Geforderte und geförderte Elektromobilität - Stromern durch Amsterdam

Amsterdam bietet mehr als Museen, Grachten, Fahrräder und Coffee-Shops - zum Beispiel Elektro-Taxis.

Während in Deutschland noch über Anreize zur Förderung von Elektromobilität diskutiert wird, gehören bei unseren niederländischen Nachbarn E-Fahrzeuge immer mehr zum Alltag. Vorzeigestadt dafür ist Amsterdam. Die Metropole will sich zu einer ,,Smart City" entwickeln, also unter anderem die Luftverschmutzung verringern, um auch zukünftig gute Lebensbedingungen für die stetig wachsende Bevölkerung zu bieten.

Ziel ist es, bis 2025 die innerstädtischen CO2-Emissionen im Vergleich zum Stand im Jahr 2012 um 45 Prozent zu reduzieren. Dazu soll bis dahin der öffentliche Nahverkehr vollständig emissionsfrei sein. Außerdem forciert die Stadt den Ausbau der Fahrradinfrastruktur. Das Velo soll bei der Ausübung der individuellen Mobilität an erster Stelle stehen.

Ganz ohne Privatautos und Fahrzeuge für den Lieferverkehr geht es aber auch in Amsterdam nicht. Die Stadtoberen nutzen jedoch die Methode ,,Zuckerbrot und Peitsche" um den Anteil an emissionsarmen Fahrzeugen zu erhöhen.

Wer sich ein E-Auto zulegt, erhält einen städtischen Zuschuss von 5.000 Euro. Ganz wichtig für die Bewohner der Innenstadt. Mit einem Elektrofahrzeug rückt man auf der Warteliste für einen Parkplatz nach oben: Nur mit dem Nachweis eines Parkplatzes kann man ein Auto zulassen. Wo man in Deutschland öffentliche Ladestationen suchen muss, gibt es allein in Amsterdam zurzeit 1.200 - Tendenz steigend. Jeden Monat kommen durchschnittlich 25 Ladestationen hinzu, bis 2018 sollen 4.000 vorhanden sein. Da auch in Amsterdam Strom nicht einfach nur aus der Steckdose kommt, wird die Gewinnung vom regenerativen Strom zum Beispiel Wind und Solar forciert, so dass die E-Mobile umweltfreundlich geladen werden können. Außerdem analysiert die Stadt in Zusammenarbeit mit der Universität die Nutzerdaten der Ladestationen. Ziel ist unter anderem herauszufinden, in welchen Stadtteilen besonders viel Ladestrom nachgefragt wird, wo also weitere Stationen erforderlich sein könnten. Zudem soll in absehbarer Zeit der Stromfluss besser reguliert werden. Fahrer, die Zeit haben, könnten dies beim Andocken ihre Fahrzeuge an die Station angeben. Der Ladevorgang würde dann verzögert, um bevorzugt Autos von unter Zeitdruck stehenden Besitzern zu laden.

Gleichzeitig verschärft die Stadt aber die Abgasgrenzen für den innerstädtischen Bereich und richtet Verbotszonen für Fahrzeuge ein, die zu viel emittieren. Im Fokus der Planer stehen besonders Lkw sowie Transporter, aber auch Busse. Die städtischen Busse sollen in den nächsten zehn Jahren ausschließlich unter Strom fahren, den Transportunternehmen zahlt Amsterdam ebenfalls Zuschüsse für die Anschaffung von elektrischen Lkw oder Transportern. Mit Erfolg: Zurzeit fahren bereits 20 E-Trucks in Amsterdam.

Doch auch andere Transportunternehmen profitieren von städtischen und zum Teil auch staatlichen Privilegien. So erhalten Taxiunternehmen einen Zuschuss von bis zu 10.000 Euro für den Kauf eines E-Fahrzeugs, außerdem dürfen die E-Taxis an besonders günstig liegenden Wartebereichen am Flughafen sowie am Bahnhof auf Kundschaft warten. Mittlerweile verrichten in der holländischen Metropole rund 400 E-Taxis ihren Dienst, keine schlechte Quote bei insgesamt 3.000 Taxis. Mit rund 200 Fahrzeugen (Leaf und e-NV200) ist übrigens Nissan der Marktführer vor Ort.

Dank des Zuschusses, den vergleichsweise niedrigen Stromkosten und den reduzierten Wartungskosten für die stromernden Droschken erweitern immer mehr Unternehmen ihre Flotte um Stromer oder setzen wie das Unternehmen Taxi Electric ausschließlich auf Elektroantrieb. Unterwegs in einem Nissan Leaf erzählt ein ausgesprochen freundlicher Taxifahrer dieses Unternehmens von seinen Erfahrungen. Die Reichweite macht aufgrund der flachen Topographie Amsterdam im innerstädtischen Taxibetrieb wenige Probleme. Der Leaf schafft im Ecomodus rund 110 Kilometer, also rund die Hälfte der angegebenen Reichweite. Jeder anderer als gelassene Fahrstil im innerstädtischen Gewusel zwischen Verkehrsregeln missachtenden Touristenströmen und tollkühn agierenden Fahrradfahrern - von beiden Gruppen gibt es reichlich - sei sowieso nicht umsetzbar. Von Staus während der Hauptzeiten mal ganz abgesehen.

Allerdings räumt der Fahrer ein, im Winter versucht er die Heizung aufs Minimum zu reduzieren, da diese sich extrem negativ auf die Reichweite auswirkt. Zum Glück habe der Leaf eine Sitzheizung. Die Kollegen, die mit dem Siebensitzer Nissan e-NV200 fahren, müssten ihre Restreichweitenanzeige deutlich mehr beachten und öfter zum Laden eine Pause einlegen. Die Disponenten in der Zentrale wüssten aber dank Fahrzeugdatenabgleich nicht nur welche Fahrzeuge sich in der Nähe des nächsten Kunden befinden, sondern auch welches Fahrzeug über für die gewünschte Fahrstrecke genügend Ladekapazität verfügt. Auf die Frage, ob das Fahren mit dem Nissan Leaf Spaß macht, grinst er schelmisch. Er ist in der Einarbeitungsphase. Bewährt er sich im Umgang mit dem Kompaktfahrzeug, darf er auch die firmeneigenen Tesla S-Fahrzeuge bewegen. Und die sind bei den Fahrern nicht nur wegen der höheren Reichweite begehrt.

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