Tradition: 50 Jahre Opel Kadett B - Dem Käfer auf den Fersen

Mit dem Kadett wollte Opel den Käfer endlich vom Zulassungs-Thron stoßen. Dafür präsentierte sich der Kadett nicht nur in großen Karosserievielfalt, sondern auch als schneller Blitz für die Kurvenjagd.

,,Opel Kadett. Das Auto." - Mit diesem Werbespruch nahm 1969 der damals bereits vier Jahre alte Kadett B neuen Anlauf, um den VW Käfer zu killen und Opel endlich zur Nummer eins in Deutschland zu machen. Letzteres eine Mission, die dem Kadett tatsächlich gelang, wenn auch erst 1972 in seinem finalen vollen Verkaufsjahr und mit Unterstützung weiterer Opel-Modelle. Was jedoch zählte: Opel war wieder wie zuletzt in der Vorkriegszeit deutscher Verkaufskönig und die in Bochum gebauten Kadett B hatten den Grundstein dafür gelegt.

Als solide gebaute Kompakte in einer bis dahin nie dagewesenen Karosserievielfalt aus über einem Dutzend Versionen samt sportlicher Rallye- und luxuriöser Olympia-Modelle berührten sie Herz und Verstand von insgesamt 2,6 Millionen Käufern. Der Kadett B sollte überall dort mit dem Lächeln des Siegers strahlen, wo sein Vorgänger noch Schwächen zeigte. Für das neue Opel-Einstiegsmodell bedeutete das vor allem: Eine Nummer größer antreten, den Sprung vom viersitzigen Kleinwagen zum fünfsitzigen Kompakten schaffen. So klassenlos wie der Käfer wurde der Kadett B zwar nicht, aber durch ein damals einzigartig breites Motoren- und Karosserieprogramm griff er gleichzeitig in mehreren Fahrzeugklassen an.

Auch Lifestyle wollte der Kadett B in die Kompaktklasse bringen. Dazu spendierte ihm Opel 1967 eine elegante Schrägheckkarosserie, den zwei- oder viertürigen LS. Zum feinen Kleid gehörte eine adäquate Motorisierung, für die sich deroptionale, 55 kW/75 PS starke 1,7-Liter-Benziner aus dem Rekord anbot. Luxus verkörperte dagegen der ebenfalls 1967 lancierte Olympia. Diese Spitzenversion der Kadett-Baureihe gab es als Schräghecklimousine oder Coupe mit einem 66 kW/90 PS starken 1,9-Liter-Vierzylinder als kräftigstem Herz. Innen verwöhnte der Olympia mit plüschigen Noppenteppichen, außen kündete der um die Kotflügel herumgezogene Kühlergrill von Prestige.

Mit dem Olympia hob der Kadett bereits in die Mittelklasse ab, so wie kein anderer deutscher Kompakter. Weshalb sogar die Opel-Mutter General Motors Freude an ihrem kleinsten Konzern-Produkt empfand und nicht weniger als 430.000 Kadetten über das Buick-Vertriebsnetz im Land der Straßenkreuzer verkaufte.

Rasant waren die leichtgewichtigen Kadett Sprint unterwegs, die Anfang der 1970er Jahre auf besonderen Wunsch mit 78 kW/106 PS-Maschine aus dem Rekord Sprint geliefert wurden und damit angeblich ebenso schnell auf Tempo 100 beschleunigten wie ein Porsche 911 T. Zu dieser Zeit war der reguläre Kadett schon am Zenit seiner Karriere eingetroffen. Eigentlich sollte ihn der 1970 eingeführte Ascona ersetzen, der dann jedoch nur den Olympia beerbte und als eigenständige Baureihe dem neuen Ford Taunus Paroli bieten musste.

So hielt der Dauerbrenner Kadett B bis 1973 durch, ehe ihn das GM-Weltauto ,,T-Car" in Form des deutschen Kadett C ablöste. Wirklich alt geworden war der Kadett B aber auch nach acht Jahren nicht, hielten ihn doch regelmäßige Modellpflegen und eine scheinbar endlose Serie an Sondermodellen so frisch, dass er sich bis zuletzt mit dem Käfer um den Rang des meistverkauften deutschen Volksfahrzeugs duellierte.

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