Freizeitmesse CMT - ,,Vanlife" im Mittelpunkt

Die Stuttgarter CMT (Caravan, Motor, Touristik) ist eine der größten europäischen Urlaubsmessen - und sie wächst weiter. In diesem Jahr kommt die neue Halle 10 hinzu, die ausschließlich den Camper-Vans vorbehalten bleibt. Die Organisatoren gewähren der ohnehin dominierenden Caravaning-Branche damit noch mehr Ausstellungsfläche - und die dankt es mit einer umfangreichen Neuheiten-Schau.

Die Zulassungskurven in der Caravaning-Branche kennen seit 2010 nur eine Richtung: steil nach oben, hin zu immer neuen Rekorden. Erstmals wurden im vergangenen Jahr in der Gesamtbilanz über 80.000 Freizeitfahrzeuge in Deutschland neu zugelassen, von denen deutlich über 50.000 Einheiten allein auf das Konto der Reisemobile gingen. Und hier entwickeln sich die Camper-Vans, Wohn-Vans und CUVs (Caravaning Utility Vehicles), oder wie immer die ausgebauten Kastenwagen in einem Wildwuchs von Begrifflichkeiten von den Herstellern auch genannt werden, zum größten Treiber des Wachstumskurses.

Dem tragen die Organisatoren der Stuttgarter Freizeitmesse CMT (Caravan, Motor, Touristik) Rechnung, indem sie die neu hinzugekommene Halle 10 (Paul-Horn-Halle) ausschließlich dem ,,Vanlife" widmen. Bei der 52. Auflage der nach eigenen Angaben weltgrößten Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit vom 11. bis 19. Januar vergrößert sich die Ausstellungsfläche der Caravaner auf 75.000 Quadratmeter, werden in sechs von neun Hallen etwa 850 Reisemobile, Wohnwagen und Freizeitfahrzeuge von nationalen und internationalen Herstellern zu sehen sein. Und mit weit über 100 Premieren wird die Messe ihrem Ruf als größter Neuheiten-Schau hinter dem Düsseldorfer Caravan-Salon auch in diesem Jahr gerecht.

Das Novitäten-Spektrum reicht zwar wieder vom kleinen Campingbus bis zu Luxuslinern und nicht minder teuren Expeditionsmodellen, immer mehr in den Mittelpunkt rücken allerdings die kompakten Camper-Vans. Sie haben als beliebteste Reisemobil-Gattung ihren Anteil am Gesamtabsatz auf über 41 Prozent ausgeweitet und die nach wie vor stark gefragten Teilintegrierten (über 37 Prozent) längst abgehängt.

Dabei spielt keineswegs allein der Preis eine Rolle. Auf die längst überfällige Weltpremiere des La Strada Nova EB mit Einzelbetten und der speziellen Monocoque-Kabine auf Basis des Mercedes Sprinters wartet schon ein eingeschworene Fangemeinde. Und dabei bewegt sich das rollende Eigenheim ebenso bereits im 100.000-Euro-Bereich wie etwa der vollisolierte Frankia Yukon oder der winterfeste Kabe Van 390 LB aus Schweden, ebenfalls Erstlingswerke im Sprinter-Kleid.

Natürlich ist das keine Massenware. Die findet sich eher am anderen Ende der Preisskala. Hier trumpft Bürstner mit der neuen Baureihe Campeo auf, die basierend auf einem Citroen Jumper in drei Varianten bis zu 6,36 Meter Länge angeboten wird und in der kompaktesten, nur 5,41 Meter messenden Version C540 bereits für 38.950 Euro zu haben ist.
Das dürfte besonders den Wettbewerb in dem Segment verschärfen, in dem sich auch die Einsteigermarken Carado und Sunlight aus der Erwin-Hymer-Gruppe tummeln. Und die kontern in Stuttgart mit attraktiven Angeboten. Sunlight präsentiert in der Team Edition die Sondermodelle V60 und V66, die ebenfalls auf dem Ducato-Pendant Jumper aufbauen und zu Tarifen ab 45.500 Euro den Kunden einen Preisvorteil von bis zu 7.000 Euro versprechen. Das kürzere, sechs Meter lange Fahrzeug hat ein Doppelquerbett im Heck, der 6,65 Meter lange V66 bietet die großzügigere Lösung mit Einzelbetten. Die Schwestermarke Carado  deckt mit der Europa-Edition V132 und V337 exakt das gleiche Angebot ab, spricht mit anderem Interieur und Außendesign aber eine etwas konservativere Zielgruppe an.

