Automobilindustrie

Der Poltergeist und deutsche Autos

Womöglich hat der designierte US-Präsident tatsächlich erstens keine Ahnung von den Verflechtungen der Welt- und vor allem der Auto-Wirtschaft, zweitens eine etwas despotenhafte Vorstellung vom Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten und drittens eine Öffentlichkeits-Strategie mit derber Ausdrucksweise. Doch sei es wie es sei, Donald Trump denkt jetzt an Strafzölle und Einfuhrhindernisse für deutsche Autos aus mexikanischen Fabriken.


Kann es sein, dass der hässliche Amerikaner jetzt wieder aufersteht? Oder war er kaugummikauend mit überheblicher Schmalztolle, spitzen Sporenstiefeln, im Glitzer-Anzug aus Las Vegas und mit großspurigen Sprüchen überhaupt nie verschwunden? Haben wir hier in Europa ihn nur nicht mehr wirklich beachtet, weil die goldenen Reiskörner, die waren ja plötzlich in China zu ernten?

Womöglich hat der designierte US-Präsident tatsächlich erstens keine Ahnung von den Verflechtungen der Welt- und vor allem der Auto-Wirtschaft, zweitens eine etwas despotenhafte Vorstellung vom Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten und drittens eine Öffentlichkeits-Strategie, die mit derber Ausdrucksweise und kumpelhafter Forschheit eine Nähe zum Volk simulieren soll, die der angebliche oder tatsächliche Milliardär aus New York in der dünnen Luft seines Lofts im Trump Tower noch nie real erlebt hat. Er denkt an Strafzölle und Einfuhrhindernisse für deutsche Autos, die aus mexikanischen (!) Fabriken den Chevrolets und Fords und Chrysler um die Kühler fahren und seine Informationen bezieht Trump aus dem Blick auf die Parkplätze im mit Millionären reichen New York.

Dort sind Audi, BMW und Mercedes und die Volkswagen und Porsches wie stolze Visitenkarten für prestigebewusste Manager, aber die Cadillacs und Lincolns und die fetten US-Off-Roader im City-Trimm gelten höchstens als Belege für technische und stilistische Versäumnisse in der Vergangenheit. Das werden Strafzölle nicht ändern. Denn dadurch werden die amerikanischen Autos nicht besser und die deutschen Vehikel nicht schlechter. Und die Amerikaner haben ihre eigenen Produkte schon einmal wegen schlechter Qualität abgestraft und das hatten vor allem die Japaner zu nutzen gewusst.

Nun sind amerikanische Autos zwar spürbar besser geworden, aber Prestige fährt man damit höchstens in Las Vegas und vor dem Trump Tower ein. Statt an Zölle zu denken, sollte Trump dafür sorgen, dass die Produktionskosten in seinem Land niedriger, und die Lockrufe zum Aufbau neuer Fabriken lauter werden. Denn kein Auto einer deutschen Marke entsteht in Mexiko, weil dort der Tequila billiger oder das Wetter besser ist.

Für Ärger über den hässlichen Amerikaner gibt der neue Präsident durchaus Anlass und viele seiner Äußerungen sind weder klug noch kenntnisreich. Aber die deutschen Autochefs werden mit ihm behutsam umgehen, ihm die deutschen Produktionsstätten zeigen, und ihre Zusammenarbeit mit den lokalen Zulieferern und Dealern und Hamburger-Bratstätten erklären. Geduld ist eine Eigenschaft, die Vorstandsvorsitzende und Präsidenten erlernen können. Auch wenn Mister President Trump als Poltergeist auftritt.

Wolfgang Peters / mid

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