EICMA-Nachlese - Teures, seltenes und skurriles

Die extremsten Hingucker auf der Motorradmesse EICMA kommen - wenn überhaupt -nur in sehr geringen Stückzahlen auf den Markt. Das könnte auch an den Preisvorstellungen liegen. Aber der ist für echte Fans nicht unbedingt ein Hindernis.

Schon seit jeher gehören auch Studien, Konzeptfahrzeuge und edle Raritäten zu den Fahrzeugmessen dieser Welt. Das war auch bei der gerade beendeten Motorrad-Ausstellung EICMA nicht anders. Während sich bei den Studien und Konzeptbikes die japanischen Hersteller durchaus beteiligen, sind die in limitierten Sonderserien aufgelegten Raritäten ausschließlich eine Sache europäischer (Klein-)Hersteller.

Schwer vom echten Sattelleder gezogen hat die sich noch in ihrer Restaurierungsphase befindliche Marke Horex. Der neue Besitzer, die deutsche Firma 3C-Carbon, stellte mit dem Modell VR6 Black Edition nach der im September präsentierten ,,Silver Edition" ein zweites Sondermodell vor, das ebenfalls auf 33 Exemplare limitiert sein wird. Die ganz in Schwarz gehaltene Interpretation eines Café Racers ist ausschließlich als Einsitzer mit neuem Karbonhöcker statt eines Zweipersonen-Sitzmöbels lieferbar. Als Besonderheit wird bei dieser Version der bisher als schwere Stahlrohr-Konstruktion ausgeführte Lenkkopf durch eine weltweit einmalige Konstruktion aus Karbonfasern ersetzt. Alleine diese Maßnahme spart einige Kilogramm Gewicht.

Auch dank einiger weiterer neu entwickelter Karbonteile sinkt das Leergewicht gegenüber der ,,Silver Edition" um fünf Kilogramm. Dafür dürfte der Preis noch etwas ansteigen: Horex-Eigner Jerschke rechnet mit 68.500 Euro für jedes der nur 33 Motorräder; die Fahrzeuge der ,,Silver Edition" waren mit 64.500 Euro veranschlagt. Nach Firmenangaben meldeten sich für den Erstling mehr als 100 ernsthafte Kaufinteressenten, weshalb nun das Los über die Vergabe der 33 silbernen Schmuckstücke entscheiden wird. Über die Resonanz auf die ,,Black Edition" ist momentan noch nichts bekannt.

Der alte und neue Formel 1-Weltmeister Lewis Hamilton hat einem außergewöhnlichen Modell von MV Agusta nicht nur den Namen und seine Startnummer 44 geliehen, sondern bei der Gestaltung der Dragster 800 RR LH44 sogar eigene Wünsche angemeldet. Die in 244 Exemplaren auf den Markt kommende Editions-Maschine glänzt durch edelste Materialien wie Alcantara für den Sitz, das Leichtmetall Ergal für Lenkergriffe und Hebel, Karbon für Kotflügel und Abdeckungen sowie farblich auffallende Eloxierungen für Räder, Telegabel und weitere Teile sowie eine Sonderlackierung. Die gesamte Technik samt dem 800 ccm-Dreizylindermotor mit 140 PS ist Serienstand. Der Preis für die nummerierte und mit Hamilton-Signatur versehene Dragster RR LH44 beträgt 24.444 Euro; 40 Stück sollen nach Deutschland geliefert werden.

Gar nur maximal zehn Exemplare will Firmenchef Cédric Klein von der Avinton ,,Moto Corse" bauen, benannt nach dem japanischen Importeur der exklusiven Muscle Bikes aus Südfrankreich. 60.000 Euro pro Stück sind veranschlagt. Die sechs ,,Serien"-Modelle von Avinton mit luftgekühltem V2-Motor - maximal ist der Bau von 80 Motorrädern pro Jahr möglich - kosten zwischen 28.000 und 49.000 Euro zuzüglich der länderspezifischen Steuern; wichtigste Märkte für die 2015 in Produktion gegangene Avinton-Manufaktur sind Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Japan und die Schweiz; schon bald sollen die Arabischen Emirate und die USA dazukommen. Die nach wie vor mit Vergasern ausgerüsteten 1,6 Liter-V2-Motoren von S&S leisten 140 PS, das Fahrzeuggewicht beträgt nur zirka 185 Kilogramm.

Gespannt sein darf man, ob der italienische Kleinhersteller Bimota aus Rimini die in Mailand gezeigte Tesi 3D RaceCafe tatsächlich auf die Straße bringt; das letzte Projekt, ein mit BMW-Motor ausgerüstetes Modell namens BB3 in Kleinserie zu bauen, scheiterte wegen Unstimmigkeiten zwischen den Partnern - in der Branche umschreibt man damit gerne finanzielle Schwierigkeiten. Die mit Achsschenkellenkung aufwartende RaceCafe soll von einem 803 ccm großen Ducati-Zweizylindermotor angetrieben werden. Der EICMA-Prototyp ist mit zahlreichen Edelteilen ausgerüstet; ob er schon fahrfähig ist, weiß man nur in Rimini. Das Tesi-Konzept mit Achsschenkellenkung verfolgt man bei Bimota bereits seit 1983.

Zu den ausgefallenen Exponaten zählt auch ein Motorrad, das nächstes Jahr in größerer Stückzahl produziert werden soll. Die Moto Guzzi MGX-21 Flying Fortress (,,Fliegende Festung") soll insbesondere in den USA für die italienische Marke auf Kundenfang gehen. Das von einem knapp 100 PS leistenden, 1400 Kubikzentimeter großen V2-Motor angetriebene Motorrad  mit ungewöhnlichem 21 Zoll-Vorderrad soll im Sommer 2016 beim größten Motorradtreffen der Welt in Sturgis/USA präsentiert werden. Zum Preis wie auch zum Gewicht der ,,Fliegenden Festung" gibt es von Moto Guzzi noch keine Angaben.

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