Electrify America

VW setzt Amerika unter Strom

Elektroautos in den USA auch außerhalb Kaliforniens zu mehr Popularität zu verhelfen, hat sich Electrify America zum Ziel gesetzt. Das Unternehmen mit Sitz in Reston im US-Bundesstaat Virginia, eine halbe Autostunde westlich der Hauptstadt Washington, ist ein Tochterunternehmen des VW-Konzerns und verdankt seine Existenz dem Wolfsburger Diesel-Desaster. In Folge der Abgasmanipulations-Affäre hatten sich die Deutschen gegenüber den Amerikanern verpflichten müssen, die Elektromobilität in den Staaten zu fördern. Nun kündigte Electrify America an, bis Juni 2019 in 17 der größten Metropolen der USA an 500 Stationen rund 2000 Schnelllade-Einrichtungen zu installieren.

Landesweit muss VW laut Vertrag in den kommenden zehn Jahren zwei Milliarden Dollar in die US-Elektrifizierung investieren. 800 Millionen davon wandern nach Kalifornien, den weltweit größten Markt für elektrisch betriebene Autos, der Rest in die übrigen 49 Bundesstaaten. Als Schwerpunkt der Stationen dienen Niederlassungen der Supermarkt-Kette Walmart in Autobahnnähe. Ein Fünftel der Investitionen geht in die Elektro-Infrastruktur großer Städte. Besonderer Clou der Neu-Installation: Laut Electrify America und VW sollen die neuen Schnell-Ladegeräte 30 Kilometer Reichweite pro Minute liefern, was siebenmal schneller wäre als mit aktuell verfügbaren schnellen Ladegeräten möglich ist.

Obwohl moderne Elektrofahrzeuge schon seit rund zehn Jahren in den USA zu haben sind, hat knapp die Hälfte aller Amerikaner keine Ahnung davon, was unter einem Nullemissionsfahrzeug zu verstehen ist und noch weniger US-Bürger haben sich je damit befasst. Das ergab kürzlich eine repräsentative Umfrage. Kein Wunder, dass der Marktanteil dieser Fahrzeuge - außerhalb Kaliforniens - deutlich unter einem Prozent liegt. Electrify America will daher zusätzlich eine Marketing- und PR-Kampagne starten, die Werbung, soziale Medien, Lern- und Fahrveranstaltungen sowie markenneutrale Ansätze für eine Imageverbesserung batteriebetriebener Autos in den USA umfasst.

Auch VW-Tochter Porsche will erhebliche Summen in Schnellladestationen in den USA stecken. Für den ersten batterieelektrischen Sportwagen der Marke, die Serienversion des Mission E, wird Porsche 500 Schnellladegeräte im ganzen Land installieren, 189 davon bei den amerikanischen Porschehändlern, die anderen zu einem beträchtlichen Teil an den Highways.

Alle diese Anstrengungen dienen nicht zuletzt der Vorbereitung auf eine umfassende Einführung von Elektroautos durch VW in den USA. Der Konzern plant, ab 2022 dort ein Elektroauto-Modell pro Monat auf den Markt zu bringen und ab 2021 die Elektrofahrzeugproduktion auch in Nordamerika zu starten. (ampnet/hrr)

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