Test: Coboc Montreal - Schönes Schummelrad

Pedelecs sind aus der Sicht echter Radler eher was für Bewegungsmuffel. Auf dem elektrisch getriebenen Coboc Montreal macht man dennoch eine sportliche Figur, ohne dabei ins Schwitzen zu kommen.

Es ist erst wenige Jahre her, dass die junge deutsche E-Bike-Marke Coboc mit ihrem ersten Produkt, einem puristischen Pedelec im Fixie-Stil, Aufmerksamkeit erregte. Mittlerweile ist dieser Soho genannte Hingucker nur noch Mitglied einer stetig wachsenden Familie von Sport-Pedelecs unterschiedlicher Ausprägung. Dazu gehört auch das neue Montreal, das reduziert und schick daherkommt und zudem mit einer auf den Alltagseinsatz abgestimmten Ausstattung punkten will. Allerdings: Gerade als Alltags-E-Bike kann der stylische Stromer nur bedingt überzeugen.
 
Wie bei Coboc üblich ist auch das Montreal auf den ersten Blick als Pedelec nicht erkennbar, da Stromspeicher und andere Komponenten unauffällig bleiben. So versteckt sich die für gut 80 Kilometer Reichweite ausgelegte 352-Wh-Batterie im vergleichsweise voluminösen Unterrohr des dunkelgrau lackierten Rahmens. Als Bedienelemente gibt es lediglich einen Ein- und Ausschalter sowie einen magnetischen Anschluss-Port fürs Ladekabel versteckt an der Unterseite des Oberrohrs. Ist der E-Antrieb eingeschaltet, informieren darüber auf der Oberseite fünf kleine Leuchtdioden, die zugleich als Füllstandanzeige der Batterie dienen. Der Akku ist fest integriert, weshalb zum Laden stets das ganz Bike zur Steckdose muss. Immerhin: Angesichts von nur 16 Kilogramm kann man das Montreal auch Treppen rauftragen.
 
Auf einen reduzierten Stil hat Coboc auch bei der Wahl der Anbauteile geachtet. Durchgehend schwarz lackiert passen sie sich elegant ins farbliche Gesamtensemble ein. Die schmalen Curana-Schutzbleche schmiegen sich eng um die profillosen Kojak-Reifen, die 28 Zoll große Räder ummanteln. Vorne sorgt ein Supernova-Mini-Scheinwerfer für gute Ausleuchtung, während das im ausgeschalteten Zustand unsichtbare Rücklicht im oberen Bereich des Sitzrohrs integriert wurde. Die Aufnahmen für Fahrradtaschen am Hinterrad wirken wie Schutzblechhalterungen. Einen klassischen Gepäckträger mit größerer Auflagefläche gibt es nicht.
 
Auch der Nabenmotor im Hinterrad, der sich zwischen Scheibenbremse und den sieben Ritzeln der Kettenschaltung versteckt, bleibt optisch unscheinbar. Mit der Sram-Schaltung (GX DH) bietet das Montreal gegenüber dem Single-Speed Soho einen entscheidenden Vorteil: Man wird ziemlich sicher eine für Fahrsituation und den eigenen Fahrstil passende Übersetzung finden. Sieben Stufen reichen beim Pedelec allemal, denn angesichts der zusätzlichen Motorkraft beschränkt sich der Beinarbeitsanteil am Vortriebsgeschehen vor allem auf die Anregung des Sensors der Kurbelbewegungserkennung. Dieser Messfühler reagiert mit lediglich leichter Verzögerung doch ansonsten feinfühlig auf den gewünschten Unterstützungsgrad. Letzteren per Tastenwahl vorzudefinieren ist, ganz der puristischen Philosophie folgend, übrigens nicht möglich. Praktisch vermisst man diese Einstellmöglichkeit aber gar nicht, denn Pedelecs mit mehreren Unterstützungsstufen werden in der Regel ohnehin in der höchsten Stufe gefahren. Leider nicht ganz geräuschlos und mit einer für einen Heckmotor eher verhaltenen Power schiebt die E-Maschine den Fahrer auf 25 km/h. Wer mehr Tempo will, muss kräftiger in die Pedale treten. Erfreulich leicht lässt sich das Montreal auf 30 und mehr km/h mit seiner Muskelkraft treiben. Unter anderem hier zeigt sich, dass es sich bei dem Pedelec im Kern um ein Sportrad handelt.
 
Eigentlich soll das Montreal vor allem als stylisches Pendlerrad dienen. Und für diesen Einsatzzweck scheint die sportliche Auslegung fragwürdig. Man sitzt hier gestreckt, viel Gewicht ruht auf den Händen. Außerdem fehlen Federelemente, weshalb das Vorderrad über die gerade Carbon-Gabel den Piloten selbst über kleinere Unebenheiten informiert. Haltung und Härte muss man mögen. Immerhin: Dank der sehr soliden Verarbeitung bleiben Klappergeräusche aus.
Angesichts der edlen Verarbeitung und den durchweg hochwertigen Anbauteilen sollte man im Fall des Coboc Montreal mit einem gehobenen Preis rechnen. 4.600 Euro sind eine allerdings überraschend selbstbewusste Ansage. Vor allem auch, weil die E-Bike-Technik in Sachen Reichweite, Performance oder Funktionalität keine besonderen Höhepunkte bieten kann. Als Pedelec beeindruckt das Montreal vielmehr aufgrund seiner schicken Optik. Als Alltagsrad ist es wiederum etwas hart und sportlich ausgelegt. Insofern dürfte dieses Coboc-Modell vor allem Biker ansprechen, die sich mit ihrem Rad vor allem auch optisch gut in Szene setzen wollen.

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