Ebenfalls mit einem Sondermodell tritt die eigenständige Marke Pössl in Stuttgart auf, die als Marktführer unter den Kastenwagen in der neuen Halle 10 nicht fehlen darf. Zum 30-jährigen Bestehen fällt der Trenta auf Citroen-Jumper-Basis allein schon wegen seiner kräftig roten Farbgebung und den Bullaugenfenstern im Heck auf. Im klassisch mit Einzelbetten ausgebauten Innenraum sorgt ein Lichtkonzept mit Strahlern und indirekter Beleuchtung ebenso für eigenständige Akzente wie die warmen Holztöne in Verbindung mit dem Farbton ,,Bordeaux light grey".

Dem Thema Konnektivität widmet sich verstärkt die Van-Sparte von Mercedes-Benz, die nun auch ihr Schnittstellenmodul MBAC (Mercedes Benz Advanced Control) in den Marco Polo, der Reisemobil-Ausgabe der V-Klasse, einbaut. Damit verwandelt sich der edle Camper in ein mobiles Smart-Home, in dem sich Komponenten im Wohnbereich wie Licht oder Heizung zentral oder via Smartphone steuern lassen. Während MBAC serienmäßig an Bord ist, wird das lernfähige Multimediasystem MBUX mit Sprachsteuerung nur optional angeboten.

Freilich verfügt auch die neueste Ausführung des VW California T6.1 über ähnliche Features. Der renovierte Transporter, im Campingbus-Segment die unbestrittene Nummer eins, wird in der Vanlife-Halle aber auch aus anderen Gründen im Mittelpunkt stehen. Gilt er doch als Liebling der Eigenausbau-Szene. Und neben den Caravaning-Herstellern wird in der neuen Örtlichkeit schließlich die geballte Kompetenz von Ausbaufirmen, Produzenten von Modul-Möbeln oder Elektronik-Händlern vertreten sein. Vorträge, Diskussionen und Treffen mit Bloggern und Influencern sollen die Vanlife-Community noch näher zusammenbringen.

Bei den teil- und vollintegrierten Reisemobilen dürfte das Highlight des Neuheiten-Reigens bei Hymer zu finden sein. Die Kernmarke der mittlerweile zum US-Konzern Thor gehörenden Erwin-Hymer-Gruppe befindet sich nach wie vor im ,,Sprinter-Rausch". Früh in die Entwicklung des Mercedes-Transporters eingebunden, nutzt sie diese Sonderstellung und hat so viele Sprinter-Aufbauten im Programm wie keine andere Marke.

Mit der neuen B-Klasse Master-Line I890 erweitert das Unternehmen aus Bad Waldsee seine Flaggschiff-Baureihe um ein neues Topmodell. Der Wohn-Riese mit stattlichen 8,89 Meter Länge und 2,35 Meter Breite bildet zusammen mit dem bereits erhältlichen Einzelbetten-Grundriss I880 ein außergewöhnliches Duo als Doppelachser mit der Kombination aus Sprinter-Triebkopf und dem von Hymer selbst entwickelten SLC-Leichtbau-Chassis. Der Luxusliner mit elektrisch verstellbarem, 2,00 x 1,56 Meter großen Bett und großzügigem Platzangebot wird ab 116.000 Euro angeboten.

Ebenfalls neu ist in der teilintegrierten Tramp-Baureihe, die bei Hymer den Einstieg in die Welt der gehobenen Reisemobil-Klasse auf Sprinter-Basis darstellt, ist die Variante S680 mit Frontantrieb. Dabei handelt es sich um einen Einzelbetten-Grundriss, der sich nur mit einer L-Bank-Sitzgruppe vom bisherigen Basismodell S685 mit gegenüberliegenden Sitzbänken unterscheidet und ebenso ab 64.000 Euro in der Preisliste steht.

Auch der toskanische Premium-Hersteller Laika reist mit einem neuen Teilintegrierten an. Die exklusiv für Deutschland aufgelegte M-Edition (ab 86.000 Euro) als Sondermodell des Typs 2009 ist das einzige Sprinter-Modell der Italiener. Zuwachs erhält bei den Teilintegrierten auch die im vergangenen Herbst eingeführte Element-Baureihe von LMC, die um die beiden Queensbett-Grundrisse T608 G (54.800 Euro) und T748G (56.800 Euro) mit 6,98 Meter beziehungsweise 7,31 Meter Länge erweitert wird.

Von den großen Herstellern mit ihren breit gefächerten Modellpaletten beschränken sich Knaus-Tabbert, Hobby, Eura und Dethleffs hauptsächlich auf die noch recht frischen Neuheiten vom Caravan-Salon. Dabei beschäftigt sich Dethleffs als einziger Massenhersteller nicht nur mit einem Einstieg in die E-Mobilität - etwa mit dem Wohnwagen-Prototyp e.home Coco -, sondern hat mit dem Globevan e.Hybrid auf Basis des neuen Ford Transit auch den bislang einzigen Plug-in-Camper im Angebot, der bis zu 50 Kilometer rein elektrisch fahren und zu einem Preis ab 75.000 Euro angeboten wird.

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