Fahrbericht: Yamaha MT-03 - Verschärfter Einstiegs-Twin

Auch mit relativ kleinen Motorrädern kann man Spaß haben. Bei der 300er-Yamaha muss man aber Mut zur Drehzahl haben. 

SP-X/Neuss Als Yamaha 2016 die erste MT-03 vorstellte, war man sich nicht sicher: Wollen Motorradfahrer ein Zweirad, das zwar mutig ausschaut, von seiner technischen Ausstattung aber in die Einsteiger-Schublade zu stecken ist? Jetzt, vier Jahre später, darf diese Frage mit ,,Ja" beantwortet werden, mit steigender Tendenz. Daran hat die zweite Generation des ,,Light-Twins" für Führerschein-A2-Aspiranten durchaus ihren Anteil, denn das 2020er-Modell sieht noch viel mehr nach erwachsenem Motorrad aus als ihre Vorgängerin.

Das liegt zuvorderst an ihrem neuen, aggressiven Gesicht, das von zwei schmalen Positionslichtern über einem mittigen LED-Scheinwerfer geprägt wird. Zusammen mit minimalen Kunststoffteilen, aber dominanten Lufteinlässen verleiht es der kompakten Maschine ein geducktes Erscheinungsbild mit optisch vorn konzentrierten Massen und einer dynamischen, nach hinten ansteigenden Linie. Damit befindet sich die 300er in bester Gesellschaft zu den anderen Mitgliedern der MT-Familie, den sogenannten ,,HyperNakeds" MT-07, MT-09 und MT-10, die bei Yamaha für sportlichen Landstraßen-Fahrspaß stehen. Bei der MT-03 leuchten nun auch die Blinker und das ins Heck integrierte Rücklicht modern per LED-Technik.

Dem trägt die modifizierte Ergonomie Rechnung, hier legt der höhere und näher zum Fahrer hin gerückte breite Rohrlenker eine engagierte Fahrweise praktisch nahe. Dank des kürzeren und breiterenSpritfasses ergibt sich auch für größere Fahrer ein passender Knieschluss, der für eine innige Verbindung mit der MT sorgt. Allerdings sorgt bei diesen das in angenehm erdverbundenen 78 Zentimeter Höhe platzierte Fahrerpolster für eher sportliche Kniewinkel, die auf Dauer lästig fallen.

Für den kurzweiligen Fahrspaß sorgen in erster Linie die 42 Pferdestärken des in seinen Grundzügen unveränderten Reihen-Zweizylinders. Aus 321 Kubik Hubraum erlöst der 180-Grad-Twin mit Vierventiltechnik und leichten Schmiedekolben ein ebenfalls appetitliches Drehmoment von 29,6 Nm, das bei 9.000 Touren anliegt. Die Nenndrehzahl von 10.750 U/min legt schon nahe: Dieses Aggregat muss gedreht werden und mit einem fleißigen Schaltfuß für das knackig schaltbare Sechsganggetriebe auf Zug gehalten werden. Im unteren Drehzahlbereich passiert nicht viel, dafür ist sein Ansprechverhalten auf Gasgriffbefehle makellos. Erst ab mittlerer bis hoher Drehzahl erwacht die Yamaha MT-03 zum Leben und sprintet zügig voran. Wer's drauf anlegt, den schiebt das unverkleidete Motorrad sogar mit 170 Sachen über die Autobahn, was mangels Windschutz nicht von langer Dauer sein dürfte.

Anhaltend ist dagegen der Fahrspaß im Kurvenwerk und in der Stadt, da fühlen sich die MT-03 und ihr Fahrer wohl. Ziemlich mühelos und dazu recht genau lässt sich die 169 Kilo leichte Indonesierin - dort produziert Yamaha die MT-03 - über den breiten Lenker dirigieren und bietet sogar einen angenehmen Fahrkomfort. Für die Stabilität ist der Stahlbrückenrahmen, der so auch in der Supersportschwester YZF-R3 verwendet wird, zuständig. Bei der Abstimmung der nicht einstellbaren Upside-Down-Gabel und des Federbeins haben sich die Yamaha-Verantwortlichen eher für die komfortable Seite entschieden, dennoch könnte gerade das Heck die Bodenunebenheiten etwas sensibler verarbeiten. 

Eher für Einsteiger denn alte Hasen sind die Stopper gemacht. Insbesondere der Doppelkolben-Schwimmsattel der vorderen Einzelscheibe lässt es lieber gemütlich angehen, ohne es an Bremsleistung vermissen zu lassen. Dafür verlangt er allerdings viel Handkraft. Das Bemühen Yamahas um einen konkurrenzfähigen Preis zeigt sich leider im Fehlen von weiteneinstellbaren Hebeleien. 

Die Ausstattung zeigt sich dennoch aufgehübscht mit neuen Bedienelementensamt Warnblinkschalter am rechten Lenkerende und einem monochromen LC-Display,das eine hilfreiche Ganganzeige bietet. Daneben informiert es den Fahrerüber Geschwindigkeit, Wegstrecken, Verbräuche,Wassertemperatur und Uhrzeit, ist aber nur über zwei Knöpfe direkt am Display umzuschalten - die Fernbedienung fürs Info-Cockpit muss bis zum nächsten Modellupdate warten. Die verlangten 5.499 Euro sind durchaus angemessen. Und dürften dazu beitragen, dass Motorradfahrer noch häufiger dieses agile, leichtfüßige Zweirad nachsuchen, das viel Spaß bereitet, ohne zu überfordern. 



Technische Daten und Ausstattung Yamaha MT-03:

Motor:  Flüssigkeitsgekühlter Reihen-Zweizylindermotor, 321 ccm Hubraum, 30,9 kW/42 PS bei 10.750 U/min, 29,6 Nm bei 9.000 U/min; vier Ventile/Zylinder, dohc, Einspritzung, Sechsganggetriebe, Kette

Fahrwerk: Stahlrohr-Brückenrahmen; 3,7 cm USD-Telegabel vorne, 13 cm Federweg; Stahl-Zweiarmschwinge hinten, Zentralfederbein (Vorspannung siebenfach einstellbar), 12,5 cm Federweg; Leichtmetall-Gussräder; Reifen 110/70-17 (vorne) und 140/70-17(hinten). 29,8 cm Zweischeibenbremse vorne, 22 cm Einscheibenbremse hinten

Assistenzsysteme: ABS

Maße und Gewichte: Radstand 1,38 m, Sitzhöhe 78 cm, Gewicht fahrfertig 169 kg, Zuladung 160 kg; Tankinhalt 14 l 

Fahrleistungen und Verbrauch (Herstellerangaben): Höchstgeschwindigkeit 170 km/h, 3,8l/100 km 

Preis: ab 5.499 Euro

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