Test: Kymco Grand Dink 300i - Sympathie-Träger

Der Kymco Grand Dink 300i in seiner neuesten Form ist zwar kein Hightech-Vorreiter, dafür aber ein verlässlicher und komfortabler Gefährte mit sehr hohem Praxisnutzen.

Nicht weniger als drei Motorroller bietet der taiwanesische Hersteller Kymco in Deutschland alleine in der 300er Klasse an: Grand Dink 300i, X-Town 300i und People GT 300i heißen die Modelle, angetrieben von jeweils unterschiedlichen Motoren. Alle sind flüssigkeitsgekühlt, doch mal sind es Zweiventiler, mal Vierventiler, mal beträgt ihr Hubraum 271, mal 276 und mal 299 Kubikzentimeter. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Leistungen; sie reichen von gut 22 bis knapp 29 PS. Der jetzt neu designte Grand Dink 300i stellt nach Hubraum und Leistung das Einstiegsmodell in die Scooter-Mittelklasse der Taiwaner dar, ist aber dennoch nicht der billigste der drei 300er. Mit seinem freien Durchstieg ist er ein besonders praktischer Vertreter der rollernden Zunft.

Die feuerrote, glänzende Lackierung des Testfahrzeuges ist von Anbeginn gut für unsere Beziehung: Fesch sieht er aus in seinem fernöstlichen ,,Dschunken-Design", der Grand Dink 300i. Dink? Ein Online-Lexikon weist den Weg zum Verständnis der Modellbezeichnung: ,,to dink" bedeutet ,,jemanden (auf dem Fahrrad) mitnehmen". Das ist auf diesem Roller fraglos sehr bequem möglich: Die ausklappbaren Fußrasten für die Sozia sind ideal positioniert, das Sitzpolster ist nicht zu weich und gut geformt. Auch die Sitzposition des Fahrers ist ohne Tadel, zudem ist die Sitzhöhe mit 76 Zentimetern erfreulich niedrig, ohne dass deshalb aber der Abstand zum Roller-Boden ungebührlich gering wäre. Man sitzt gut als durchschnittlich großer Mitteleuropäer.

Und man fährt auch gut. Der 271 Kubikzentimeter kleine wassergekühlte Einzylinder-Viertakter schnurrt unauffällig, vibriert nur dezent und beschleunigt besser, als es seine Nennleistung von knapp 17 kW/23 PS vermuten lässt. Im Alltagsverkehr ist man stets Herr der Lage, bei Bedarf zeigt der Digital-Tacho bis zu 135 km/h an. Selbst Landstraßen-Überholmanöver aus etwa 85 km/h heraus erfolgen zügig. Zudem gefällt die feine Gasannahme des kleinen Einzylinders, dessen Einspritzanlage offensichtlich ausgezeichnet abgestimmt ist.

Auch wenn die Fahrwerkskomponenten des Kymco Grand Dink 300i bei Technik-Experten nicht für hochgezogene Augenbrauen sorgen: Sie machen ihre Sache ausgezeichnet. Es gibt zahlreiche Roller, deren Telegabel Straßenunebenheiten nicht so sauber wegfedern wie die des Taiwaners es tut. Die Hinterhand, konzeptionsbedingt durch die schwere Triebsatzschwinge gehandicapt, kann der guten Gabel erst mit Respektsabstand folgen; Fugen und Stöße sind aber nur ab und an stärker spürbar als es dem Fahrer-Kreuz lieb ist. Keinen Grund zur Beanstandung liefern Geradeaus- und Kurvenstabilität. Auch die Bremsanlage, mit je einer Scheibe vorne und hinten sowie Zweikolbenzangen technisch unspektakulär, macht ihre Sache einwandfrei; das ABS regelt hinreichend sauber.

Eher oldfashioned wirkt der Blick ins Cockpit. Die LCD-Anzeigen für Tacho, Tankvorrat, Kühlwassertemperatur und Uhrzeit sind zwar erkennbar von gestern, aber gut ablesbar. Die rote Drehzahlmessernadel steht im Zentrum und ist bestens erkennbar, obgleich man sie im Grunde nicht braucht, denn mehr Gas bedeutet wegen der Variomatik bekanntlich stets eine höhere Drehzahl und damit auch mehr Benzinverbrauch. Der ist erstaunlich niedrig: Obwohl der WMTC-Normwert bei keineswegs günstigen 3,8 Litern/100 km liegt, kamen wir bei zügiger Überlandfahrt (mit nur geringem Volllastanteil) mit 3,1 Litern/100 km aus, bei sehr flotter Fahrt genügten 3,7 Liter/100 Kilometer. Gut 250 Kilometer sind also immer drin in einer Tankfüllung.

Ordentliches Volumen bietet der Laderaum unterm Sitz; dank Gasdruckfeder springt die große Sitzbank quasi automatisch auf, wenn der Schlüssel im Kombischloss (Zündung, Starten, Sperren, Sitzbank) gedreht wird. Ein Integralhelm findet im LED-beleuchteten Stauraum gut Platz, dazu etwas Kleinzeug. Zudem gibt es im Cockpit ein Ablagefach mit Deckel; außerdem steht je ein Stromspender vom Typ 12 V und USB zur Verfügung. Weil auch der große, günstig geformte Windschild  überzeugen kann und das Halogenlicht nachts für eine zufriedenstellende Ausleuchtung der Fahrbahn sorgt, ist alles Nötige für des Fahrers Wohlbefinden an Bord. Ein Topcase allerdings, das der lediglich 200 Euro teurere, zudem mit großen 16 Zoll-Rädern aufwartende Haus-Konkurrent People GT 300i serienmäßig mitbringt, weist der Grand Dink nicht auf.



Technische Daten - Kymco Grand Dink 300i

Motor: Flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, SOHC, zwei Ventile, Hubraum 271 ccm, 16,4 kW/22,3 PS bei 7.750 U/min., 22,6 Nm bei 6.250 U/min; Variomatik, Fliehkraftkupplung, Riemenantrieb.

Fahrwerk: Stahlrohrrahmen; vorne Telegabel Ø 3,5 cm, 9,5 cm Federweg; hinten Triebsatzschwinge mit zwei Federbeinen, Vorspannung einstellbar, 9 cm Federweg; 24 cm-Einscheibenbremse vorne, 20 cm Einscheibenbremse hinten; Aluminium-Gussräder, Bereifung 120/70-13 vorne bzw. 140/70-12 hinten.

Assistenzsystem: Zweikreis-ABS.

Maße und Gewichte: Radstand 1,462 m, Sitzhöhe 76 cm, Leergewicht vollgetankt ca. 183 kg, Zuladung 165 kg; Tankinhalt ca. 9,5 l. Verbrauch lt. WMTC-Norm 3,8 l/100 km, Testverbrauch 3,1 bis 3,7 l/100 km. Höchstgeschwindigkeit 122 km/h.

Farben: Rot glänzend, Silber matt.

Preis: ab 4.680 Euro.

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