Elektronik

Autobauer im elektronischen Neuland unterwegs

Hoch automatisiertes und autonomes Fahren birgt Sicherheitslücken. Das zeigt gerade das Beispiel des elektronisch geenterten Jeep Cherokee in den USA. Den Autobauern ist die Gefahr bewusst. An Schutzmechanismen wird gearbeitet. Doch das reicht wohl nicht.

Hoch automatisiertes und autonomes Fahren birgt Sicherheitslücken. Das zeigt gerade das Beispiel des elektronisch geenterten Jeep Cherokee in den USA. Den Autobauern ist die Gefahr bewusst. An Schutzmechanismen wird gearbeitet. Doch das reicht wohl nicht. Denn es bedarf ständiger Updates.

Als Bundeskanzlerin Angela Merkel im Bezug auf das Internet von "Neuland" sprach, erntete sie Häme von der Netzgemeinde. Doch eigentlich traf sie damit den Nagel auf den Kopf. Auch Autobauer, die das hoch automatisierte bis autonome Fahren technologisch vorantreiben, stoßen auf neuartige Probleme, die nichts mehr mit der automobiltechnischen Kernkompetenz zu tun haben. Mit der Elektronisierung der Fahrzeuge bewegen sich Fahrzeughersteller sozusagen im IT-Haifischbecken.

"Je mehr Datenschnittstellen nach außen aufgebaut werden, desto größer sind die Risiken, weil immer mehr Angriffspunkte da sind", sagt Prof. Dr. Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach dem mid. Das sei den Herstellern durchaus bewusst, so der Automobil-Experte weiter. Es führe kein Weg daran vorbei, Geld in die Datensicherheit zu investieren.

Als kürzlich zwei US-amerikanische Journalisten die Elektronik eines Jeep Cherokee gehackt haben und dabei bis zur Steuerung des Gaspedals vorgedrungen sind, sei die Unterhaltungs-Elektronik des Fahrzeugs die Sicherheitslücke gewesen, erläutert Bratzel. Über das Infotainment-System sei man also auf die Fahrfunktionen gelangt. "Hier muss eine Trennung erfolgen", so Bratzel. Und bei vielen Herstellern sei dies auch schon geschehen.

Gleichwohl stelle sich immer wieder neu die Frage: "Wie schlau ist man?" Denn die Hacker würden ja nachrüsten. "In diesem Fall waren es ja gutmütige Hacker", sagt Bratzel. Aber der Fall zeige, dass die Autobauer weiterhin in die Absicherung der Elektronik investieren müssten. "Bestehende Systeme brauchen permanente Software-Updates." Das solle möglichst "über die Luft" - also via Internet - erfolgen ohne zeitaufwändige Werkstatt-Aufenthalte. Bei Premium-Fahrzeugen wie dem Tesla, dem neue 7er-BMW, Audi A8 und der künftigen E-Klasse von Mercedes-Benz seien diese Funktionen für Software-Updates über die Luft bereits installiert.

Solche Sicherheitsleistungen seien aber eine Frage des Preises. In Fahrzeugklassen, in denen Autos nicht viel kosten dürfen, stelle sich die Sicherheitsfrage ganz besonders. "Die Fahrzeuge sollen ja attraktiv sein und stehen in einem starken Wettbewerb." Mithin verwundere es nicht, dass auch Kleinwagen elektronisch hochgerüstet werden. "Die Elektronik-Systeme sind noch teuer, rutschen aber schrittweise in die Volumen-Segmente." Sie böten durch die immer weiter gedeihende Vernetzung zunehmend potentielle Angriffsfläche. Dass mittlerweile Fahrzeuge per Smartphone-App ein- und ausgeparkt werden können, sei für böswillige Hacker ein mögliches Angriffsziel.

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