Porsche Boxster Spyder - Für puristisches Roadster-Feeling

Der klassische Porsche 911 muss nicht immer die erste Wahl sein. Appetit macht auch der neue Boxster Spyder. Durch sein Verzichtsprogramm schmeißt das neue Familienmitglied allerdings einiges eigentlich unverzichtbares raus.

Mit 375 PS ist der Spyder das stärkste Stück der Boxster-Baureihe, hängt sogar den 45 PS schwächeren GTS ab. Porsche lässt sich dies mit mindestens 79.945 Euro allerdings üppig vergüten.

Von seinem Normalo-Bruder, der mal eben lässig in neun Sekunden elektrisch seine Mütze nach hinten wirft, ist der Spyder in dieser Hinsicht allerdings meilenweit entfernt. Hier heißt es Fummeln für Fortgeschrittene, bevor endlich die Sonne ins Cockpit scheint. Geübte schaffen den Striptease in unter 50 Sekunden. Es ist jedoch, so viel steht nach einer ersten Ausfahrt mit Spyder fest, das einzige Manko an diesem offenen Porsche.

Sobald der Zündschlüssel gedreht ist und der 3,8-Liter-Boxer hinter den Sitzen die ersten Töne von sich gibt, ist alles vergessen. 375 PS treffen auf nur 1.315 Kilogramm. Eine äußerst coole Kombination. Der Spyder wiegt 30 Kilo weniger als der GTS. Man braucht keinen Nobelpreis in Physik, um zu verstehen, was dies fahrdynamisch bedeutet: eine Menge Spaß. Es gibt nur wenige Motoren, die so wunderbar linear hochdrehen wie dieser Sechszylinder-Boxer-Sauger (ja, kein Turbo), wenn nötig bis an die 8.000-U/min-Marke. Dazu kommt ein Gänsehaut-Sound, der Suchtpotenzial besitzt. Selbst auf der Autobahn schafft man es nicht, sein Hirn auf gemäßigten Cruising-Modus zu programmieren. Die Kirsche auf der Sahne aber sind leere, kurvenreiche Landstraßen. Hier lässt sich der Spyder - er liegt 2 Zentimeter tiefer als der GTS - gefühlt millimetergenau ums Eck scheuchen, lenkt perfekt ein, schaltet schnell und präzise und erkauft sich seine Kurvenkunst nicht durch ein bretthartes Fahrwerk. 4,5 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h gibt Porsche an. Bei 290 km/h liegt die Höchstgeschwindigkeit.

Um dem Boxster Spyder auf das gewünschte Leistungsgewicht von 3,5 Kilogramm pro PS zu bringen, mussten die Entwickler einiges über Bord schmeißen, das normalerweise in Autos als unverzichtbar gilt. Zum Beispiel die Klimaanlage und das Radio. Beides allerdings kann der Kunde einbauen lassen - aufpreisfrei. Gut zehn Kilogramm brachte der Verzicht auf das elektrische Verdeck, fünf Kilo der reduzierte Einsatz von Dämm-Material. Auch die Schalensitze mit ihrem leichten Untergestell wiegen rund zehn Kilo weniger als ihre Normal-Pendants. Einige Kilo zugelegt hat das Topmodell der Baureihe lediglich bei den Bremsen. Sie wurden der höheren Leistung angepasst und sind größer.

auch in AUTOMOBIL

Anzeige

Videos