Pedelec-Vergleich: Riese & Müller Roadster, Flyer Upstreet 5 und Winora Sinus in8 - Drei für drei

Soll ein Pedelec gut sein, muss es auch einiges kosten. Im Bereich um 3.000 Euro finden sich bereits viele attraktive E-Bike-Typen, die auch gehobenen Ansprüche gerecht werden. Hier drei davon mit zum Teil sehr unterschiedlichen Eigenschaften.

Glaubt man Experten, sollten für ein ordentlich gemachtes E-Bike mindestens 2.000 Euro investiert werden. Wer hingegen gehobene Ansprüche hat, nimmt besser gleich 3.000 Euro in die Hand. Was in dieser Preisregion gute Alltags-Bikes bieten, zeigt ein Vergleich von drei recht unterschiedlich akzentuierten Allroundern. Neben dem tourentauglichen Flyer Upstreet 5 und dem klassisch angehauchten Roadster von Riese & Müller ist noch das besonders komfortabel ausgelegte Winora Sinus iN8 angetreten. Bei Antriebstechnik und Design verfolgen diese drei Probanden zum Teil recht verschiedene Ansätze, doch zugleich bietet jedes für sich auch ein attraktives Paket für unterschiedliche Ansprüche.Einen optisch gefälligen Eindruck hinterlässt das Winora Sinus in8, das dank seines praktischen Tiefeinsteigerrahmens etwas omahaft erscheinen mag, doch andererseits mit seinem im wuchtigen Unterrohr vollständig versteckten Akku, dem kompakt bauenden Mittelmotor (Bosch Active Line) und dank innenverlegter Leitungen angenehm aufgeräumt daherkommt. Auf einen optisch flotteren Stil setzt Flyer beim Upstreet 5, das mit elegant geschwungenem Trapezrahmen angetreten ist, der bereits im Stand eine gewisse Tempo-Aura versprüht. Geglättete Schweißnähte und weitgehend versteckte Züge und Kabel versprechen ein gehobenes Qualitätsniveau. Anders als bei Winora ist der Akku nur teilintegriert, was allerdings optisch dank einer teilweise in Rahmenfarbe lackierten Batteriehülle kaum auffällt. Die Integrationsbemühungen von Riese & Müller im Fall des Roadster beschränken sich auf eine leichte Stufe im Unterrohr des Diamantrahmens, auf den der klobige Bosch-Akku wie zu den Anfangszeiten des Pedelec-Booms einfach aufgesetzt wurde. Zu dieser eigentlich schon veraltet wirkenden Aufmachung passt der klassische Rahmen mit seinen dünnen Rohren, die einen vergleichsweise filigranen Eindruck und noch echtes Fahrradflair vermitteln.Was das mit rund 22 Kilogramm vergleichsweise leichte Roadster optisch verspricht, kann es beim Fahrverhalten in erfreulich positiver Weise auch umsetzen: Hier fühlt sich hier alles noch wie bei einem klassischen Drahtesel an. Dabei stimmen die Proportionen, man nimmt eine für den Alltagseinsatz angenehm aufrechte Position ein. Umgehend fühlt man sich wohl und gewinnt ein gutes Gefühl der Kontrolle, zumal der Rahmen absolut steif ist und die Scheibenbremsen bestens dosierbar sind. Gleichzeitig sorgen die voluminösen Reifen auf den 28-Zoll-Rädern sowie eine verbindliche und keineswegs zu weiche Federgabel vorn für etwas Komfort.Mit diesem hat es Winora beim Sinus in8 vielleicht eine Spur zu gut gemeint. Für eine entspannte Komforthaltung sorgen ein breiter Sattel und ein stark gekröpfter Lenker. Vor allem dank der gefederten Sattelstütze sowie einer weich abgestimmten Federgabel bleibt der Fahrer von vielen Stößen unbelästigt, allerdings bleibt dadurch auch ein gewisses Maß an Verbindlichkeit auf der Strecke. Erschwerend kommt hinzu, dass der Rahmen gewisse Verwindungstendenzen zeigt. Zumindest waren diese bei einer Schussfahrt mit Tempo 40 auf holperiger Asphaltstrecke spürbar. Doch trotz Zittern in der Lenkung fühlt man sich selbst dann auf dem Sinus sicher, zumal die Hydraulik-Felgenbremsen von Magura fein dosierbar sind und nötigenfalls auch souverän zupacken. Scheibenbremsen, das zeigt sich hier, sind weiterhin kein Muss.Keinerlei Verwindungstendenzen zeigt hingegen der massiv wirkende Rahmen des mit über 27 Kilogramm recht schweren Flyer Upstreet. Auf diesem nimmt man eine deutlich sportlichere Haltung ein, die das Gefühl vermittelt, im Fahrrad gut integriert zu sein, zumal die ergonomischen Lenkerenden den Händen eine angenehm große Ablagefläche bieten. Auch hier sorgen eine Federgabel und dickere Reifen für etwas Komfort. Hinzu kommt noch ein geräuscharmer Gates-Riemenantrieb in Verbindung mit der Enviolo-Nabenschaltung, bei der es keine festen Gänge gibt, sondern das passende Übersetzungsverhältnis über einem Drehgriff stufenlos geregelt wird. Angesichts der allgegenwärtigen Bosch-Antriebe mag der Motor von Panasonic etwas exotisch anmuten, doch verrichtet dieser seine Arbeit souverän und unauffällig, allerdings begleitet von einem leichten Surren. Ein Highlight des Panasonic-Motors ist das Zusammenspiel mit einem vielseitig talentierten Bordcomputer mit großem Farbdisplay. Dieses