Fahrbericht: E-Mountainbike Trenoli Ruvido - Überraschung bergab

Mit dem E-Mountainbike Trenoli Ruvido kommt man erwartungsgemäß schneller bergauf - und überraschenderweise auch schneller bergab. Ein Erfahrungsbericht.

Am E-Antrieb beim Fahrrad scheiden sich die Geister: Viele überzeugte Sportler halten nichts vom Akkupack, dem E-Motor und dem damit zwangsweise verbundenen Zusatzgewicht. Manch' andere, die das Fahrradfahren nicht so dogmatisch sehen, können dem ,,elektrischen Rückenwind" dagegen eine ganze Menge abgewinnen, fühlen vor allem ihre Motivation wachsen und registrieren deutlich steigende Fahrzeiten und Fahrleistungen. Während sich im Tourenbereich der E-Antrieb stark positioniert hat, spielt er beim Mountainbike erst eine geringe Rolle. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und einem überzeugten Fahrrad-Freizeitsportler ein Trenoli Ruvido hingestellt: Er berichtete nach seinen Fahrten nicht nur von erleichterten Aufstiegen, sondern überraschenderweise auch von schnelleren Downhills: ,,Der viel niedrigere Schwerpunkt des E-Bikes bringt eine deutlich verbesserte Kontrolle des Fahrrads mit sich. Dadurch erhält man auf der Abfahrt ein souveräneres Fahrgefühl, das sich in deutlich höheren Geschwindigkeiten niederschlägt."

Das Ruvido wurde vom Oberpfälzer Fahrradhersteller Trenoli zu Beginn der Saison 2016 neu auf den Markt gebracht. Es zeichnet sich fahrradseitig durch einen pulverbeschichteten Aluminiumrahmen aus, der gleichermaßen leicht wie stabil ist. Das Heck ist starr, vorne gleicht eine Rock Shox 32 Recon Silver mit 10 Zentimetern Federweg grobe und auch feinere Stöße aus. Die Reifen sind auf Leichtmetallfelgen mit 27,5 Zoll Durchmesser aufgezogen. Verzögert wird mit hydraulischen 18-cm-Shimano Deore Scheibenbremsen. Der Bosch-Mittelmotor vom Typ Performance Line CX wird von einem Akku des Typs Powerpack 500 mit Energie versorgt; die Standard-Leistungsfähigkeit der 500 Wh-Batterie wird im Eco-Modus mit bis zu 230 Kilometern angegeben - freilich ein rein theoretischer Wert. Wir erreichten - abhängig vom gewählten Unterstützungsgrad und vom zu bewältigenden Terrain - Praxis-Reichweiten bis zu 115 Kilometer. Die Kette läuft über eine Shimano Deore XT 10-Gang-Schaltung, womit genügend Übersetzungsstufen gegeben sind.

Der Gel-Sattel bietet Komfort für ausgiebige Touren. Das Ruvido ist gut ausgestattet, was angesichts des Preises von 3.000 Euro auch erwartet werden darf. Auf asphaltierten Streckenabschnitten rollt es leicht, auch wenn die auf Traktion abgestimmten Reifen Tribut fordern. Bergauf zeichnet sich das Ruvido durch eine gute Abstimmung der Komponenten aus; wir hatten niemals das Gefühl, mehr Gewicht mit uns herumzuschleppen als zwingend erforderlich war. Bergab dann die große Überraschung: Wo wir mit einem konventionellen MTB auf zwar übersichtlichen, aber doch anspruchsvollen Trails zurückhaltender unterwegs gewesen wären, fühlten wir uns vom Ruvido zu höherem Tempo ermutigt - die von der zusätzlichen Masse im Bereich des Tretlagers herrührenden außergewöhnliche Fahrstabilität verlieh uns förmlich Flügel. Was bergauf dank der E-Unterstützung neutralisiert wird, zeigt sich bergab als unerwarteter Vorteil.

Nach wie vor bleibt freilich der Nachteil bestehen, dass das Handling des E-MTB beim Verstauen im bzw. am Auto bedingt durch das Zusatzgewicht von Motor und Akku deutlich schlechter als das eines konventionellen MTB ist. Die Frage ist insofern nicht generalisierend zu beantworten, ob das E-MTB wirklich vorne liegt. Wer nicht allzu lange Touren schätzt, so dass die Akku-Reichweite mit Bestimmtheit ausreicht und das Fahrzeug-Mehrgewicht (bergauf) neutralisiert, sollte sich zu einer Probefahrt ermutigt fühlen. Der Downhill-Effekt will nämlich selbst erlebt sein, um als belastbare Entscheidungsgrundlage zu dienen.

Alternativ zum Ruvido XT gibt es auch noch das etwas einfacher ausgestattete Ruvido SLX; es ist mit dem regulären Bosch Performance Line Mittelmotor ausgestattet, der Akku ist als 400-Wh- oder als 500 Wh-Typ erhältlich (Preisunterschied 250 Euro). Der unverbindliche Richtpreis liegt bei 2.700 beziehungsweise 2.850 Euro.

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