem turbulenten Wechselspiel zwischen Rotationskraft und drohendem Blockieren sein Grip-Potenzial einbringen.

Überzeugend ist das Grip-Niveau auch bei einer mehrstündigen Ausfahrt auf trockener Landstraße. Mal ist es eng und kurvig, öfter gibt es blanke oder verschmutzte Stellen. Die von einem Guide geführte Journalistenkolonne ist hier zügig, aber ohne Hektik unterwegs. Ob Africa Twin, Tiger 1200, Aprilia Tuareg oder der Marktführer von BMW - der neue Michelin schafft Vertrauen. Mit dabei auch ein junger Rennfahrer, der auf einer großen BMW GS arbeitet, die ihn mit ihrer Handlichkeit überrascht.

Kurvengrip ist die andere Stärke des Anakee, der als 100-Prozent-Reifen auch sportlich wirkt. Mit seinem Anteil an Negativprofil ist er deutlich näher am Slick als das für Straße und Gelände konzipierte Anakee-Familienmitglied Wild.

Die Idee eines Sportreifens für Reiseenduros ist nicht ganz neu. Bereits ab 2013 hatte Michelin den Anakee III mit einer ganz ähnlichen Ausrichtung im Programm. Der neue Road ist eine Weiterentwicklung, die Michelin in einigen Eigenschaften optimiert hat. Der Hersteller verspricht im Vergleich zum ,,III" ein leicht verbessertes Handling sowie deutlich mehr Haltbarkeit und besseren Grip bei Nässe. Dafür sorgen zwei unterschiedliche Gummimischungen in der Lauffläche. Wie bei den Vorgängergenerationen gibt es in der Mitte eine abriebfestere und außen eine weichere Mischung für mehr Nass- und Trockenhaftung in Kurven. Eine Gummimischung mit Silica-Verstärkung soll für zusätzlichen Grip bei Nässe und kühlen Temperaturen sorgen.

Der Anakee Road kann bereits bestellt werden. Die Online-Preise für einen Satz beginnen bei rund 300 Euro.

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