EICMA-Messeübersicht - Die wichtigsten Motorrad-Neuheiten aus Mailand

Viele neue Motorräder auf der EICMA wuchern mit stärkeren Motoren, aber auch bei der Komfort- und Sicherheitsausstattung haben diverse Modelle zugelegt. In drei Klassen gibt es besonders viel Neues zu sehen.

Die Mailänder Motorradmesse EICMA (8. bis 11. November) offeriert  Motorradfahrern ein opulentes Menü. Drei Segmente stehen dabei im Mittelpunkt: In der Kategorie der Supersportler, der Reiseenduros und bei den Klassikern beziehungsweise Retro-Bikes gibt es die meisten Neuheiten. Während erstere eher als Imageträger fungieren, schreiben die anderen beiden Segmente insbesondere in den mitteleuropäischen Märkten sehr gute Zahlen.

Neuheiten im Segment der Reiseenduros präsentieren auf der EICMA neben BMW auch Ducati, KTM und Yamaha: Die Japaner zeigen die lange erwartete 700 Ténéré, die Österreicher bringen die vor einem Jahr angekündigte 790 Adventure in zwei Versionen. Die Yamaha wird von dem bekannten Crossplane-Zweizylindermotor der MT-07 angetrieben, die Leistung in der Ténéré beträgt 54 kW/73 PS. Die sehr schlanke Maschine soll gute Geländeeigenschaften aufweisen, woran auch das verwendete 21-Zoll-Vorderrad nicht unbeteiligt sein dürfte. Die Auslieferung beginnt im Frühjahr, der Preis dürfte bei etwa 9.000 Euro liegen.

KTMs 790 Adventure ist ähnlich gestrickt: Gitterrohrrahmen, Zweizylinder-Reihenmotor (799 ccm, 70 kW/95 PS), 21-Zoll-Speichenrad vorn, ausgefeilte Ergonomie für lange Offroad-Touren. Auch das Gewicht der KTM liegt mit 212 Kilogramm inklusive gefülltem 20 Liter relativ niedrig. Zusätzlich hat KTM eine R-Version dieses Motorrads entwickelt, das aufwendigere Chassis-Komponenten aufweist und dessen Assistenzsysteme fortschrittlicher sind. Die Auslieferung soll im Frühjahr starten, der Preis ist noch nicht bekannt.

BMW stellt zwei Reiseenduro-Neuheiten aus: Die rundum neue F 850 GS Adventure, die auf der F 850 GS basiert und mehr Komfort, längere Federwege und damit eine gesteigerte Offroadtauglichkeit aufweist. Nicht zuletzt aufgrund des größeren Tanks steigt das Gewicht der 70 kW/95 PS starken Mittelklasse auf 244 Kilogramm. 30 Kilo mehr bringt die neue R 1250 GS Adventure auf die Waage, Nachfolgerin der weltweit beliebten R 1200 GS Adventure. Der Hauptunterschied zum Vormodell liegt im neuen, leistungsfähigeren Motor mit nun 1.254 Kubikzentimetern Hubraum und variabler Ventilsteuerung. BMW nennt 100 kW/136 PS und 143 Newtonmeter als Maxima. Dasselbe Triebwerk wird ab sofort auch in den Roadster R und den Sporttourer RS eingebaut.

Ebenfalls gute Touring-Eigenschaften sind von der neuen Kawasaki Versys 1000 zu erwarten. Mehr als gut gepflegte Schotterpisten sollte man ihr aber genauso wenig zumuten wie der überarbeiteten Ducati Multistrada 950 und deren neuer, noch opulenter ausgestatteten S-Version (beide 83 kW/113 PS). Die Kawa (1.043 ccm-Vierzylinder-Reihenmotor, 88 kW/120 PS, 253 bzw. 257 kg) gibt es als gut ausgestattete Basisversion und in einer SE-Variante, unter anderem mit elektronischem Fahrwerk, Kurvenlicht und Konnektivitätsfunktionen.

Bei den Retro- und Klassikbikes wird ebenfalls Neues geboten: So stellt Triumph seiner ohnehin breiten Modellpalette zwei Editions-Versionen der T120 Bonneville zur Seite. Während die Ace-Variante mit matten Farben eher düster wirkt, erstrahlt die Diamond in hellem Weiß. Die Zweizylinder-Reihenmotoren leisten 59 kW/80 PS. Erstmals öffentlich zu sehen sind auf der EICMA die beiden Triumph-Modelle Scrambler 1200 XC und XE (1.200 ccm, 66 kW/90 PS, ca. 225 kg). Mit ihrer Verbindung aus guten Straßen- und Offroad-Eigenschaften ohne gewichtstreibende Verkleidung nehmen diese beiden Triumph-Modelle eine Alleinstellung am Markt ein.

Modern und doch klassisch zugleich präsentiert sich das Schwestermodell zur 2017 vorgestellten Husqvarna 701 Vitpilen, die 701 Svartpilen. Der ,,schwarze Pfeil" zielt auf leicht enduristisch angehauchte Käufer mit markantem Geschmack, die einen 55 kW/75 PS starken Einzylindermotor aus dem Hause KTM in ungewöhnlicher Verpackung schätzen.

