Ratgeber: Türunfälle mit Radfahrern vermeiden - Gucken, Greifen und großes Gefahrenbewusstsein

Es ist die Angstphantasie jedes Innenstadt-Radlers. Plötzlich geht eine Tür eines am Straßenrand geparkten Pkw auf. Wie lässt sich dies vermeiden?

Radfahren ist gesund, aber auch unter Umständen gefährlich. Treffen auf begrenzter Fläche etwa in einer Stadt viele unterschiedliche Verkehrsteilnehmer wie Autofahrer, Fußgänger, Zweiradfahrer oder jetzt noch E-Scooter-Nutzer aufeinander, führt dies zu gefährlichen Situationen. Besonders unberechenbar für Fahrradfahrer sind am Straßenrand geparkte Fahrzeuge. Steht das Auto nur oder geht plötzlich die Tür auf? Das Unbehagen der Biker angesichts solcher Situationen ist verständlich. Bei immerhin rund 7 Prozent aller Radfahrerunfall kollidiert der Velofahrer mit einer sich öffnenden Fahrertür. In 20 Prozent dieser Fälle endet der Zusammenstoß mit einer schweren Verletzung. Zu diesem Ergebnis kam der Versicherungs-Dachverband GDV bei einer Datenauswertung vor zwei Jahren. In der Regel werden bei einer Kollision Kopf und Beine am schlimmsten in Mitleidenschaft gezogen.

Die Gründe für diese Gefahrensituationen sind zum einen strukturbedingt. Wo Parkplätze nahe an Fahrradwegen liegen, Autofahrer illegal auf Fahrradwegen anhalten oder aufgrund der Verkehrsdichte es für Fahrradfahrer kaum möglich ist, genügend Abstand zum Fahrzeug halten, führen öffnende Autotüren schnell zu Unfällen. Fahrradfahrer sollten daher immer versuchen, einen möglichst großen Abstand zum parkenden Fahrzeug zu halten.

Zum anderen müssen natürlich die Autoinsassen besonders aufmerksam sein. Ihnen obliegt eine besondere Sorgfaltspflicht. Die Straßenverkehrsordnung gibt in Paragraf 14 (1) klare Regeln vor. ,,Wer ein- oder aussteigt, muss sich so verhalten, dass eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist." Mittlerweile halten auch Assistenten Einzug in Fahrzeuge, die auf seitlich herannahende Fahrradfahrer aufmerksam machen. Bei diesen Systemen kommen die gleichen Sensoren im Heck zum Einsatz, die im Fahrbetrieb vor Kollisionen beim Spurwechsel aufmerksam machen. Erfassen sie einen Fahrradfahrer erhält der Fahrer akustische und optische Signale. Allerdings sind diese Systeme noch nicht weitverbreitet, Autoinsassen sollten unbedingt den Schulterblick beim Aussteigen anwenden und vor dem Türöffnen unbedingt über die linke beziehungsweise rechte Schulter nach hinten schauen. Der Schulterblick erlaubt es, herannahende Fahrradfahrer besser zu erkennen. Außerdem hilft ein einfacher Greif-Trick: der ,,holländische Griff". In den fahrradfreundlichen Niederlanden lernen bereits Fahrschüler, die Tür immer nur mit der türabgewandten Hand zu öffnen. Das heißt: Fahrer und der hinter ihm sitzende Passagier nutzen die rechte Hand, Beifahrer und Hintermann die linke. So drehen sich Oberkörper und Kopf automatisch in Richtung des nachfolgenden Verkehrs. Radfahrer werden dann rechtzeitig gesehen.

Aber auch Velofahrer können einiges tun, um Gefahrensituationen rechtzeitig zu vermeiden. Sie sollten im eigenen Interesse vorausschauend unterwegs sein, genügend Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern einhalten und ein Gefühl für gefährliche Konstellationen entwickeln, um entsprechend reagieren zu können. Auch das Tragen eines Helms trägt zur Sicherheit bei.

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