Porsche 911: Der Sauger sagt Adieu

Dass der Porsche 911 mit dem kommenden Modelljahr seinen klassischen Saugmotor verlieren wird, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Jetzt gibt es gleichsam eine offizielle Bestätigung durch Porsche: Der Motorjournalist Jürgen Zöllter hat an einer Erprobungsfahrt des Herstellers teilgenommen, über die er im Fachmagazin ,,Auto Bild" berichtet.

Die Fotos zeigen eine weitgehend unveränderte Karosserieform; Retuschen wird es an Scheinwerfern und Rückleuchten geben, und auch die Front- und Heckschürze sowie die hintere Motorenklappe wurden neu gezeichnet. Die beiden Auspuffrohre rücken weit in die Mitte, als gälte es, die Historie des 911 - die bis zum Volkswagen Käfer zurückreicht - zu unterstreichen. Ein kugelförmiges Modul in der Frontschürze weist auf Assistenzsysteme hin, derer es insgesamt mehr geben soll denn je: Berichtet wird unter anderem von einem Spurhalteassistenten, einer für einen ernsthaften Sportwagen durchaus ungewöhnlichen Option.

Unter dem Blech steckt in Zukunft bei den Einstiegsvarianten 911 Carrera und Carrera S ein Sechs-Zylinder-Boxermotor mit knapp 3,0 Litern Hubraum, der per Abgasturbolader zwangsbeatmet wird; die Modellbezeichnung Turbo bleibt dennoch den Spitzenversionen des 911 vorbehalten.

Bisher verfügte der 911 Carrera über einen 350 PS starken 3,4-Liter-Saugmotor, der Carrera S leistet 400 PS aus 3,8 Litern Hubraum. Das maximale Drehmoment wird von aktuell 390 bzw. 440 Newtonmetern auf glatte 500 Nm steigen, die schon bei 1700 U/min anliegen - anstatt bei 5500 bzw. 5600 U/min, wie bei den auslaufenden Typen. Damit dürfte der neue Motor eine schaltfaule Fahrweise ermöglichen; die Kehrseite, so Zöllter, ist der über 5000 U/min nachlassende Schub. Und wer das Fahrzeug per Hinterachse in die Kurve eindrehen lassen möchte, sollte tunlichst darauf achten, den Ladedruck aufrechtzuerhalten.

Mit dem kleineren, per ,,Sound-Symposer" klanglich optimierten Motor fallen die 911-Einstiegsmodelle nicht nur auf dem wichtigen Exportmarkt China in eine erheblich günstigere Steuerklasse, sie konsumieren auch weniger Sprit. Die Rede ist von 7,5 Litern pro 100 Kilometer im Normzyklus; bislang verbrauchte der bereits sehr effiziente 911 Carrera auf die selbe Distanz 8,2 Liter Kraftstoff. Die Höchstgeschwindigkeit bleibt unverändert, die Beschleunigungswerte verbessern sich leicht.

Zukünftig soll es eine optionale Allradlenkung geben, und die Frontpartie kann optional angehoben werden, um den vorderen Böschungswinkel zu vergrößern. Der Schalter zur Wahl der Fahrmodi beim Chrono-Plus-Paket wandert ins Lenkrad, ähnlich wie beim neuen Audi R8.

Offiziell enthüllt wird der geliftete 911 auf der kommenden IAA Mitte September in Frankfurt; kurz darauf wird er zu den Händlern kommen. Die Überarbeitung betrifft nicht nur das klassische Coupé, sondern auch das Cabriolet und die auf dem Cabriolet basierende Targa-Variante mit ihrem hochkomplexen Dachsystem.

Größere Änderungen soll es erst beim komplett neuen Nachfolger geben, der derzeit unter der internen Bezeichnung 992 entwickelt wird und in etwa vier Jahren serienreif ist. Dann soll der 911 erstmals als Plug-in-Hybrid angeboten werden, wobei die Ingenieure auf Baugruppen aus der kommenden zweiten Modellgeneration des Panamera zurückgreifen. Das einzigartige Fahrzeugkonzept mit dem Boxermotor im Heck wird aber auch beim 992 unangetastet bleiben. (ampnet/jm)

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