Test: Smart-Schloss I Lock it - Keyless Go fürs Fahrrad

Um ihre Fahrräder vor Diebstahl zu sichern, müssen Radnutzer viel Aufwand betreiben. Das nervt und kostet Zeit. Das smarte Schloss I Lock it vereinfacht das Prozedere und bietet eine Extraportion Sicherheit.

Ein bei Autos beliebtes Extra sind schlüssellose Start- und Zugangssysteme. Es ist eben praktisch, das lästige Ver- und Entriegeln der Technik anzuvertrauen. Der Schlüssel darf bequem beim Ein- und Aussteigen und auch während der Fahrt in der Tasche bleiben. Eine ähnlich komfortable Funktion lässt sich mittlerweile auch nachträglich bei Fahrrädern installieren. ,,I Lock it" heißt ein Rahmenschloss, das seinen Besitzer automatisch erkennt und das Fahrrad per Metallbügel und Alarmfunktion sichert, wenn sich dieser entfernt. Prinzipiell funktioniert das gut, doch nicht immer ganz reibungslos, wie sich beim Praxiseinsatz zeigte.

Wie es sich für ein Produkt im Smartphone-Zeitalter gehört, wird das I Lock it in einem schicken, weißen Karton mit sehr überschaubarem Inhalt geliefert. Neben dem eigentlichen Schloss befinden sich dort noch Montagematerial und USB-Kabel. Die Montage ist, sofern die Sitzstreben des Fahrradrahmens entsprechende Bohrungen aufweisen, kinderleicht. An unserem Testrad, einem T900 der Fahrradmanufaktur, fanden sich in richtiger Position die passenden Löcher. Die mitgelieferten Edelstahlschrauben ließen sich problemlos eindrehen und das Schloss optimal ausrichten. Dank breiterer Schlitze auf drei Ebenen bieten die Metallhalterungen dabei eine gewisse Flexibilität. Sollte eine Montage mit dieser Aufnahme nicht möglich sein, kann man alternativ universell einsetzbare Montageadapter bestellen. Die Verantwortlichen von I Lock it behaupten, dass ihr Schloss mit den allermeisten Fahrrädern kompatibel ist.

Ebenfalls ohne weitere Probleme lässt sich die entsprechende App auf einem Android-Smartphone installieren und starten. Im nächsten Schritt muss man nur noch die Verbindung mit dem Schloss herstellen, was ohne jegliches Vorwissen oder spezielle Computerkenntnisse möglich ist. Steht die Bluetooth-Verbindung, definiert man einen sechsstelligen Farbcode, der eine manuelle Schlossbedienung erlaubt, wenn etwa das Smartphone mal nicht zur Hand ist. Kaum, dass sich Handy und Schloss per Bluetooth verbunden haben, ist die neue Sicherheitstechnik funktionsbereit. Entfernt man sich vom Fahrrad, signalisiert ein auf Wunsch abstellbarer Piepton den Start des Schließvorgangs, der, begleitet von Motorsurren, nur wenige Sekunden dauert. Nun lässt sich das Fahrrad nicht mehr einfach wegschieben. Sollte dennoch jemand versuchen, das Rad wegzutragen, dürfte ihn ein bereits durch leichte Erschütterungen ausgelöster Alarmton (110 dB) abschrecken. Der nervige Piepen ist nicht ohrenbetäubend, doch weckt es ganz sicher die Aufmerksamkeit Umstehender. Außerdem bekommt der rechtmäßige Nutzer eine Nachricht auf sein Handy, dass der Alarm ausgelöst wurde. Dafür muss man jedoch in Bluetooth-Reichweite bleiben, die leider jenseits von 50 Metern endet.

Das Schloss, dessen Metallkomponenten aus gehärtetem Stahl sind, hinterlässt einen sehr soliden Eindruck. Das System verzichtet zudem auf einen physisch angreifbaren Schließzylinder. Wer dennoch auf Nummer sicher gehen will, wird vermutlich sein Fahrrad lieber zusätzlich mit einem größeren Schloss noch an einem Pfahl anschließen wollen, um zu verhindern, dass es sich wegtragen lässt. Wer sein Rad in dieser Weise zusätzlich sichern will, kann von I Lock it gegen Aufpreis eine Einsteckkette oder ein Einsteckkabel bekommen. Schließt das Rahmenschloss, werden diese ebenfalls verriegelt.

