Auto-Sicherheit für Fahrräder - Techniktransfer von vier auf zwei Räder

ABS, Abstandsradar, Airbags oder E-Call - was nach klassischer Sicherheits-Ausstattung für Autos klingt, gehört mittlerweile auch zum Repertoire für Fahrräder und E-Bikes.

Gelegentlich wird man den Eindruck nicht los, Auto- und Radfahrer lebten in zwei Welten. Doch es finden sich zunehmend mehr, vor allem technische Parallelen dieser bei den Deutschen besonders beliebten Individualverkehrsmittel. Der einstige Lowtech-Drahtesel ist längst zum Hightech-Vehikel aufgestiegen, auch, weil in jüngster Zeit Autosicherheitstechnik aufs Zweirad übertragen wurde. Das ist nicht ganz zufällig; traditionelle Zulieferer der Autoindustrie, wie etwa Bosch, sind hier wichtige Treiber.

Das von dem schwäbischen Konzern entwickelte Fahrrad-ABS ist bereits auf dem Markt. Fahrradhersteller wie Riese & Müller bieten dieses Bremssystem gegen gut 500 Euro Aufpreis für einige Modelle an. Das bei Autos schon seit Jahrzehnten zur Standardausrüstung gehörende ABS kann somit auch bei Bikes souveräne Bremsleistungen selbst auf schwierigem Untergrund garantieren und Stürze aufgrund zu starker Bremsmanöver verhindern. Allerdings lässt sich diese Sicherheitstechnik nur mit Pedelecs und S-Pedelecs kombinieren, da nur sie den notwendigen Strom zur Verfügung stellen.

Ganz ohne Strom und damit auf jeder Art von Zweirad einsetzbar ist das Airbag-System des Anbieters Hövding. Der Clou: Hier steckt ein sich bei Stürzen blitzschnell entfaltender Luftsack in einer Halskrause. Kommt es zu einer kritischen Situation, stülpt sich der Airbag über den Kopf des Bikers, was ihn vor Kopfverletzungen wirkungsvoll schützt. Der Hövding-Airbag ist eine interessante Alternative zum Fahrradhelm. Zwar fällt die Halskrause ziemlich breit aus, doch als sonderlich störend empfindet man sie beim Radeln nicht. Mit fast 300 Euro ist der Fahrrad-Airbag allerdings nicht ganz billig. Löst dieser aus, was auch bei einem leichteren Sturz der Fall sein kann, ist das Geld futsch.

Die für neue Autos mittlerweile verpflichtende automatische Notruftechnik E-Call könnte in abgewandelter Form bald schon helfen, auch das Leben verunfallter Radfahrer zu retten. Drei findige Biker aus Heidelberg haben ein System namens Tocsen entwickelt, das automatisch Hilfe holt. Ist ein einsamer Biker nach einem Sturz außerstande, sich selbst zu helfen, initiiert der Tocsen-Helmsensor mittels Smartphone-App den automatischen Notruf. Im Sommer 2019 ist Marktstart für diese Lösung, die mit 60 Euro vergleichsweise günstig ausfällt.

Wer auf seinen Touren einen Edge-Fahrradcomputer von Garmin nutzt, kann diesen um ein Head-up-Display erweitern. Ein nur gut 30 Gramm leichter, an die Brille montierter Projektor blendet Informationen des Computers ins Blickfeld des Fahrers. Ist zudem ein Handy mit dem Edge-Gerät verbunden, werden auch eingehende Anrufe oder SMS angezeigt. Und in Kombination mit dem Varia-Radar RTL511 wird vor Fahrzeugen gewarnt, die sich von hinten nähern. Stolze 400 Euro kostet das schicke Head-up-Display. Das Radar gibt es als solitäres Gerät für gut 200 Euro, es kombiniert Sensor und Rücklichtfunktion. Kommt ein Fahrzeug in den bis 140 Meter reichenden Radarbereich, wird der Radfahrer über eine Anzeige informiert. Parallel erhöht das Rücklicht seine Leuchtintensität, um überholende Pkw zu warnen. Das Licht soll Autofahrer animieren, mehr Abstand zu halten.

Für mehr Sicherheit vor Langfingern sorgen automatische Wegfahrsperren mit Keyless-go-Funktion, wie das Nachrüstschloss ,,I Lock it". Das rund 130 Euro teure Rahmenschloss erkennt über Bluetooth den rechtmäßigen Besitzer des Rads beziehungsweise dessen Smartphone. Entfernt sich das Handy, wird automatisch abgeschlossen und die Alarmanlage aktiviert. Nähert sich der Besitzer, entriegelt sich das Schloss dank eigener Stromversorgung automatisch.

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