Kautschukindustrie

Gummi-Industrie sieht sich als Beispiel für Kreislaufwirtschaft

Kontraproduktiv nennt es Stephan Rau, der Technische Geschäftsführer des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie e.V. (wdk) in Frankfurt, wenn Produkte aus recycelten Altreifen ohne belastbare Faktenbasis pauschal verurteilt werden. Er geht damit auf die jüngste Diskussion über Kunstrasensportplätze ein. Die in den Angaben der jetzt diskutierten Studie über die Austragung kleiner Granulatkügelchen in die Umwelt seien fehlerhaft. So habe bereits der zuständige DIN-Normenausschuss darauf hingewiesen, dass die Datenbasis dieser Untersuchung falsch sei.

Rau betont, die stoffliche Verwertung von Altreifen zeige exemplarisch, wie eine Kreislaufwirtschaft funktionieren kann. Mit der Wiederverwertung der Reifenindustrie leisten die Unternehmen einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Der Technische Geschäftsführer des wdk warnte deshalb vor einer pauschalen Verurteilung von Recyclingprodukten aus Altreifen ohne solide Grundlage. Erforderlich sei vielmehr eine Förderung der Kreislaufwirtschaft, wie sie auch im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD vereinbart wurde.

Rau legte Zahlen zur Verwertung von Altreifen vor. Danach hat das stoffliche Recycling von Altreifen weiter zugenommen, während die thermische Verwertung rückläufig ist. Die Gesamtmenge an Altreifen lag 2018 insgesamt bei 583 000 Tonnen. Das ist geringfügig weniger als im Vorjahr. ,,Damit bestätigt sich der Trend zu langlebigeren Reifen", erklärte der Technische Geschäftsführer des wdk. ,,Obwohl die Zulassungszahlen ansteigen, bleibt die Menge an Altreifen praktisch konstant." Er verwies darauf, dass die Gummi-Industrie nunmehr seit fast 20 Jahren die Altreifenmenge erfasse und damit zeige, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst sei.

Erstmals veröffentlichte der wdk die Trends bei der Verwertung von Altreifen. Demnach hat das stoffliche Recycling im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2017 um drei Prozent zugenommen. Dagegen ist die thermische Verwertung, die als Verbrennung in der Zementindustrie stattfindet, weiter rückläufig (minus 2,5 Prozent).

Die thermische Nutzung von Altreifen habe eine hohe Bedeutung in der Zementindustrie und sei dort auch ökologisch und ökonomisch sinnvoll, erläuterte Rau: ,,Altreifen bestehen zu etwa einem Dreiviertel aus einer brennbaren Fraktion, die energetisch genutzt wird. Der übrige Teil enthält stoffliche Ressourcen, die essentielle Bestandteile des Zementklinkers sind, so dass Altreifen bei der Zementproduktion vollständig und reststofffrei verwertet werden können."

Während von den im Jahr 2018 angefallenen Altreifen knapp 34 Prozent (196 000 Tonnen) thermisch verwertet wurden, liegt die Rate der stofflichen Verwertung mittlerweile bei rund 66 Prozent. Der größte Anteil hiervon (236 000 Tonnen) wurde zu Granulaten und Gummimehl verarbeitet. Aus den Sekundärrohstoffen Granulat und Gummimehl stellen europäische und vor allem deutsche Hersteller technisch hochwertige Produkte her. Weitere Formen der stofflichen Altreifenverwertung sind unter anderem die Wiederverwendung von Karkassen (27 000 Tonnen) und der Export von runderneuerten Reifen (49 000 Tonnen). (ampnet/Sm)

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