Opel als Elektroautomarke - Neue Spannung für den Blitz?

Mit konventionellen Autos kommt Opel nicht aus den roten Zahlen. Firmenchef Neumann wollte sich daher auf Elektroautos konzentrieren. Eine gute Idee?

Wird Opel zur reinen Elektroautomarke? Nach Bekanntwerden der Verkaufsgespräche zwischen Konzernmutter General Motors (GM) und Peugeot scheint der Plan erst einmal vom Tisch. Oder wäre die Konzentration auf die Zukunftstechnik vielleicht doch eine gute Idee?

Die Pläne für den Umbau zur E-Automarke verfolgt Opel-Chef Karl-Thomas Neumann einem Bericht des ,,Manager Magazin" zu Folge bereits seit Monaten. Der Verbrennungsmotor solle bei der Marke demnach bis 2030 ganz aus dem Programm fliegen und durch einen rein elektrischen Antrieb ersetzt werden. Im Frühjahr hätte Neumann die Idee seiner obersten Chefin, GM-Konzernlenkerin Mary Barra, in Detroit vorstellen wollen. Nach den letzten, auch für Neumann überraschenden Entwicklungen scheint es aber eher unwahrscheinlich, dass es zu der Rüsselsheimer Stromer-Revolution kommt.

Und auch ohne die Verkaufsgespräche wäre eine positive Antwort aus der US-Chefetage fraglich gewesen. Opels Problem ist aus GM-Sicht ja gerade, dass die Marke seit Jahren kein Geld verdient. Der kompromisslose Einstieg in das E-Auto würde die Gewinnsituation wohl kaum verbessern, gilt die Elektromobilität doch aktuell und bis auf weiteres als Zuschussgeschäft für Autohersteller.

Aus Opel-Sicht hätte die Strategie ursprünglich einen gewissen Charme gehabt. Die Marke sollte als eine Art deutscher Tesla die Konkurrenz aus Wolfsburg bei Image und Technologie abhängen und dem E-Auto hierzulande endlich zum Durchbruch verhelfen. Staatliche Hilfe bei der grünen Mission wäre wohl nicht ausgeschlossen gewesen. Das Problem dabei: Das E-Auto-Knowhow liegt innerhalb des Konzerns nahezu exklusiv bei GM. Zwar bringt Opel mit dem Ampera-e bald ein eigenes Auto, technisch ist es aber mit dem in den USA entwickelten Chevrolet Bolt identisch. Auch die Produktion findet im jüngst für 175 Millionen Euro modernisierten GM-Werk Orion in Michigan statt. Unweit davon in Warren unterhält der Konzern ein ganz neues Batterielabor, die Akkus fertigt man gleich nebenan in Brownstown. Opel hat stattdessen in Rüsselsheim gerade eben erst ein hochmodernes Technologiezentrum eröffnet, in dem rund 700 Ingenieure arbeiten - vor allem an der Weiterentwicklung klassischer Verbrennungsmotoren.

Diese Entwickler-Kapazitäten wären noch am ehesten ein Argument, das Opel auf dem Weg zur Elektroautomarke in die Waagschale werfen könnte. Würden sich die Fachleute künftig auf die E-Mobilität konzentrieren, müssten die Rüsselsheimer nicht mehr die parallele Entwicklung konventioneller und elektrischer Antriebe bezahlen. Das würde auch dann gelten, wenn PSA die Marke übernimmt. Denn Ingenieure für klassische Motorenentwicklung haben die Franzosen selbst genug. Die zusätzlichen Opel-Spezialisten müssten sich daher wohl eh anderen Themen widmen.

Komplett gescheitert wären die E-Auto-Pläne daher auch bei einer Übernahme Opels durch PSA möglicherweise nicht. GM-Chefin Barra hat bereits durchblicken lassen, dass man dem neuen Herstellerverbund wohl gegen geringe Lizenzzahlungen den Bau von E-Autos mit der Bolt-Technik gestatten würde. Die Plattform des Chevrolet-Crossovers ist variabel und könnte auch für andere E-Modelle herhalten. Möglicherweise könnte das Angebot auch für PSA interessant sein. Denn beim Elektroauto haben die Franzosen ebenfalls starken Nachholbedarf. Bislang ist man in dieser Hinsicht komplett auf die Technik von Kooperationspartner Mitsubishi angewiesen, die unter anderem die bereits leicht betagten Modelle Peugeot Ion und Citroen C-Zero antreibt.

Ob die Idee, Opel zur Elektroautomarke zu machen, langfristig wirtschaftlich erfolgreich sein könnte, hängt nicht zuletzt von der weltweiten Nachfrage ab. Aktuelle Studien gehen derzeit davon aus, dass der Bestand der E-Autos der Welt bis 2030 auf etwa 100 Million steigen wird. Am Pkw-Bestand der Welt haben die E-Autos dann aber weiterhin nur einen Anteil von 5 Prozent. So gesehen wäre die E-Auto-Lösung für Opel eine Nischenlösung.

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