Diesel

Kommentar: Was gilt der Prophet im eigenen Land? Nichts.

In einem Interview mit dem Nachrichtensender ,,ntv" warf Helmut Becker, ehemaliger Chefvolkswirt von BMW, kürzlich einen Blick in die Autozukunft. ,,Der Diesel erlebt 2018 eine Renaissance", prophezeite der Saarländer und stellte fest: ,,Die negativ geführte Diesel-Debatte ist ein rein innerdeutsches Problem. Die Chinesen kümmert das Thema nicht, in Japan befindet sich der Diesel sogar im Aufwind. Das gleiche Bild zeichnet sich in Südeuropa ab."

In der Tat. Wieder einmal bewahrheitet sich: Nirgendwo gilt ein Prophet - in diesem Fall der Dieselmotor - weniger als in seiner Heimat. Für die Wahrsager stellte das bereits der Sohn Gottes vor 2000 Jahren höchstpersönlich fest. Zumindest zitiert ihn das Markusevangelium so (Markus 6, 1-6).

Der Dieselantrieb gewinnt aus ideologischen Gründen hierzulande ständig an Unbeliebtheit, weil die Deutsche Umwelthilfe (DUH) unverdrossen tönt: ,,Dieselabgase töten." Gleichzeitig schlagen deutsche Gerichte wie kürzlich die ,,Frankfurter Allgemeine Zeitung" schrieb, ,,Sargnägel in eine Hochtechnologie, mit der das Umweltmusterland einmal das Weltklima retten wollte". Dazu ließ sich sogar der Kabarettist Dieter Nuhr in seinem TV-Jahresrückblick kurz vor Weihnachten im Zusammenhang mit den Dieselemissionen zu der Schlussfolgerung hinreißen: ,,In keinem Totenschein dieser Welt steht als Todesursache 'Stickoxid'. Wäre ja auch totaler Quatsch. Aber das ist das Geschäftsmodell der Deutschen Umwelthilfe."

Typisch deutsch. Es braucht nur jemand zu husten, und schon strömen Bedenkenträger zusammen, die lautstark Angst vor einer todbringende Pandemie schüren. So sieht das auch die Tageszeitung ,,Die Welt". Sie schrieb: ,,Den Diesel haben wir erfunden, jetzt wickeln wir ihn gründlich ab. Die Italiener staunen, denn da wächst der Marktanteil der Diesel zurzeit. Die Japaner wundern sich, dort führt VW den Diesel gerade ein. Wir aber sind dabei, eine ganze Technologie zu verschrotten."

Ein Blick über die Grenzen macht deutlich, was die anderen von der Dieseldiskussion halten. Ähnlich streng verhalten sich lediglich Belgien, Frankreich und die Niederlande. Im Rest Europas sieht es anders aus. Eine Verbannung der Selbstzünder steht so gut wie nirgendwo zur Debatte. Weder in Portugal oder Spanien, noch in Österreich oder Tschechien, obwohl die EU-Kommission allen genannten Staaten und acht weiteren ein Vertragsverletzungsverfahren wegen mieser Luftqualität angedroht hat. In 23 von 28 Mitgliedstaaten würden die Normen für die Luftqualität nicht eingehalten, jammert Brüssel.

Und was machen die USA? Dort hat die Umweltschutzbehörde EPA, die an der Verfolgung des VW-Desasters maßgeblich beteiligt war, soeben dem Kraftprotz BMW 540d (235 kW / 320 PS bei 4400 Umdrehungen pro Minute) grünes Licht für den Verkauf ab Februar gegeben. Das meistverkaufte Auto in den Staaten, der Pick-up Ford F-150, gibt es neuerdings zum ersten Mal ebenfalls mit Dieselantrieb. Die wöchentlich erscheinende "Automobilwoche" vermutete: ,,Das könnte erhebliche Folgen für den in den Kritik geratenen Antrieb haben."

Das hofft auch Helmut Becker: ,,Ein leichtfertiger Verzicht auf vergleichsweise verbrauchsarme Dieselmotoren macht die Erreichbarkeit der Klimaziele nicht gerade leichter, zumal die verfügbaren alternativen Antriebsalternativen bislang eher enttäuschen. Ich erwarte, dass sich die Negativmeinung zum Diesel umkehrt." (ampnet/hrr)

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