Motorradmarkt in der Coronakrise - Harter Schlag für die Zweiradbranche

Ausgerechnet während der Hochsaison gibt es kein Geschäft mit Motorrädern und Rollern. Die Branche setzt aufs Internet - unter anderem.

Ende März ist üblicherweise die betriebsamste Zeit des Jahres in der Motorrad-Branche. In diesem Jahr ist es kurz nach dem kalendarischen Frühlingsbeginn jedoch noch ruhiger bei Händlern, Importeuren und Herstellern als sonst im Dezember: Die Ladenräume sind verschlossen, Frühlingsfeste zur Promotion neuer Modelle bei den Händlern sind wegen der Corona-Pandemie genauso gestrichen wie die Modellpräsentationen der Hersteller für die Zweirad-Fachpresse und andere Medien.Die Zweiradwelt wird derzeit dramatisch durchgeschüttelt. Kawasaki hat sein alljährliches Drachenfest zum Saisonstart genauso absagen müssen wie der bekannte Zubehörhersteller Wunderlich aus Sinzig seine traditionelle ,,Anfahrt" am letzten April-Wochenende, in deren Rahmen das 35-jährige Firmenbestehen gefeiert werden sollte. Und BMW hat seine seit dem Jahr 2000 stets am ersten Juli-Wochenende in Garmisch-Partenkirchen abgehaltenen ,,Motorrad Days" gecancelt.Präsentationen neuer Modelle sind ebenfalls betroffen: Ducati hatte die Rennstrecke ,,Ascari" nahe Ronda in der spanischen Region Andalusien als Präsentationsort für die 208 PS starke Streetfighter V4 auserkoren - abgesagt. KTM wollte die neue 890 Duke R auf dem Circuito Andalucia nahe Almeria zeigen - storniert. Auch Moto Guzzi, Yamaha und Harley-Davidson cancelten die Präsentationen ihrer Neuheiten. Um den unvermeidlichen Schaden einigermaßen in Grenzen zu halten, setzen einzelne Hersteller und Importeure verstärkt auf das Internet. BMW will die neue R 18, mit der die Bayern in das von ihnen als sehr wichtig erachtete Segment der von Harley-Davidson dominierten Cruiser eindringen wollen, statisch im Netz präsentieren, statt auf dem angepeilten US-Markt. Zwar zeigt die bislang nur die Monate Januar und Februar vorliegende Neuzulassungsstatistik des Industrieverbandes Motorrad (IVM) in Deutschland noch keine Bremsspuren, doch kann man von einem dramatischen Zulassungsrückgang im März ausgehen. Auch der April verheißt nichts Gutes. Und wie es dann weitergeht, weiß heute niemand seriös zu sagen.Zudem haben so gut wie alle europäischen Zweiradwerke, auch die von japanischen Konzernen wie Honda und Yamaha in Spanien, Italien und Frankreich, derzeit die Tore geschlossen. Weder bei BMW in Berlin noch bei Ducati in Bologna, KTM in Mattighofen oder MV Agusta in Varese läuft derzeit ein einziges Motorrad vom Band; Triumphs Fertigung in Hinckley/Großbritannien wurde ebenfalls gestoppt, während das Werk in Thailand noch einige Modelle - auf niedrigerem Stückzahl-Niveau - produziert.Während Motorradhändler in alpinen Regionen wie beispielsweise Tirol noch relativ entspannt sind (,,Wir haben wegen des bei uns viel späteren Frühlingsbeginns im März noch nie ein Motorrad verkauft"), wälzen deren Kollegen in Deutschland düstere Gedanken. Sie haben reichlich geordert und müssen ihre Zahlungsziele erfüllen, ohne dass derzeit als Folge von Fahrzeugverkäufen Geld in die Kassen kommt. So laufen denn auch bei den Handelsorganisationen aller Marken vielfältige Bemühungen, den Händlern mit unterstützenden Maßnahmen unter die Arme zu greifen, damit diese die durch das Corona-Virus ausgelöste Krise überstehen können. ,,Das Wichtigste ist, die Liquidität zu sichern, damit unsere Händler die finanzielle Kraft haben, baldmöglichst wieder den Verkauf von Motorrädern und Rollern anlaufen zu lassen", hört man unisono.

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