Europas Rolle bei der Batterie-Produktion

200 Batteriefabriken sollen in den kommenden zehn Jahren weltweit gebaut werden - auch in Europa. Aber chinesische Unternehmen setzen in technologischer Hinsicht als Komplettanbieter den weltweiten Standard.

Europas Rolle bei der Batterie-Produktion
mid Groß-Gerau - Mit dem Taycan zeigt Porsche die sportliche Seite der Elektromobilität. An der technologischen Basis für die Batterieproduktion hapert es aber noch in Europa. Porsche


200 Batteriefabriken sollen in den kommenden zehn Jahren weltweit gebaut werden - auch in Europa. Doch bei der technologischen Ausstattung dieser Fabriken hinkt Europa Asien hinterher. Beispielsweise setzen chinesische Unternehmen in technologischer Hinsicht als Komplettanbieter den weltweiten Standard. Lediglich acht Prozent der High-Tech-Ausstattung der Batterie-Fabriken kommt aus Europa.

Dieser Anteil sei zu gering, um einen prägenden Einfluss auf die technische Entwicklung zu nehmen und in Europa ein zweites Cluster für Batterietechnik entstehen zu lassen, heißt es in einer gemeinsamen Studie von Porsche und dem Maschinenbau-Verband VDMA. Dafür wäre dauerhaft ein Marktanteil von etwa 20 Prozent notwendig. Das belegt die Analyse der Batterieexperten von Porsche Consulting und des VDMA in der jetzt vorliegenden Studie "Battery Manufacturing 2030: Collaborating at Warp Speed".

Die Studie zeigt Lösungsansätze, wie sich eine technologische Abhängigkeit in diesem zukunftskritischen Feld verhindern lässt. Nach ausgiebigen Analysen von Technologie und Anbietern, Prognosen aus eigenen Marktmodellen und einer Serie von Interviews mit Marktteilnehmern ist klar, dass die Zusammenarbeit der Beteiligten eine entscheidende Rolle spielt. "Nur wenn es europäischen Maschinenbauern gelingt, gemeinsam integrierte Fabriklösungen anzubieten, werden sie sich gegen die Konkurrenz aus Asien behaupten können", sagt Gregor Grandl, Senior Partner bei Porsche Consulting und Co-Autor der Studie. "Technologisch ist die europäische Industrie auf Augenhöhe, aber Unternehmen aus China bieten bereits ganze Batteriefabriken schlüsselfertig an." Das reduziere Schnittstellen und damit das zeitliche und finanzielle Risiko bei der Errichtung.

Die Chancen für Maschinenbauer sind riesig: Bereits um den Marktanteil von nur acht Prozent im Batteriemarkt während des rasanten Hochlaufs zu halten, wären Wachstumsraten von 33 Prozent jährlich notwendig. Um auf 20 Prozent Marktanteil zu kommen, müssten die Unternehmen schneller wachsen als der Markt. Etwa 50 Prozent Umsatzsteigerung pro Jahr wären nötig - und möglich. Das Marktvolumen bis 2030 beträgt für Maschinen- und Anlagenbauer allein im Batteriebereich 300 Milliarden Euro. Ein Erfolg in diesem Wettbewerb würde Europa Zugriff auf die wichtige Zukunftstechnologie Batterie dauerhaft sichern und dabei viele Arbeitsplätze schaffen.

Der deutsche und europäische Maschinenbau haben das erkannt und adressieren es aktiv. "Das Fundament unserer Industrie liegt in der engen Zusammenarbeit zwischen dem Maschinen- und Anlagenbau und seinen Kunden", sagt Hartmut Rauen, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. "In dieser Partnerschaft entsteht nicht nur Wissen, sondern auch Innovation."

Hochspezialisierte Unternehmen wie die Manz AG aus Reutlingen, setzen auf diesen Weg: "Als europäischer Maschinenbauer haben wir gezielt in die Batterieproduktion investiert, um für den in der Studie aufgezeigten rasanten Markthochlauf gerüstet zu sein", sagt Martin Drasch, Vorstandsvorsitzender von Manz. Durch das Joint Venture mit den Konzernen Dürr und Grob stärke man die Position am Markt und könne effizient auf die wachsende Nachfrage nach innovativen Batterieproduktionslösungen für Gigaprojekte reagieren.

"Die hohen Anforderungen der Kunden an Turn-Key Lieferanten erfordern ein Umdenken in den Hochlaufphasen für diese Industrie", sagt auch Stephan Eirich, Geschäftsführender Gesellschafter der Maschinenfabrik Gustav Eirich GmbH. Das stelle selbst für erfahrene Maschinen- und Anlagenbauer eine neue Herausforderung dar.

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