Test: Sondors Fold Mini - Nicht von dieser Welt

Mittlerweile ist es üblich, E-Bikes global zu vermarkten. Auch der US-Hersteller Sondors bietet seine coolen Pedelecs deutschen Kunden zu kleinen Preisen an. Optik und Qualität stimmen, doch es fehlt der Euro-Feinschliff.

Pedelecs sind meist teuer, vor allem die mit schickem Design und im Rahmen versteckten Akku. Unter 2.000 Euro finden sich nur wenige wirklich ansprechende Angebote. Eine dieser Ausnahmen ist das Fold Mini von Sondors. Das in Kalifornien erdachte und in China gebaute E-Bike kostet umgerechnet knapp über 1.000 Euro. Dafür bringt es neben einer in mehrfacher Hinsicht interessanten Funktionalität seinen Nutzer häufiger ins Gespräch.

Wenn dieser das Fold über den Online-Direktvertrieb ordert, muss er sich gedulden: Bis zu drei Monate kann sich die kostenlose Anlieferung hinziehen. Anschließend ist auch etwas Muße bei der Endmontage gefragt. Doch in einem Online-Montage-Video findet man wertvolle Hinweise für den korrekten Zusammenbau. Dabei gewinnt man einen ersten, durchaus erfreulichen Eindruck von der Qualität. Komponenten namhafter Zulieferer finden sich zwar kaum, doch die Verarbeitung wirkt akkurat, zudem passt alles präzise ineinander. Mit seinem in Metallic-Rot lackierten Einrohr-Rahmen, den Mini-Rädern mit dezenter Crossbereifung und einer lässigen Kalifornien-Aura hebt es sich zudem vom Fahrrad-Einerlei ab. Entsprechend häufig wird man von Neugierigen nach dem Preis gefragt.

Sieht man von einer Klingel ab, bietet das CE-konforme Fold alle für den Straßenverkehr nötigen Voraussetzungen. Zum Lieferumfang gehören zudem ein schickes Lenkerdisplay sowie Akkuleuchten von einfacher Machart. Ein stabiler Klappständer ist dabei, Schutzbleche oder Gepäckträger sind nicht bestellbar.

Eine Besonderheit des Fold Mini ist sein Faltmechanismus. Das wuchtige, rechteckige Rahmenrohr ist mittig aufklappbar, was ein einfaches Halbieren erlaubt. Stehen die Räder nebeneinander, lassen sich noch Lenker und Pedale eng ans Rad klappen. Zwar ist der Faltvorgang simpel, doch das dabei entstehende Paket ist unhandlich und schwer. Locker mit einer Hand über den Bahnsteig tragen oder in den Zug einladen ist aufgrund der Größe und 20 Kilogramm Gewicht jedenfalls kein Vergnügen. Für das intermodale Reisen finden sich elegantere Klapprad-Alternativen - auch elektrische. Doch die Faltfähigkeit erlaubt es, das Fold einigermaßen kompakt in Keller, Kofferraum oder Kajüte zu parken. Wer zum Beispiel künftig mit seinem alten Diesel nicht mehr in die Innenstadt fahren darf, lässt sein Auto am Rand der Fahrverbotszone stehen und legt die letzten Kilometer mit dem im Kofferraum wartenden E-Bike zurück.

Das ist schweißfrei möglich, denn der kleine 250-Watt-Nabenmotor von Bafang schiebt im Hinterrad, untermalt von einem leichten Surren, ordentlich an. Zumindest auf ebener Strecke sind die maximal erlaubten 25 km/h schnell erreicht. Allerdings: Bei Gegenwind und bereits an leichten Steigungen geht Schwung verloren. Ein Gipfelstürmer ist das E-Bike jedenfalls nicht, weshalb man bergauf mit Beinkraft nachhelfen muss, was dank der recht kurzen Ein-Stufen-Übersetzung ziemlich locker geht. Jedoch: Aufgrund fehlender Alternativ-Übersetzungen wird es schnell nervig, das Sondors-Pedelec mit hoher Trittfrequenz über längere Distanzen zu treiben.

Dieses Problem entschärft eine im Vergleich zu deutschen Pedelecs ungewohnte Sensor-Abstimmung: Will man mit dem Fold die Höchstgeschwindigkeit fahren, reicht eine lockere, ruhige Beinarbeit. Wildes Strampeln mit viel Kraft ist also gar nicht nötig. Allerdings wirkt der Bewegungsablauf dann in fast unangenehmer Weise leichtgängig und unnatürlich. Eine Sensorabstimmung mit einem besseren Feedback und einer längeren Übersetzung wären für den Pedelec-Alltag wünschenswert. Grundsätzlich wird das Fold Mini übrigens mit Daumengas-Funktion ausgeliefert, dessen Nutzung allerdings in Deutschland nicht gestattet ist. Entsprechend muss man auf diese eigentlich reizvolle Option der Geschwindigkeitsregelung im öffentlichen Straßenverkehr verzichten.

Etwas enttäuschend war die Leistung des im Rahmen versteckten Panasonic-Akkus. Zwar hat man theoretisch die Wahl zwischen fünf Unterstützungsstufen, doch die meisten Nutzer werden praktisch stets mit maximaler Motorkraft fahren. Dann kommt man mit einer Batterieladung allerdings höchstens 20 Kilometer weit. Doch das Fold Mini empfiehlt sich ohnehin nur für den Kurzstreckeneinsatz. Wer das E-Faltrad für die letzte Meile, für Fahrten zum Bäcker oder für einen kürzeren Arbeitsweg nutzt, kann auf einen großen und entsprechend teuren Akku verzichten. Ist die herausnehmbare Batterie leer, kann man mit reiner Beinarbeit weiterfahren, denn Widerstand leistet der Antrieb nicht. Der ein oder andere fehlende Kilometer lässt sich jedenfalls locker überbrücken. Da sich der Akku in Form eines gut verpackten Riegels herausnehmbar ist, lässt er sich problemlos in der Wohnung laden.

Grundsätzlich können Menschen sehr unterschiedlicher Größe das Fold Mini fahren. Der Lenker mit angenehm ergonomischen Griffen lässt sich wie der breite Selle-Royal-Sattel weit in der Höhe variieren. Große Erwachsene als auch Kinder finden so problemlos eine passende Position. Ansonsten fährt das Klapp-Pedelec gutmütig und unspektakulär. Der Geradeauslauf bleibt trotz einer zu weichen Federgabel vorn und den dezent eiernden Minirädern erfreulich stabil und erlaubt auch freihändiges Fahren. Die mechanischen Scheibenbremsen von Tektro packen kräftig, manchmal sogar etwas bissig zu.

Unterm Strich merkt man dem Fold Mini seine Gene als Beach Cruiser für die USA an. Um in Deutschland zu reüssieren, müssten noch einige Anpassungen vor allem in Hinblick auf Übersetzung und Abstimmung des Pedalkraftsensors erfolgen. Dann hätte das kleine E-Bike das Rüstzeug, sich als interessante, weil optisch coole und günstige Alternative auch hierzulande zu empfehlen.

auch in FAHRRAD

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