Vorstellung Honda Civic Type R: Auf des Messers Schneide

Das Herz von Honda ist hungrig. Zwar spielt die japanische Automarke im internationalen Geschäft beim Absatzvolumen nicht in der ersten Liga, wohl aber auf den Rennstrecken dieser Welt. Das Formel-1-Engagement wird emsig und erfolgreich betrieben, im Kundensport ist der Hersteller ebenfalls weit vorne mit dabei. Im Breitensport stellt der einst so biedere Civic die Basis für schnelle Runden am Limit, heute ist schon seine zivile Straßenversion an formalem Aggressionspotenzial kaum zu überbieten. Darauf basiert die Spitzenvariante Type R mit brachialen 320 Turbo-PS, generiert aus einem nur zwei Liter großen Vier-Zylinder-Benziner. Und die wiederum nimmt der Motorsport-Partner J.A.S. in Arluno bei Mailand her, und baut sie zum rund 150.000 Euro teuren Rennwagen um, mit denen sich private und professionelle Fahrer an den Rennserien der TCR-Liga und künftig auch im GT-Zirkus tummeln können.

Die eher unscheinbaren Liegenschaften der kleinen Motorsportschmiede waren daher ein idealer Schauplatz für die Präsentation eines sanftes Facelift des Sportlers und das Debüt zweier weiterer extraordinärer Type-R-Versionen. Die Varianten Sport Line und Limited Edition, beide mit Straßenzulassung, balancieren auf Messers Schneide zwischen grenzwertig gutem Geschmack und unbedingter Kompromisslosigkeit. Ausladende Schürzen, mächtige Heckflügel und prekär ausgestellte Radhäuser über unverschämt breiten Gummiwalzen signalisieren nur eins: Das Anliegen, schneller als alle anderen um die Kurven und, besser noch, ins Ziel zu kommen, wird hier bitterernst genommen.

Scharfe Winkel und noch stärkere Betonung der Horizontalen prägen das Gesicht des Breitensportlers. Der größere Lufteinlass und schmalere Streben machen den Kühlergrill um 13 Prozent durchlässiger, das senkt die Kühlmitteltemperatur in Verbindung mit dem optimierten Kühlerblock um bis zu zehn Grad, sagt Honda. Da sich aber der aerodynamische Abtrieb dadurch verringert, musste der Frontspoiler noch weiter nach unten wandern - gut, dass es auf dem Racetrack keine Temposchwellen gibt. Am Heck sitzt beim Type R ein voluminöser Dachspoiler, bei der gewichtsreduzierten Limited Edition ersetzt ihn ein exaltierter Flügel.

Das adaptive Dämpfersystem reagiert künftig schneller auf die Fahrbahnverhältnisse, das soll Handling und Agilität steigern. Elastische Lagerbuchsen an der Vorderachse verbessern die Präzision der Lenkung und erlauben eine einfachere Kursbestimmung. Hinten wurden die Lagerbuchsen versteift, was zu acht Prozent mehr seitlicher Belastungsfähigkeit führt. Die Bremsanlage blieb ebenfalls nicht unberührt, das Pedalspiel reduziert sich dadurch um 15 Millimeter, die ungefederte Masse um 2,5 Kilogramm.

Im Zuge der Modellpflege hat der Type R eine aktive Soundkontrolle bekommen. Das bleibt von außen unerhört, nur der Pilot bekommt über die Lautsprecher der Audioanlage ein kräftiges Auspuff-Röhren vorgegaukelt. Vielleicht macht das die Rundenzeiten ja kürzer. Ob dies so ist, kann mit dem neuen elektronischen Logbuch des Civic festgehalten werden: ,,Honda LogR" bietet einen Performance-Monitor, der die aktuellen Leistungsdaten des Wagens anzeigt. Der Log-Modus stoppt die Rundenzeiten und im Auto-Score-Modus werden Brems- und Lenkaktivitäten des Fahrers, Beschleunigung und Geradeausfahrt ausgewertet, um ein möglichst gleichmäßiges, flüssiges Fahren zu unterstützen. Ein G-Meter registriert die Quer- und Längsbeschleunigung.

Im Frühjahr kommt der Civic Type R GT auf die Straßen, 41.990 Euro soll der in Großbritannien gebaute Viertürer dann kosten. Sport Line und Limited Edition dürften gut 10.000 Euro mehr kosten, genaue Zahlen will Honda zur Markteinführung nennen. Letztere wurde erheblich erleichtert, für die Gewichtsreduzierung sind jedoch hauptsächlich der Verzicht auf Klima- und Audioanlage verantwortlich. BBS-Leichtmetallräder und der Entfall von Isoliermaterial übernehmen den Rest. Weniger kann also durchaus mehr kosten. Wie der Name sagt, ist die Auflage der Limited Edition begrenzt, ganze 1000 Exemplare sollen gebaut werden. Für Europa sind gerade mal 100 Fahrzeuge vorgesehen.

Die Zusammenarbeit Hondas mit J.A.S. geht auf das Jahr 1998 zurück. Die Motorsportschmiede bezieht allerdings keine kompletten Fahrzeuge für die Umrüstung zum TCR-Rennwagen, der 55-Mann-Betrieb kauft lediglich die Rohkarosse und den in den Vereinigten Staaten gefertigten, auf 340 PS leistungsgesteigerten Vierzylinder. Denn alles andere ist beim Umbau überflüssig und müsste nur wieder verkauft oder gar entsorgt werden. Während der Rennsaison betreuen die Italiener die Kundensportler auf den Rennstrecken, die Unterstützung ist im Preis von rund 130.000 Euro (ohne Mehrwertsteuer) für den Type R TCR allerdings nicht inkludiert. (ampnet/mk)

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