Verkehrssicherheit

Die mid-Zeitreise: Unfalltypen und ihre Ursachen

Am Dienstag, 29. Mai 1956 berichtete der mid im 6. Jahrgang über Unfalltypen.


Die meisten Unfälle auf den Autobahnen entstehen durch Auffahren eines Fahrzeuges auf ein stehendes oder vorausfahrendes Fahrzeug oder auf feste Objekte (43,6 Prozent). Meistens prallen Personenwagen auf Lastfahrzeuge auf. Über die Hälfte aller Unfälle dieser Art ereignen sich während der Dunkelheit. Eine besondere Gefahr bilden dann Fahrzeuge, die wegen irgendeiner Reparatur am rechten Fahrbahnrand stehen. Bei schlechter Sicht passiert es oft, dass diese Hindernisse von den Fahrern nachfolgender Fahrzeuge zu spät oder überhaupt nicht erkannt werden, so dass ein Aufprall unvermeidlich wird, heißt es im BP-Kurier im Rahmen einer Untersuchung über die Unfallursachen auf der Autobahn.

Abgeblendet und dennoch 80 - 100 km/std.
Bei Nebel, starkem Regen oder Schneefall ist die Sicht nur begrenzt. Der Bremsweg ist dann schon bei mittleren Geschwindigkeiten größer als die Sichtweite. Und trotzdem muss immer wieder festgestellt werden, dass sogar routinierte Kraftfahrer nachts bei abgeblendeten Scheinwerfern oder bei Nebel bei einer Sicht von nur 25 - 30 Metern auf nasser oder sogar vereister Fahrbahn Geschwindigkeiten von 80 - 100 km/std. fahren, ohne sich offenbar darüber im Klaren zu sein, dass sie zum Halten über 100 Meter benötigen würden.

Die Folgen eines Aufpralls sind sehr schwer, da die Bewegungsenergie (Wucht) im Quadrat der Geschwindigkeit zunimmt. Ein Personenwagen besitzt bei einer Geschwindigkeit von 60 km/std. eine kinetische Energie von 20 mt (Metertonnen); bei der doppelten Geschwindigkeit von 120 km/std. wächst die Wucht aber schon auf 80 mt an. Oft erfolgen Aufprallunfälle an Steigungsstrecken, da an diesen Stellen besonders Lastwagen schnell an Tempo verlieren. Daher kommt es hinter einem schweren Lastzug an Steigungen häufig zu Fahrzeugstauungen, wodurch eine erhöhte Kollisionsgefahr entsteht. Auch an Gefällestrecken ereignen sich verhältnismäßig viele Aufprallunfälle, weil von den meisten Fahrern die beschleunigende Wirkung der Schwerkraft ihres Wagens nicht berücksichtigt wird.

Aufprallserien im Nebel
Typische Autobahnunfälle stellen auch die Aufprallserien dar, die besonders bei plötzlich auftretendem Nebel entstehen. Die Sicht ist in Sekundenschnelle beschränkt. Die kleinste Schleuderbewegung kann eine Serie von Aufprallunfällen auslösen, da die Fahrbahn dann schnell von Fahrzeugen blockiert ist. Gefährlich ist auch das Überholen auf glatten oder vereisten Kurvenstrecken, da die Fahrzeuge wegen der Straßenneigung leicht in die Fahrspur des zu überholenden Wagens hineinrutschen. Zu den Hauptursachen der Aufprallunfälle gehört auch das verkehrswidrige Überholen. Wird der Abstand des vorausfahrenden Fahrzeugs falsch eingeschätzt, so kann wegen zu spätem Auslenken ein Zusammenstoß erfolgen. Besonders charakteristisch ist das "doppelte Überholen".

Schleudern sehr häufig
Die zweithäufigste Unfallart ist das Schleudern von Fahrzeugen mit nachfolgendem Sturz, Aufprall oder Abkommen von der Fahrbahn. Auch hierbei ist die Ursache meistens überhöhte Geschwindigkeit. Plötzliches Bremsen beim Auftauchen eines Hindernisses lässt die Räder besonders auf nasser Fahrbahn blockieren. Ein Lenken wird dann unmöglich. Auch beim Überholen kann ein Wagen bei hoher Geschwindigkeit ins Schleudern kommen, wenn er zu weit auslenkt und auf den Grünstreifen gerät.

Ermüdung ist gefährlich
An dritter Stelle der Unfallhäufigkeit wäre das allmähliche Abkommen von der Fahrbahn (15,9 Prozent) zu nennen: 70 Prozent dieser Unfälle sind auf Ermüdungserscheinungen zurückzuführen. In den meisten Fällen werden davon Lastwagen betroffen, da die Fahrt mit mäßiger Geschwindigkeit auf den Autobahnen zu körperlicher und geistiger Untätigkeit zwingt. Gefährlich sind auch plötzlich auftretende Seitenwindböen, etwa beim Verlassen einer windgeschützten Strecke.

An vierter Stelle der Unfalltypen muss noch auf den Zusammenstoß zweier aus Gegenrichtungen oder Querrichtungen kommender Fahrzeuge (15,5 Prozent) hingewiesen werden. Durch die Renovierungsarbeiten und Neubauten sind viele Strecken nur auf einer Seite befahrbar. Fährt ein Fahrzeug zu schnell an der Übergangsstelle auf die andere Fahrbahnseite, so kann es leicht infolge der Schwerkraft bis an den Straßenrand getragen werden und mit einem entgegenkommenden Fahrzeug frontal zusammenstoßen.

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