Als besonders praktisch erweist sich das automatische Schloss, wenn man zum Beispiel kurz Brötchen holen oder einkaufen will. Für solche Situationen reicht das einfache Abstellen, was dann auch besonders komfortabel ist. Denn ohne es irgendwo anzuschließen zu müssen, ist das Rad bereits ziemlich gut vor Langfingern geschützt. Ein paar kleine Haken hat dieser Komfort allerdings: Damit der Bügel auch automatisch schließen kann, darf ihn keine Speiche daran hindern. Das geschieht allerdings häufiger als einem lieb ist. Irgendwann gewöhnt man es sich deshalb an, das Fahrrad vorsorglich so abzustellen, dass den Riegel nichts stört. Außerdem muss man sich daran gewöhnen, das Fahrrad stets mit Smartphone in der Tasche zu nutzen. Wer daran nicht denkt, muss noch einmal ins Haus laufen, um das Schloss zu entriegeln oder den bereits erwähnten Farbcode per Tastendruck am Schloss eingeben. Doch das ist umständlich. Selbst wenn man das Handy dabei hat, kann die Automatik gelegentlich versagen. Oftmals haben Handy und Schloss nicht auf Anhieb aufeinander reagiert, was in unserem Fall allerdings an den automatischen Stromspareinstellungen des Smartphones lag. Wer losfahren will, wird dann durch das Piepen des Alarms das Ausbleiben einer automatischen Öffnung gewahr. In diesem Fall muss man das Handy zur Hand nehmen und in der App explizit den Verbinde-Button drücken, um das piepende Schloss zu beruhigen und zu entriegeln. Wem das Smartphone-Prozedere zu umständlich ist, kann gegen Aufpreis einen Handsender bestellen, auf den das Schloss in gleicher Weise wie auf das Handy reagiert. Doch mit den Problemen der Smartphone-Automatik kann man sich arrangieren.

Besonderes Lob verdienen die allgemeine Verarbeitungsqualität des Schlosses selbst sowie die souveräne Energieversorgung. Im I Lock it steckt eine Lithium-Ionen-Batterie, die selbst nach vielen Wochen der Nutzung noch üppige Reserven bot. Laut Hersteller soll eine Ladung für eine Fahrradsaison reichen. Falls nicht, kann man per USB-Kabel nachladen. Wem es zu umständlich ist, das Fahrrad zu einer Steckdose zu bringen, kann eine Powerbank anschließen. Überzeugend war auch die einfache, übersichtliche und einwandfrei arbeitende App, in der sich etliche interessante Einstellmöglichkeiten finden. Unter Zuhilfenahme der Handy-GPS-Daten kann sich die App merken, wo das Fahrrad zuletzt geparkt wurde. Auf einer Straßenkarte wird dann der genaue Standort festgehalten. Außerdem gibt es eine Sharing-Funktion, die es auch über lange Distanzen hinweg erlaubt, anderen Personen die Bedienung des Schlosses und damit die Nutzung des Fahrrads zu ermöglichen.

Weniger smart als die vielen Funktionen ist der Preis. Exklusiv im Online-Direktvertrieb bietet I Lock it das in Deutschland produzierte Schloss für 129 Euro an. Wer ergänzend den Handsender (25 Euro) und die Einsteckkette (26 Euro) ordert, landet bereits bei 180 Euro. Als weitere Besonderheit kann man ein GPS-Rücklicht für rund 100 Euro bekommen, dasim Zusammenspiel nit einer im Rücklicht installierten SIM-Karte den Nutzer auch über den Bluetooth-Radius hinaus über den aktuellen Fahrradstandort und Bewegungen des Fahrrades informiert. Mit weiteren Extras wie einer Powerbank oder dem Installationsadapter knackt man die 300-Euro-Marke. Konnektivitätstechnik für das Fahrrad mag cool und clever sein, billig ist sie nicht.

Fazit: Wer sein Fahrrad vor Langfingern möglichst gut schützen will, findet mit dem I Lock it eine interessante Ergänzung. Neben der Wegfahrsperre in Form eines sich automatisch öffnenden und schließenden Metallbügels bietet das qualitativ überzeugende Smart-Schloss eine sensible Alarmfunktion. Beides macht Fahrraddieben das Leben schwerer. Außerdem ist der Automatikmodus, der sich auch abstellen lässt, ein echter Komfortgewinn, vor allem, wenn man das Fahrrad für kleine Besorgungen nur kurz abstellen will. Damit die Automatik einwandfrei funktioniert, muss der Nutzer allerdings sein korrekt eingestelltes Handy mitführen und beim Parken außerdem auf die Stellung der Speichen achten. Die eingangs erwähnten Schlüssellossysteme bei Autos sind jedenfalls in dieser Hinsicht etwas bedienungsfreundlicher.

auch in FAHRRAD

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