Bei den supersportlichen Motorrädern hält der Trend zu einem immer besseren Leistungsgewicht verbunden mit ausgefeilterer Assistenzelektronik an. Das extremste Beispiel ist die neue Ducati Panigale V4 R mit 162 kW/221 PS aus 999 Kubikzentimetern Hubraum und einem fahrfertigen Leergewicht von vermutlich knapp 190 Kilogramm. Bei ihr handelt es sich allerdings um ein reinrassiges Rennmotorrad, das nur aus Homologationsgründen (Superbike-Rennteilnahme) angeboten wird. Nicht ganz so extrem ausgelegt ist die rundum neue BMW S 1000 RR mit 152 kW/207 PS bei 197 Kilogramm Gewicht. Auch hier wird alles an elektronischen Steuerungsmöglichkeiten geliefert, was derzeit technisch möglich ist. Mit gut 18.000 Euro kostet die BMW allerdings gerade halb so viel wie die Ducati V4 R. Zur selben Kategorie gehört die Aprilia RSV4 1100 Factory. Das 1.078 ccm große V4-Triebwerk mobilisiert 160 kW/217 PS, das Gewicht wurde von 204 auf 199 Kilogramm heruntergehungert.

In derselben Leistungsklasse, aber mit anderem Kampfgewicht, tritt die Kawasaki H2 SX SE in der neuen Plus-Version an. Das 147 kW/200 PS starke Kompressorbike mit 262 Kilo Leergewicht erhält eine nochmals gediegenere Ausstattung, zu der unter anderem das elektronische Fahrwerkssystem KECS und feinste Brembo-Bremsen des Typs Stilema gehören.

Einen neuen Superlativ stellt die MV Agusta Brutale 1000 ,,Serie Oro" auf: Das sehr kompakte, besonders gestylte Nakedbike zaubert aus 999 Kubikzentimetern Hubraum des neuen Vierzylindermotors in der Basisversion 153 kW/208 PS, mit Race-Kit sind es vier Pferdestärken zusätzlich. Man darf von rund 205 Kilo fahrfertigem Leergewicht ausgehen. Die Werksangabe für die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 302 km/h.

Auch ,,normale" Motorräder sind auf der EICMA zu sehen. In erster Linie ist diesbezüglich Honda zu nennen.  Die CB650R schließt die Lücke in der Neo Sports Café-Baureihe zwischen der 300er und der 1000er. Als Nakedbike ist sie gegenüber dem Vormodell CB650F deutlich attraktiver geworden: sechs Kilo weniger Gewicht (202 Kilogramm), eine deutlich bessere Gabel, jetzt vom USD-Typus, dazu radial montierte Vierkolbensättel und neue Felgen. Es addieren sich Antihopping-Kupplung, einstellbare Traktionskontrolle und fünf Prozent mehr Spitzenleistung (70 kW/95 PS) im Bereich oberhalb von 10.000 Touren. Sportlicher geworden ist die Sitzposition: Der Lenker ist etwas breiter, aber tiefer montiert. Denselben Motor und auch alle anderen technischen Updates an Fahrwerk und Bremsen weist die neu eingekleidete CBR650R auf; sie ist Nachfolgemodell der CBR650F.

Ebenfalls viel Sorgfalt hat Honda seinen 500er Modellen angedeihen lassen. Die Zweizylinder-Triebwerke der X, S und R wurden mit einer Antihopping-Kupplung versehen und bieten bei weiterhin maximal 35 kW/48 PS im unteren und mittleren Drehzahlbereich mehr Kraft. Fahrwerksseitig wurde bei der CB500X die Größe des Vorderrades von 17 auf 19 Zoll verändert, zudem wuchsen die Federwege. Die Änderungen werden durch eine veränderte LCD-Cockpitanzeige mit Ganganzeige und Schaltindikator sowie durch Blinker mit LED-Lichttechnik komplettiert. Auch ein konifizierter Lenker und ein vergrößerter Lenkeinschlag machen den Umgang mit der Halbliter-Honda angenehmer. Dieselben technischen Änderungen - ohne Umstellung auf 19-Zoll-Vorderrad - finden sich an CB500F, dem Roadster-Modell, und der vollverschalten CB500R.  

Zu den Allroundern zählt auch die neue Kawasaki Z400, Schwestermodell der supersportlichen Ninja 400. Der 399-ccm-Paralleltwin liefert 33 kW/45 PS, das fahrfertige Leergewicht fällt mit 167 Kilogramm bescheiden aus.

Das dreirädrige Motorrad Niken wird in der GT-Variante durch Montage eines hohen Windschilds, einer bequemeren Sitzbank und zweier Seitenkoffer tourengerechter und soll damit einen größeren Kundenkreis ansprechen. Die rund 260 Kilogramm schwere Niken GT wird vom 847 ccm großen Yamaha-Dreizylinder aus der Tracer 900 angetrieben; die Leistung liegt bei 85 kW/115 PS.

Normal und zugleich exotisch ist die Harley-Davidson LiveWire. Die erste elektrische Harley in 115 Jahren Firmenexistenz ist optisch fraglos ein großer Wurf, doch technische Daten gibt es erst im Januar 2019.

Der erfolgreichste Roller in Deutschland ist seit einigen Jahren die Vespa 300 GTS-Super. Bei der hubraumstärksten Vespa ist fürs kommende Jahr ein Modellwechsel mit mehr Leistung und höherwertiger Technik angesetzt. Wichtigstes Element ist der neue 300-hpe-Motor. Das 278 ccm große Einzylinder-Aggregat liefert 12 Prozent mehr Leistung, nämlich 17,5 kW/24 PS, das maximale Drehmoment klettert um 18 Prozent auf 26 Newtonmeter. Auch das CVT-Getriebe wurde überarbeitet, so dass die 300er Vespa den Euro-5-Standard erfüllt; der Benzinverbrauch wird mit 3,2 Litern pro 100 Kilometer angegeben. Die GTS-Baureihe gibt es ab 2019 in fünf Varianten, alle sind mit dem neuen 300er sowie dem bekannten 125 ccm-Triebwerk lieferbar. Die neue Version GTS SuperTech wird zudem mit einem farbigen TFT-Display mit Konnektivitäts-Funktionen ausgerüstet.

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