Sonst noch was? - Überwinden von Distanzen

Manchmal muss man einfach miteinander reden. Man kann ergänzend auch mit Zahlen prahlen. Letzteres ist in unserem Fall eher amerikanisch.

Bekanntlich liegt ja in der Kürze die Würze, was im Zeitalter des Twittern und Whats-Appens auch technisch unterstützt wird. An derlei hatte VW-Patriarch Ferdinand Piëch sicherlich nicht gedacht, als er vor gut einer Woche mit den knappen Worten: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn" ein Erdbeben im Volkswagen-Konzern auslöste. Exakt eine Woche später reagiert das Präsidium des VW-Aufsichtsrats mit einer Pressemitteilung, die in 577 Zeichen und damit noch knapp über Twitter-Niveau Martin Winterkorn das volle Vertrauen ausspricht und eine Vertragsverlängerung ankündigt. Da der VW-Aufsichtsrat nicht das Bundeskabinett und auch nicht Frau Merkel ist, könnte dieses volle Vertrauen tatsächlich so und nicht als Angebot für einen mehr oder weniger ehrenvollen Rücktritt gemeint sein.

Das hieße aber dann im Umkehrschluss, dass sich Ferdinand Piëch verzockt hätte und sich wider Erwarten in seinem Aufsichtsrat nicht durchsetzen konnte. Welche Folgen das nun wiederum haben mag, darüber können jetzt sicherlich wochenlang die Kollegen in den einschlägigen Fachmedien sinnieren und fabulieren. Festzustellen bleibt, dass ein paar wenige offizielle Sätze hier und da viele Zeitungsseiten und noch mehr Internetplatz füllen können, dabei ist genau genommen nicht viel passiert. Wahrscheinlich hat der Ferdinand nur sagen wollen, dass der Martin halt in Wolfsburg ist, was doch eine ziemliche Distanz zu Salzburg darstellt. Diese zu überwinden, stellt der Konzern übrigens technische Hilfsmittel her. Aber das nur so am Rande.

Damit beim Überwinden von Distanzen mittels Automobilen die Regeln eingehalten werden, hat die EU am vergangenen Donnerstag einen Blitzertag ausgerufen. Mit Erfolg, wie wir aus eigener höchst lokaler Anschauung feststellen konnten. Die Polizeidienststellen haben freundlicherweise vorab informiert, wo denn verstärkt geblitzt werden solle und Dank Facebook, Twitter und Co. verbreitete sich die Kunde wohl derart gut, dass beim eigentlichen Blitzen keine nennenswerten Vorkommnisse festzustellen waren. Fast alle fuhren brav sogar langsamer als erlaubt, was wiederum zeigt, das schon die Ankündigungen von Kontrollen ihr eigentliches Ziel, ordentliches Fahren, erreichen kann. So gesehen hat die EU eine gute Initiative gestartet. Diejenigen, die auf jede Menge Knöllchen und entsprechende Einnahmen hofften, gingen allerdings leer aus.

Letzteres dürfte auch noch eine Weile für die Aktionäre von Tesla gelten, sofern sie auf Dividenden hoffen. Tesla-Chef Musk erklärte schon mal: ,,"Wir könnten jetzt Geld verdienen, wenn wir nicht investieren würden" und investiert unter anderem in Supercharger genannte Ladestationen, wo er dann anschließend Strom verschenkt. Dieser Tage hat er mitgeteilt, wieviel Strom auf die kundenfreundliche Art bislang in Deutschland abgegeben wurde. Immerhin 1,8 Gigawattstunden waren es seit 2013, oder umgerechnet eine gute halbe Millionen Euro, europaweit war es nur im März dieses Jahres Energie für rund 300.000 Euro. Mit zunehmendem Netzausbau wird die Stromspende natürlich immer teurer. Hinzu kommen übrigens noch einmalig rund 75.000 Euro pro Supercharger-Station. Es mag ja sein, dass man derlei alles als Werbekosten verbuchen muss, aber mal ehrlich: Investieren gehört für die herkömmliche Autoindustrie zum Tagesgeschäft. Und, soweit wir gehört haben, soll da auch schon mal Geld verdient worden sein. Diesbezüglich könnte Herr Musk ja einmal in Salzburg nachfragen. Der Ferdinand kennt sich da aus. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

auch in NEWS

Anzeige

Videos