Fahrbericht: Honda HR-V - Dicke Hose mit viel Inhalt

Dass Honda-Designer auch praktisch können, ist nicht neu. Dass Honda-Designer auch schön können, zeigt der neue HR-V. Und praktisch ist er trotzdem.

Kleinwagen, die auf dicke Hose, sprich SUV, machen, sind bei den deutschen Kunden sehr beliebt. Ab September steigt auch Honda mit dem HR-V in das boomende Segment der Mini-SUV ein. Zur Wahl stehen zwei Motoren, ein 96 kW/130 PS starker Benziner sowie ein Diesel mit 88 kW/120 PS. Mit markanter Optik und hoher Variabilität will der Japaner, der in Mexiko vom Band läuft, gegen Opel Mokka, Nissan Juke oder Renault Captur punkten. Wie die meisten seiner Wettbewerber wird auch der HR-V nur mit Frontantrieb angeboten.

Der neue HR-V hat mit seinem Namensgeber (1999 bis 2005) keine Ähnlichkeit. Das Design des hochgebockten schachtelförmigen Kombis wurde nicht weiter fortgeführt. Die Neuauflage ist ganz im Stil modernen Mini-SUV gezeichnet und orientiert sich zudem am großen Bruder CR-V.

Groß wirkt er, zumindest länger als er tatsächlich ist. Dass der 4,29 Meter lange HR-V sich die Plattform mit dem neuen Jazz teilt und also ein Kleinwagen ist, bemerkt man auf den ersten Blick nicht. Er kommt mit leicht bulliger Front sowie wuchtigen Kotflügeln vorgefahren. Der sehr dezente martialische Eindruck wird durch die elegante Seitenlinienführung mit der leicht abfallenden Dachlinie abgeschwächt: Das Design vermittelt: Hier muss sich niemand fürchten, der will im Zweifelsfall nur spielen.

Spielerisch leicht gelingt dank der erhöhten Sitzposition der Ein- und Ausstieg, ein Kaufkriterium in dieser Fahrzeugklasse. Auch die Innenraumgestaltung kann überzeugen. Weg von pflegeleichten Hartplastikgebilden im Armaturenbrett oder in der Mittelkonsole, hin zu optisch und haptisch ansprechendem Interieur hieß wohl die Designvorgabe. Schön sind zum Beispiel auf der Beifahrerseite die breiten Lüftungsklappen oder der Mitteltunnel, der Fahrer und Beifahrer trennt und Platz für Ablagen bietet. Natürlich fehlen auch nicht die üblichen Chromapplikationen. Außerdem gibt es ein neues, internetfähiges Infotainment-System mit einem sieben Zoll großen Display, das auch das Spiegeln des Smartphone-Bildschirms auf dem Touchscreen in der Mittelkonsole erlaubt.

Elektronisch aufgerüstet hat Honda zudem bei den Assistenten. Immer an Bord sind nun ein City-Notbremssystem sowie eine automatische Feststellbremse, auf Wunsch kommen Kollisionswarner, Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung und automatisches Fernlicht dazu. Außerdem offeriert Honda einen Geschwindigkeitsbegrenzer, der die Informationen aus der Verkehrszeichenerkennung nutzt und akustisch warnt, wenn die eingestellte Geschwindigkeit zu hoch für den gefahrenen Straßenabschnitt ist.

Wer in einem Kleinwagen Wert auf viel Platz und Variabilität legt, ist beim HR-V gut aufgehoben. Das Platzangebot ist für diese Fahrzeugklasse üppig. Die praktische Rückbank mit den variablen Sitzen dürfte auf Baumarktparkplätzen für großes Kino sorgen: Die Sitzflächen kann man wie bei Kinogestühl hochklappen, so dass bei Bedarf Stauraum vom Fußraum des Fonds bis zum Dach entsteht und Blumentöpfe samt Pflanzen sicher verstaut werden können. Die hinteren Sitze sind zudem auch zur ebenen Ladefläche umklappbar, das Kofferraumvolumen variiert so zwischen 453 und bis zu 1.026 Litern. Und sind die Pakete mal wieder etwas länger: Die umklappbare Lehne beim Vordersitz ermöglicht den Transport von bis zu 2,45 Meter langen Gegenstände.

Eher übersichtlich ist das Motorenangebot. Ganz neu ist der 96 kW/130 PS starke Benziner, der auch im Jazz Einzug halten wird. Das Toptriebwerk ist serienmäßig an ein Sechsgang-Getriebe gekoppelt, als Alternative steht ein CVT-Getriebe zur Verfügung. Wer sich für diese Automatikversion entscheidet, sollte allerdings ein Fahrer sein, dem Geduld kein Fremdwort ist. Zwar vermittelt das CVT-Getriebe, das sieben Fahrstufen simuliert, nicht den früher üblichen, gefühllosen Gummibandeffekt bei der Kraftübertragung, doch ganz kann es nicht überzeugen. Die 130 PS können nicht so losstürmen, wie man es als nicht ganz geduldiger Fahrer schätzen oder das angenehm straffe Fahrwerk hergeben würde. Beschleunigungsvorgänge brauchen - zumindest subjektiv - immer noch deutlich länger als mit dem Handschalter. Gleichmäßiges Fahren mit moderater Geschwindigkeit goutiert es allerdings mit Laufruhe und recht sparsamen Umgang mit Treibstoff. Mit 6,2 Litern lag der Durchschnittsverbrauch einen Liter über dem Normwert.

Wer mehr Durchzugskraft als 155 Nm bevorzugt, greift zum 88 kW/120 PS-Diesel. Dieser ist bereits aus Civic und CR-V bekannt. 300 Nm stehen hier ab 2.000 Umdrehungen bereit. Den Normwert gibt Honda mit 5 Litern an.

In drei Ausstattungslinien wird der HR-V erhältlich sein. Die Grundversionen (19.990 Euro für Benziner, 22.290 Euro für Diesel) haben unter anderem immer Klima, 16-Zoll-Leichtmetallfelfen sowie Audiosystem an Bord. Gut ausgestattet mit allerlei Komfort- und Sicherheitsfeatures dürften das Mini-SUV die 30.000 Euro-Marke erreichen. Aber das ist in dieser Fahrzeuggattung nicht ungewöhnlich.

Honda HRV - Technische Daten:
Fünftüriger, fünfsitziger Mini-SUV,  Länge: 4,29 Meter, Breite: 1,77 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,02 Meter), Höhe: 1,61 Meter, Radstand: 2,61 Meter, Kofferraumvolumen: 453 bis 1.026 Liter

Antriebe:
1,5-Liter-Benziner, 96 kW/130 PS, maximales Drehmoment: 155 Nm bei 4.600 U/min, 0-100 km/h: 10,7 (11,2) s, Vmax: 192 (187) km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,2 (5,2) Liter, CO2-Ausstoß: 130 (120) g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: k.A., Preis: ab 19.990 (21.200) Euro
Werte in () CVT-Getriebe

1,5-Liter-Diesel, 88 kW/120 PS, maximales Drehmoment: 300 Nm bei 2.000 U/min, 0-100 km/h: 10,1 s, Vmax: 192 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,0 Liter, CO2-Ausstoß: 104 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: k.A.,
Preis: ab 22.290 Euro

Warum: schon allein wegen der Sitzvariabilität
Warum nicht: Allrad fehlt (noch)
Was sonst: Fiat 500X, Jeep Renegade, Mazda CX-3, Nissan Juke, Opel Mokka, Renault Captur
Wann kommt er: September 2015

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