FIT-Flyer-System kombiniert einen schick ins Cockpit integrierten und selbst bei hoher Sonneneinstrahlung gut ablesbaren 3,5-Zoll-Farbscreen mit einer Bedieneinheit mit Joystick-Funktion am Lenker. Dort befinden sich auch die Schalter für die Lichteinheit, die sogar mit einer Fernlicht-Funktion protzen kann. Ist ein mit entsprechender App ausgestattetes Smartphone per Bluetooth mit dem FIT-System verbunden, kann das Fahrrad-Display unter anderem dessen Navigationshinweise anzeigen. Außerdem gibt es clevere Funktionen wie eine Warnung, dass der Seitenständer nicht eingeklappt wurde. Eine weitere Funktion ist die individuelle Reichweitenregelung, über die der Nutzer definieren kann, ob er bei der anstehenden Tour möglichst schnell voran oder möglichst weit kommen will. Auch Nettigkeiten wie eine Temperaturanzeige, eine Uhr oder der Kalorienverbrauch sind dabei.Eine derart exklusive Multimedia-Lösung wie das FIT-System bieten die anderen beiden Probanden nicht. Jedoch kann man im Online-Konfigurator von Riese & Müller als Option für rund 200 Euro Aufpreis die Smartphone-Halterung von Cobi ordern. Im Zusammenspiel mit der Cobi-App mutiert das eigene Handy zur Schalt- und Informationszentrale. Neben der Steuerung von E-Bike-Funktionen lassen sich im Fahrradbetrieb auch Navigations- und Kommunikationsfunktionen nutzen.Standardmäßig haben Roadster und Sinus einen einfachen Monochrom-Bordcomputer, der wie auch die Antriebe von Bosch stammt. In diesem Fall setzen beide E-Bikes auf den Active-Line-Motor, der erfreulich agil und zudem nahezu geräuschlos sein Antriebswerk verrichtet. Ob mit Achtgang-Nabenschaltung (Sinus) oder 10-Gang-Kettenschaltung (Roadster) - das leichte und kompakte Aggregat harmoniert in beiden Fällen tadellos. Wie beim Flyer ist man mit den Bosch-Bikes meist mit 25 km/h unterwegs. Und wie beim Panasonic-Motor ist auch hier etwas mehr Beinarbeit gefordert, sollte es mal bergauf gehen. Stellt sich natürlich die Frage nach dem Reichweitenpotenzial, welches wir in diesem Test allerdings praktisch nicht ausgereizt haben. Da die Bosch-Bikes mit 500-Wh-Akkus bestückt und beim Flyer eine 630-Wh-Batterie zum Einsatz kommt, sollte man hohe zweistellige Reichweiten erreichen können. In allen drei Fällen kann man zwischen verschiedenen Antriebsmodi wählen, die wahlweise auf maximale Reichweite oder maximale Performance setzen.Ebenfalls recht ähnlich liegen die Preise der Basisvarianten beieinander. Am günstigsten ist das Winora Sinus in8 mit rund 2.800 Euro. Diese Version ist bereits fertig konfiguriert und voll alltagstauglich ausgestattet. Zwar werden hier keine Optionen angeboten, doch bietet Winora alternativ eine große Sinus-Familie mit sehr unterschiedlichen Varianten und Ausstattungen. Topversion ist das iRX14 mit dem besonders starken CX-Performance-Motor von Bosch in Kombination mit Riemenantrieb und Rohloff-Nabenschaltung sowie einer Komponentenausstattung auf gehobenem Qualitätsniveau. Dann steigt der Preis allerdings auf 5.200 Euro. Das Roadster von Riese & Müller startet bei rund 3.200 Euro in der schon recht guten Ausstattung touring, der lediglich ein aufpreispflichtiger Gepäckträger fehlt. Dieser gehört beim gut 4.200 Euro teuren Roadster GT Urban zur Grundausstattung, das als Highlights zudem über eine elektronische Alfine-Nabenschaltung und einen Riemenantrieb verfügt. Mit rund 3.400 Euro den höchsten Basispreis hat das Flyer, welches mit den optionalen Edellösungen FIT-Display und Automatikgetriebe gut 4.600 Euro kostet. Gewiss kann man in allen drei Fällen mit den Basisversionen glücklich werden, doch wer eine vierstellige Summe zusätzlich in die Ausstattung investiert, kann dieses Glück noch steigern. Flyer bietet das mit dem Upstreet 5 verwandte Upstreet 4 sogar in Kombination mit ABS-Bremsen an. Wer diese bei Fahrrädern noch selten anzutreffende Sicherheitstechnik will, muss im Fall des Upstreet 4 mindestens 4.450 Euro investieren.Fazit: Wer ein rundum gut gemachtes Pedelec mit klassischen Fahrradeigenschaften sucht, dürfte mit dem Roadster von Riese & Müller glücklich werden. Es bietet den überzeugendsten Kompromiss aus Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit. Wer vor allem Wert auf Komfort legt, sollte das vergleichsweise günstige Sinus in8 in die engere Wahl ziehen. Es bietet ein zudem vollständiges und qualitativ gehobenes Ausstattungsniveau. Technik-affine dürfte vor allem das Upstreet 5 von Flyer reizen. Besonders attraktiv ist hier das FIT-System mit Riesen-Display und vielen cleveren Bordcomputer-Funktionen. Auch die Kombination aus Panasonic-Motor, Riemenantrieb und Enviolo-Getriebe hat ihren besonderen Reiz.

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